Da kriegt jemand eine Menge Gegenwind: Nachdem sich Rory McIlroy notfalls für eine Änderung der Ryder-Cup-Regeln ausgesprochen hat, um die Teilnahme des zu LIV Golf abgewanderten Jon Rahm am Kontinentalwettbewerb 2025 auf dem berüchtigt schwierigen Kurs Bethpage Black nahe New York ausgesprochen hatte, hat Europas Kapitän Luke Donald nun ein Machtwort gesprochen. „Rorys Kommentar war ein wenig ungenau, was die Änderung der Regeln angeht“, erklärte der Engländer, der nach dem Triumph von Rom in der Höhle des amerikanischen Löwen zum Wiederholungstäter werden will. „Man muss Europäer und Mitglied der DP World Tour sein. Soweit ich weiß, sind Jon und Tyrrell [Hatton] immer noch Mitglieder der European Tour und wären qualifiziert. Sie müssten sich halt an die Regel halten.“
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Noch drastischer formuliert es José María Olazábal, einer von Donalds Assistenten in Rom und erfolgreicher Teamchef von Medinah 2012. „Ich respektiere jeden, der zu LIV Golf gegangen ist“, betonte der Spanier in einem heimischen Podcast. „Aber wenn man eine Entscheidung trifft, muss diese Konsequenzen haben. Man kann nicht erwarten, dass man die gleichen Rechte hat wie die Spieler der PGA Tour und der DP World Tour. Warum die Regeln ändern? Damit man ohne Spieler wie Rahm oder Hatton nicht bei einem oder zwei Wettbewerben mit runtergelassenen Hosen dasteht? Na und? Vielleicht haben wir dafür plötzlich drei Abergs, nämlich Ludvig und die Hojgaard-Zwillinge. Nein, wir kommen auch ohne LIV-Spieler zurecht.“
Das dürfte weder McIlroy noch Rahm gefallen, der bereits gehofft hatte, dass es irgendeinen anderen Weg geben könnte, „denn ich will unbedingt dabei sein“. Hätte er sich früher überlegen sollen. Oder er muss außer den Majors halt genug Turniere außerhalb der noch kommenden zwölf LIV-Events spielen – wie sich das mit dem von den LIV’lern vielfach geäußerten Wunsch nach mehr Work-Life-Balance verträgt, sei dahin gestellt. Womöglich haben sich bis 2025 ja aber auch PGA Tour samt ihrem strategischen Partner DP World Tour und saudi-arabischer Staatsfonds PIF über eine Zusammenarbeit in den PGA Tour Enterprises geeinigt, unter deren Hoheit dann auch die LIV-Liga fallen würde.
Tyrrell Hatton übrigens hat schon geahnt, dass die Berufung ins Team für 2025 kein Selbstläufer ist. „Jon ist in einer anderen Position als ich. Man kann sich das europäische Ryder-Cup-Team ohne ihn nicht wirklich vorstellen“, sagte Hatton dem „Daily Telegraph“. „Es ist nett, wenn sich Teamkollegen für dich einsetzen, aber ich stehe mit diesen Jungs nicht auf einer Stufe und kann mich nicht auf meinen Ruf verlassen.“
Auch mit einer anderen Aussage hat sich McIlroy im Kollegenkreis wenig Freunde gemacht. Der Nordire plädiert im Rahmen seines Sinneswandels in Sachen PIF und LIV für eine bedingungslose Rückkehr von Überläufern in den Schoss des Establishments. Abgesehen davon, dass bislang niemand auch nur ansatzweise hat erkennen lassen, dem Konkurrenz-Circuit die gut dotierte Gefolgschaft aufkündigen zu wollen, steht McIlroy mit seiner Idee einer Generalamnestie ziemlich allein da. „Ich denke, es wäre keine sehr populäre Entscheidung, wenn sie einfach zurückkommen würden, als wäre nie etwas passiert“, sagte der Weltranglistenerste Scottie Scheffler. „Es sollte einen Weg zurück für sie geben, aber definitiv nicht ohne Gegenleistung.“
