Vor einigen Jahren spielte man auf der Tour ein Par-4 mit einem Drive und einem "kurzen" Annäherungsschlag ins Grün. Annäherungsschläge? Heutzutage wird das Grün gleich ins Visier genommen, das Par-4 direkt angegriffen und das Par-5 mit dem zweiten Schlag mit einem mittleren Eisen erreicht. Fakt ist, dass der Ball definitiv zu weit und zu lang fliegt, wie Studien der USGA und R&A belegen. Lösungsansätze gibt es, doch bis jetzt findet keine von ihnen Anwendung. So könnte beispielsweise die Debatte um die "Verkürzung" des Golfballes erneut angeheizt werden.
Tom Watson: "Der Ball fliegt eindeutig zu weit"
Die amerikanischen Regelhüter, die United States Golf Association (USGA) und die R&A, haben am Montag ihren jährlichen Bericht zum Thema Distanzen veröffentlicht und das mit beeindruckenden Werten, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. Der seit dem Jahre 2015 jährlich erscheinende Bericht über "Driving-Distances" umfasst alle sieben großen Golf-Touren auf der Welt (PGA Tour, European Tour, Japan Golf Tour, Web.com Tour, PGA Tour Champions, LPGA Tour und Ladies European Tour).Von 2003 bis 2016 gab es einen stetigen, aber nicht allzu gravierenden Anstieg der Drive-Längen (durchschnittlich 02, Yards pro Jahr). Im Verhältnis dazu sind die Werte im vergangenen Jahr beinahe explodiert.
In Jahr 2017 gab es deutlichere Abweichungen der Distanzen, als in den Jahren zuvor. Die durchschnittliche Distanz auf den Touren betrug gleich drei Yards (ca. 2,8 Meter) mehr. Wie in den vorherigen Jahren festgestellt wurde, gibt es Touren, welche in einer Saison bis zu vier Yards oder mehr abweichen - dies sei nicht ungewöhnlich, heißt es in der Studie. "Ein solcher [durchschnittlicher] Anstieg auf so vielen Touren in nur einer Saison ist ungewöhnlich und bedenklich. Er erfordert eine genaue Inspektion und Überwachung, um die Gründe und Auswirkungen gänzlich zu verstehen", heißt es in dem Bericht weiter. Der errechnete Durchschnittswert aller Touren glich den Wert der einzelnen Tour in den letzten Jahren wieder aus. Diesmal kam es aber auf allen Touren zu einem signifikanten Anstieg der Abschlagslängen.
Am deutlichsten wurde dies auf der Web.com Tour, auf der die Spieler 2017 durchschnittlich gleich 6,9 Yards zulegten. Auch die LET lag mit durchschnittlich 6,4 Yards mehr deutlich über dem Vorjahr. Einizg auf der LPGA Tour verloren die Proetten an Länge. Um 0,8 Yards verkürzten sich hier die Abschläge. Am weitesten wird übrigens auf der Web.com Tour geschlagen. 2017 landete der durchschnittliche Drive nach 303 Yards. Es folgen European und PGA Tour mit 2992 bzw. 293 Yards.
Die Stimmen der Profis zum Thema Änderung des Balles
Bernd Wiesberger hat sich zu der Golfball-Debatte klar und deutlich geäußert. Der Österreicher sieht die Länge als Entwicklung und weniger als ein Problem des Golfsports. Man befände sich nicht mehr in den 70er Jahren und die neuen Weiten seien durchaus das Resultat der fortgeschrittenen Technik, so Wiesberger Ende letzten Jahres.
Martin Kaymer und Tiger Woods sind in puncto Golfball gleicher Meinung. Kaymer fände es gut, wenn man die Länge eingrenzen würde, da somit auch wieder ältere Golfplätze gespielt werden können. Eine Ballflug-Reduktion von lediglich 10 Prozent würden dem Mettmanner schon ausreichen. Mit einer solchen Reduktion würden auch die sich in der Landezone befindenden Hindernisse ins Spiel kommen. Derzeit werden diese auf vielen Golfplätzen problemlos überflogen und komplett aus dem Spiel genommen.
Vorgehensweisen gegen solche Längen auf der Tour?
In der Vergangenheit gab es viele Lösungswege, das stetige Fortschreiten der Distanzen zu unterbinden. Dabei wurden verschiedene Ideen aufgeführt: Zum einen könnte man die Struktur des Golfballes verändern und zum ändern die Golfplätze längentechnisch erweitern. Indes beschwert sich die Golfwelt, dass Golf-Runden auf längeren Plätzen mit mindestens fünf Stunden einzuplanen wären. Gründe hierfür sind, dass die Bälle länger fliegen würden und somit eine längere Strecke zurücklegt werden müsste - von den größeren Unterhaltungskosten des Golfplatzes ganz zu schweigen.
Doch auch die Debatte des Balles ist noch nicht vollends entschieden. Es gibt noch keine Beschlüsse zur Änderung des Equipments, aber Befürworter argumentieren, dass es die wirtschaftlich beste Lösung sei, den Golfball in seiner Beschaffenheit zu verändern, um die Distanzen zu verkürzen. Auch USGA und R&A gaben zuletzt Anlass zu der Annahme, dass bald eine Veränderung anstehen könnte.