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Golf & Kulinarik

Lunch bei Königs: Kurse und Kulinarik in Aberdeenshire, The Larder of Scotland

19. Dez. 2024 von Michael F. Basche in Aberdeen, Schottland

Castle & Course: Der Parkplandplatz von Meldrum House ist, was man ein „hidden gem“ nennt. (Foto: Chris Robb für Meldrum House)

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„The Land of Cockaigne“ ist eine imaginäre Insel der Seeligen, ein Flecken der Fülle und des ruralen Reichtums in Großbritanniens mittelalterlicher Mythologie: Aus dem Himmel regnet es Käse, in den Flüssen strömt Milch und Honig, gegrillte Spanferkel laufen durch die mit Backwaren gepflasterten Straßen und gebratene Kapaune fliegen den Leuten sprichwörtlich ins Maul. Schlaraffenland also, die Parodie eines Paradieses.

Auch Schottland hat Terroir

Womöglich haben sich die Schöpfer der Cockaigne-Fabeln für ihr Utopia im Nordosten von Schottland inspirieren lassen. So jedenfalls kommt einem Aberdeenshire vor. Die Grafschaft, die sich von ihrer Kapitale Aberdeen aus ins Hinterland erstreckt, ist auf rund 6.300 Quadratkilometern pures, splendides Terroir. Begünstigt von mildem maritimem Klima und Böden vorwiegend aus kristallinem Schiefer wächst und gedeiht in Feld und Flur nahezu alles, was dem Gaumen schmeichelt.

Das erinnert tatsächlich an Schlaraffenland, natürlich ohne dessen Konnotation von Faulenzertum und Völlerei. Nicht von ungefähr gilt Aberdeenshire als „Larder of Scotland“, als Schottlands Speisekammer. Oder wie die „Aberdonians“ selbstbewusst proklamieren: „Vom Berg bis zur See das Beste von Schottland.“ Gourmets wie Golfer gleichermaßen finden in Aberdeenshire eine Menge Gründe für Glückseligkeit.

Beerenfrüchte dank Warmluft aus den Destillerien

Es ist das Land der Highland- oder Angus-Rinder und der Schafe, auf den Wiesen suhlen Schweine, picken Hühner und anderes Federvieh, in den Äckern wächst das Wurzelgemüse, die Wälder sind voller Wild, in den Häfen und Küstendörfern werden Fisch, Krusten- sowie Schalentiere angelandet und in sinnvoll platzierten Gewächshäusern gedeihen Beerenfrüchte sogar ganzjährig – dank der Warmluft, die als „Abfallprodukt“ des Destillationsprozesses von allenthalben benachbarten Whisky-Brennereien wie Glen Garioch zugeführt wird. Karg und rustikal ist anders.

Royal Aberdeen. (Foto: Royal Aberdeen)

Plätze von Weltklasse und Weltruf

Die Golfplätze stehen dieser Schwärmerei in nichts nach. Linkskurse wie Royal Aberdeen, Cruden Bay oder die Murcar Golf Links sind Parcours von Weltklasse und Weltruf. Und auch Donald Trumps International Golf Links Aberdeen gehören für viele dazu, wenngleich dafür jede Menge Natur zerstört und die sensible Balance der Dünenlandschaft empfindlich gestört wurde. Die Proteste und das rigide, von den schottischen Behörden geduldete Vorgehen beim Bau sind hinlänglich bekannt und in einem sehenswerten Dokumentarfilm belegt. Nächsten Sommer wird übrigens der zweite Platz eröffnet und das Tamtam entsprechend großspurig ausfallen.

Cruden Bay. (Foto: David J Whyte©Linksland.com)

Geheimtipps wie Stonehaven und Cullen

Hier soll’s lieber mit ein paar Geheimtipps weitergehen. Mit Stonehaven beispielsweise, wo sie auf der Homepage zu Recht von „great golf in a spectacular setting“ sprechen. Die 18 Loch des Par-66-Layouts hängen förmlich auf den Höhen über der Nordsee. Und manche Bahn hat den in der modernen Architektur so beliebten Infiniti-Charakter: Hinterm Grün sind nur noch weites Wasser und endloser Himmel.