Ähnlich sieht es Justin Thomas: „Ich würde sagen, dass es eine Handvoll Spieler auf der LIV gibt, die die Tour zu einem besseren Ort machen würden, aber ich bin definitiv nicht der Meinung, dass sie so einfach zurückkommen können sollten. Ich würde mich schwer damit tun, und ich glaube, viele Jungs würden sich schwer damit tun.“
Rahm über Geld, Familienwohl und Tour-Sehnsucht
Auf die Nachricht haben wir gewartet: Jon Rahm hat bereits Sehnsucht nach der PGA Tour. „Ich hoffe, dass ich in naher Zukunft wieder einige dieser Events spielen kann“, sagte der in Scottsdale/Arizona lebende Spanier vor dem LIV-Event in Las Vegas mit Blick auf die parallel stattfindenden WM Phoenix Open. „Wenn ich am TPC Scottsdale vorbeifahre und weiß, dass ich dort nicht spielen werde, ist das schon sehr emotional. Das vermisse ich auf jeden Fall. Es gibt bestimmte Veranstaltungen, die für mich etwas Besonderes sind und die ich immer noch gerne unterstützen würde. Wenn es eine Möglichkeit zu spielen gäbe, würde ich so eine Einladung annehmen.“
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Tatsächlich verschwendet Rahm natürlich derzeit keinen Gedanken auf eine Rückkehr auf die PGA Tour verschwendet. Die Dynamik bei der Spaltung im Profigolf der Männer habe sich verändert“, sagte der zweifache Majorsieger und Masters-Titelverteidiger gegenüber „Golf.com“. Und sowieso: „Wenn sie dir eine so große Summe Geld ins Gesicht schlagen, ändern sich deine Gefühle. Ich versuche, kein materialistischer Mensch zu sein, aber ich bin es auch meiner Familie schuldig. Und Kinder zu haben, hat das, glaube ich, ziemlich verändert.“
Stimmt, angesichts eines Karriereverdiensts mit Golf von echt mickrigen 77,2 Millionen Dollar krebsen die Rahms ebenso am Existenzminimum wie Dustin Johnson und die Seinen. Wobei, „DJ“ wollte ja eh weniger arbeiten. Explizit entschuldigt sind auch Phil Mickelson, der horrende Wettschulden abzuzahlen hat, oder Ian Poulter, der nun mal einen Fuhrpark der Extraklasse volltanken muss:
Meronks Trotzreaktion: Keine Wildcard, also LIV
Alibi: Auch Adrian Meronk fühlte sich bemüßigt, seinen Wechsel in die LIV-Liga zu erklären, nachdem er auf der DP World Tour ein Ticket für die PGA Tour gewonnen hatte, aber direkt Richtung Konkurrenz-Circuit durchmarschiert war. Er wäre normalerweise nicht gewechselt, ließ der Pole in einem Gespräch mit dem britischen „Telegraph“ wissen, aber die Nichtberücksichtigung für Europas römische Ryder-Cup-Riege sei doch eine arge Kränkung gewesen. „Das hat mir die Augen geöffnet, wie alles funktioniert, und meine Entscheidung definitiv erleichtert“, erklärte Meronk. „Was ich durchgemacht habe, hat es mir einfacher gemacht, mich mehr um mich selbst zu kümmern und nicht darum, was andere Leute von mir denken oder was andere Leute von mir wollen.“ Ok, also ist Teamchef Luke Donald schuld, der ihm trotz dreier Siege auf der DP World Tour eine Wildcard verweigert hatte. Dann hat’s wenigstens mal nicht am Geld gelegen – Ironie wieder aus.
Halt, Stopp: Auch das angebliche Nomadenleben auf der Tour hat Meronk gestört: „Ich hatte wirklich zwei tolle Jahre, aber es hat mir nicht mehr so viel Spaß gemacht, weil ich einfach ständig auf Achse war. Wir hatten kein richtiges Zuhause, mussten von Hotel zu Hotel und von Flughafen zu Flughafen reisen. An Weihnachten saß ich mit meinen Eltern und meiner Freundin zusammen und sagte: Bei allen Erfolgen, ein Genuss war das nicht wirklich.“ Tja, Augen auf bei der Berufswahl. Toll, dass die Saudis mit dem Prinzip „Viel mehr Geld für viel weniger Aufwand und Leistung“ solche Ungerechtigkeiten zurechtrücken – passt ja gut in diese Welt. Und jetzt endgültig: Ironie wieder aus.
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930 Millionen als Aktienkapital für Tour-Spieler
Apropos Geld: Die PGA Tour hat aufgedröselt, wie die 1,5 Milliarden Dollar verteilt werden sollen, die aktuell von der Strategic Sports Group (SSG) als erste Tranche der Investition von insgesamt drei Milliarden Dollar in die PGA Tour Enterprises eingeschossen werden. Demnach wird beim sogenannten Player Equity Program ein Aktienkapital von 930 Millionen Dollar gleich 80 Prozent an 193 Spieler ausgegeben. „So bekommen die Mitglieder der PGA Tour die Möglichkeit, sich direkt an ihrer eigenen Liga zu beteiligen“, schrieb Commissioner Jay Monahan in einem Memo. Das Aktienprogramm sei gedacht, „um leistungsstarke Mitglieder zu belohnen und ihnen einen Anreiz zu geben, PGA Tour Enterprises zu unterstützen und aufzubauen; einem beträchtlichen Teil der derzeitigen PGA Tour-Mitglieder eine Belohnung zukommen zu lassen; und Legenden zu honorieren, die geholfen haben, die moderne PGA Tour aufzubauen“. Die künftigen PTE-Aktionäre oder neudeutsch Shareholder sind in vier Gruppen aufgeteilt:
Gruppe 1 mit 750 Millionen Dollar Gesamtkapital: 36 Top-Akteure; der Verteilerschlüssel definiert sich durch Karriereleistung, Ergebnisse der vergangenen fünf Spielzeiten und Platzierungen im Player Impact Program (PIP).
Gruppe 2, 75 Millionen Dollar: 64 Spieler; Leistung der vergangenen drei Jahre.
Gruppe 3, 30 Millionen Dollar: 57 Spieler mit voller Tour-Mitgliedschaft.
Gruppe 4, 75 Millionen Dollar: 36 Spieler auf Basis ihrer Karriereleistung.
Wie nicht anders zu erwarten ist die Aktienzuteilung an Bedingungen wie Turnierteilnahmen pro Saison etc. gebunden und ggf. auch widerrufbar. Zudem wird ab der Saison 2025 bis 2030 weiteres Aktienkapital an bestehende oder für neue Shareholder im Gesamtwert von jährlich 100 Millionen Dollar ausgeschüttet, als Bonus für Spitzenleistungen oder PIP-Platzierungen. Monahan geht davon aus, dass alle rechtlichen und organisatorischen Regularien bis März erledigt sind.
Der 76. einer Caddie-Legende
Legendenstatus: Er war der Caddie von Tiger Woods bei dessen erstem Masters-Triumph 1997 und an der Tasche von Jim Furyk, als dieser 2003 die US Open gewann und 2016 bei der Travelers Championship seine 58er-Runde spielte – vergangene Woche (7. Februar) ist Michael Thomas Cowan, den jeder im Golf nur als „Fluff“ kennt, 76 Jahre alt geworden.
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Für den Mann mit dem charakteristischen Schnauzbart freilich kein Grund, sich eine Pause zu gönnen. Bei der WM Phoenix Open trug der Veteran das Bag von CT Pan.