Stonehaven Golf Club. (Foto: Michael F. Basche)

Eine Weltmeisterin am Suppentopf

Oder die Cullen Links am Rand des Orts, der dem zweiten schottischen Nationalgericht neben Haggis den Namen verlieh: Cullen Skink ist eine sämige Kartoffelsuppe mit Stücken von geräuchertem Schellfisch und Lauch, oder eine sämige Fischsuppe mit Kartoffel- und Laucheinlage, ganz nach Belieben. Geradezu weltmeisterlich lässt sich das pikant-nahrhafte Gericht in Lily's Kitchen Cafe verkosten, wo mit Inhaberin Lynne Watson immerhin die Cullen-Skink-Weltmeisterin von 2018 am Herd steht.

„Local Links“ sind die Seele des Spiels

Was da in einem zerbeulten Topf simmert und unter ständigem Rühren gart, ist genau die richtige Köstlichkeit nach eine Runde auf dem Par-62-Platz, dessen Routing wahrhaft in die Geländeverwerfungen der Küste gepresst ist und pittoresker nicht sein könnte. Es sind diese „local links“ mit ihren spröden, ja schrulligen Charme, die unsereinem wie Adventure-Golf anmuten, indes die Seele des ehrwürdigen und dennoch ewigen jungen Spiels bilden und seine Faszination in purer Form versinnbildlichen.

Cullen Links. (Foto: Michael F. Basche)

Die Deeside, ein lauschiger Landstrich

Sowieso: Vom Reiz der Region ließen sich wohl nur Zeitgenossen nicht verzaubern, denen Palmenstrand und Pudersand das Nonplusultra sind. Die Royal Deeside, der lauschige Landstrich entlang des Flusses Dee, ist ein Traum in Vintage-Farbtönen, ein Gewässer gewordenes Poesiealbum für Romantiker voller Farben, Flora und Fauna und ganz nebenbei ein Eldorado fürs Fliegenfischen. Das Kontrastprogramm zur sanften Idylle bieten beispielsweise die zerklüftete Gestade von Portsoy: Die Gischt besprühten Felsformationen an der Nordsee hätten Kulisse für Außenaufnahmen des Fantasy-Spektakels Game of Thrones gewesen sein können.

Kontrastprogramm: Die lauschige Landschaft der Deeside … (Foto: Michael F. Basche)

… und die zerklüftete Nordseeküste bei Portsoy. (Foto: Michael F. Basche)

Meldrum House – mehr Schottland-Klischee geht kaum

Small World: Als die Hauptdarsteller Kit Harrington („Jon Snow“) und Rose Leslie („Wildling Ygritte“) vor einigen Jahren in Leslies schottischer Heimat geheiratet haben, da logierten „Tyrion Lannister“ aka Peter Dinklage und andere Hochzeitsgäste in Meldrum House, einem feinen Country-Hotel, das so ziemlich alles vereint, was man von einer heimeligen Herberge im Herzen von Aberdeenshire erwartet. Ein trutziges Herrenhaus als Mittelpunkt des Anwesens, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert ranken; eine in den Felsen gehauene, unter der Jahreszahl „1236“ firmierende und vielfach als Whiskywelt gewürdigte Gewölbe-Bar mit mehr als 120 Marken und noch mehr Variationen an „Uisge Beatha“, dem „Wasser des Lebens“; drumherum ein ansehnlicher Golfplatz, den man getrost als Parkplandpreziose bezeichnen kann – mehr Schottland-Klischee geht kaum.

Meldrum House. (Foto: Michael F. Basche)

Tagesfrische Jakobsmuscheln und glückliche Highland-Rinder

Malerischer wohnt lediglich General Manager Jordan Charles, der sich in der Nähe ein altes Cottage hergerichtet hat. Den smarten Schotten nach sonstigen kulinarischen Empfehlungen zu fragen, kommt beinahe einem Frevel gleich, zelebriert Küchenchef Alan Clarke doch im Gourmetrestaurant Pineapple von Meldrum House selbst eine exzellente und im Wortsinn bodenständige Küche zwischen morgens geernteten Jakobsmuscheln und dem hervorragenden Fleisch der Highlander, die Lieferantin Grace Noble mit viel Liebe und permanentem „Freigang“ für die Rindviecher auf ihrer Farm in Banchory züchtet (Besucher sind willkommen).