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„Greatest Show on Grass“ bestätigt ihren Ruf
Impressionen: Die WM Phoenix Open hat auch in diesem Jahr ihrem Ruf als „The Greatest Show on Grass“ wieder alle Ehre gemacht. Mit alldem, was dazu gehört und auch manch negativem Aspekt. Es gab den täglichen Run auf die besten Plätze am Partyloch 16, Geschenke der Spieler, bewusstlos abtransportierte überalkoholisierte Fans, Abstürze im übertragenen wie im wörtlichen Sinn, Flitzer, von Golfbällen getroffene Zuschauer und andere Querschläger in die Galerie, zwischenzeitlich wurde die Anlage wegen Überfüllung geschlossen und der Verkauf von alkoholischen Getränken eingestellt, weil es etwas zu turbulent wurde. Fun Fact am Rand: 2023 wurde über vier Millionen Becher Bier und Cocktails ausgegeben – mal abwarten, wie die Alkoholbilanz für dieses Jahr ausfällt. Nachfolgend ein paar optische Eindrücke:
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Fleetwood: LIV-Besucher und TGL-Neuzugang
Derweil in Las Vegas: Beim parallel zur PGA Tour stattfindenden LIV-Event im Las Vegas Country Club stand neben dem Schlussflight mit Jon Rahm, Bryson DeChambeau und Dustin Johnson ein Profi im Fokus, der eigentlich gar nicht dorthin gehört. Tommy Fleetwood trainierte in Las Vegas mit Coaching-Legende Butch Harmon und schaute auch mal beim Konkurrenz-Circuit vorbei – allerdings durch seine Hoodie-Kapuze eher ein wenig vermummt.
Dennoch wurde der Engländer natürlich erkannt, und prompt gab’s schon wieder Spekulationen. Die einzige Liga, der sich Fleetwood aktuell angeschlossen hat, ist Tiger Woods’s und Rory McIlroys TGL, die ihre Debütsaison bekanntlich wegen des „Platten“ im Dach der Traglufthalle auf dem Campus der Palm Beach State College auf 2025 verschoben hat. Fleetwood nimmt den Platz des aus dem TGL-Line-up entfernten Tyrrell Hatton ein und hat auch direkt ein Team gefunden. Er wird für den LA Golf Club von Reddit-Gründer Alex Ohanian und seiner Ehefrau, der Tennis-Diva Serena Williams, antreten. Hattons Position bei McIlroys Boston Common bleibt damit vakant.
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Max Homas Plan für den Ruhestand
Perspektive: Größter Fan der Waste Management Phoenix Open ist freilich Max Homa. Der 33-jährige Kalifornier, der seit einigen Jahren vor Ort in Scottsdale/Arizona lebt, weiß schon ganz genau, was dereinst als Golf-Ruheständler tun will. „Sobald ich in Rente gehe, wird man mich hier als Fan antreffen“, sagte Homa vor seinem sechsten Start im TPC Scottsdale, bei dem er allerdings den Cut verpasste, und ergänzte auf die Frage nach seinem, bevorzugten Zuschauerplatz: „Das ist eine wirklich gute Frage, keine Ahnung. Ich lasse mich treiben, wo immer mich die Getränke hin spülen.“ Na, dann Prost!
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Wenn die Golfstars Footballer wären …
Zum Schluss: … noch eine Reverenz an den Super Bowl der National Football League (NFL), dessen 58. Auflage heute Nacht in Las Vegas ausgetragen wurde und bei dem die Kansas City Chiefs mit 25:22 nach Overtime über die San Francisco 49ers ihren Titel verteidigt haben. Natürlich werden anlässlich des größten Einzelsportereignisses der Welt auch Golfstars befragt, welche Positionen sie sich als American-Footballer vorstellen könnten. Wir finden Justin Thomas’ Eingeständnis übrigens am Besten:
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