Gebratene Jakobsmuscheln im Gourmetrestaurant Pineapple von Meldrum House. (Foto: Meldrum House)

Grace Noble und einer der Zuchtbullen ihrer Highland-Rinderherde. (Foto: Michael Basche)

Das kulinarische Kleinod Rothesay Rooms

Noch rigider regional waltet Ross Cochrane in den Rothesay Rooms in Ballater. Das beschauliche Städtchen am Dee ist als Endstation der Bahnlinie bekannt, die Queen Victoria und ihren Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha in den 1850er-Jahren ins Refugium Schloss Balmoral brachte, das jahrzehntelang auch Sommersitz von Königin Elizabeth II war.

Ballater Golf Club. (Foto: Helma Scheffler)

Die Rothesay Rooms wiederum gehören zur „The Prince‘s Foundation“ des ewigen Thronfolgers Charles, der mittlerweile doch als King Charles III firmiert. Küchenchef Cochrane hat „A Tribute to Scottish Flavors“ zur Leitlinie erkoren und kocht in seinem kulinarischen Kleinod in der einstigen Ballater Station, was die Umgebung in einem 30-Kilometer-Radius hergibt – fein, frisch, finessenreich. „Field to Fork“, sagt er dazu, aus dem Gelände auf die Gabel: „Wir unterstützen lokale Erzeuger. Es ist immer gut zu wissen, wo dein Essen herkommt.“

Ab in die Sommerfrische auf Schloss Balmoral. (Foto: Michael F. Basche)

Ballater Station. (Foto: Michael F. Basche)

Aberdeen, die „Silver City"

Angesichts solcher Ziele muss man sich zur Landflucht beinahe zwingen. Aberdeen indes ist es wert. In der „Silver City“ – wegen des im Sonnenlicht glitzernden Glimmeranteils im vorherrschenden Baustoff Granit –, vor der sich Ölbohrplattformen und Fischtrawler das Meer teilen, lässt sich‘s vortrefflich leben. Kunst und Kultur haben ebenso Raum wie Bildung und Business. Gutes Essen sowieso. Hinterland und Nordsee nähren die gastronomische Güte, beispielsweise im Moonfish Cafe im Mittelalter-Flair des Handelsviertels oder in The Silver Darling, wo dank des Standorts im Hafen der Blick aufs Wasser inklusive ist.

Aberdeen, „The Silver City“. (Foto: Michael F. Basche)

Bierprobe bei BrewDog – gut für den Schwung

Zuguterletzt sei BrewDog nicht vergessen. In Ellon, an der Peripherie von Aberdeen, haben zwei hippe Typen namens James Watt und Martin Dickie mit hoher Produktqualität und frechem Marketing ein kleines Craftbeer-Imperium aufgebaut, das mittlerweile über Brauerei-Standorte in aller Welt verfügt. In der Kneipe des Hauptquartiers lässt es sich trefflich quer durch die Bierkarte „verkosten“ – bloß die Fahrtüchtigkeit dürfte darunter leiden. Dafür allerdings wird der Golfschwung entspannter und der Score bedeutungsloser.


Informationen und Links zum Thema:

Aberdeenshire:
https://www.visitabdn.com/

Golf:
Royal Aberdeen Golf Club, Bridge of Don, royalaberdeengolf.com.

Murcar Links Golf Club, Bridge of Don, murcarlinks.com.
Cruden Bay Golf Club, Peterhead, crudenbaygolfclub.co.uk.
Stonehaven Golf Club, Stonehaven, stonehavengolfclub.com.
Cullen Links Golf Club, Cullen, cullenlinksgolf.co.uk.

Kulinarik:
Rothesay Rooms, Ballater, rothesay-rooms.co.uk.

Moonfish Cafe, Aberdeen, moonfishcafe.co.uk.
The Silver Darling, Aberdeen, thesilverdarling.co.uk.


 

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