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PGA Championship

Licht aus, Spot an: Nur Woods und Koepka stehen im Major-Rampenlicht

06. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods und Brooks Koepka zählen zu den Favoriten auf den Titel der PGA Championship. (Foto: Getty)

Tiger Woods und Brooks Koepka zählen zu den Favoriten auf den Titel der PGA Championship. (Foto: Getty)

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Ein wenig scheint diese 102. PGA Championship, die heute im TPC Harding Park die Major-Saison des zerfledderten Corona-Jahrs 2020 einläutet, ein Fernduell zweier großer Namen zu sein. Denn im Fokus stehen Tiger Woods, der sich lange schonte und nach dem Restart nur Jack Nicklaus‘ Memorial Tournament spielte, sowie Titelverteidiger Brooks Koepka. Der „Rest of the Best“ läuft auf Abstand und im Schatten mit, während sich alle Medienwelt fragt, ob Woods‘ Rücken hält und er nach dem Masters-Triumph von 2019 ein weiteres Major auf Rekordhalter Nicklaus wettmachen kann.

Die Basis für derlei Spekulationen liefert das Geläuf: 2005 wunderte sich der Superstar über die Verwandlung des TPC Harding Park, den er bloß aus Kinder- und Jugendjahren als etwas heruntergekommenen öffentlichen Rumpelacker kannte: „Das war doch eigentlich immer eine Kleewiese – unglaublich, wie dieser Golfplatz verändert wurde.“ Anschließend gewann er die WGC – American Express Championship im Stechen gegen John Daly. Vier Jahre später fertigte er beim Presidents Cup an gleicher Stelle im Einzel den Koreaner Yong-Eun Yang mit „6 und 5“ ab, besiegelte damit eine makellose 5-0-0-Bilanz (mit Partner Steve Stricker), sicherte den US-Gesamtsieg und nahm außerdem Revanche für die Niederlage gegen Yang bei der PGA Championship zwei Monate zuvor in Hazeltine.

So nah ist Woods dem fünften Triumph bei der PGA Championship erst 2018 wieder gekommen, als er im Bellerive Country Club zwei Schläge hinter Brooks Koepka einlief. Im Nachhinein könnte das symptomatisch gewesen sein fürs Koepkas endgültigen Durchbruch als neuer Major-Dominator in Woods‘scher Manier. Noch hält der 44-Jährige den Rekordscore von 92 unter Par für eine dreijährige Majorspanne (2000 bis 2002), Koepka bringt es seit 2017 „nur“ auf -70. Mal sehen, was dieses Wochenende und die kommende Monate bringen …

Koepka: „Bin nicht hier, um bloß mitzuspielen“

Üblicher Verdächtiger: Es ist Major-Zeit, und damit schlägt auch die Stunde von Brooks Koepka. Natürlich ist der Titelverteidiger und vierfache Majorsieger gleichzeitig der erste Sieg-Anwärter bei dieser 102. PGA Championship, rechtzeitig von seinen Kniebeschwerden genesen und durch ein paar Übungseinheiten mit Schwung-Trainer Pete Cowen und Putt-Koryphäe Phil Kenyon in physische Form gebracht. Mental braucht der 30-Jährige ohnehin keinen Antrieb von außen: „Ich bin nicht hier, um bloß mitzuspielen und ansonsten eine nette Zeit zu haben“, sagt Koepka, dessen Major-Score sich seit 2017 und zwölf Grand-Slam-Turnieren bei einem Durchschnitt von 69,3 Schlägen bewegt. „Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen. Der Beste gewinnt, der Beste ist die Nummer 1 der Welt – das ist das Ziel, und ich mag es genau so!“

Ein erneutes PGA Championat für den Hünen aus Florida wäre unerreicht im modernen Golfsport. Ein Hattrick, das Triple oder der „Three-Peat“, wie es im US-Sport-Slang heißt, gelang bei der PGA-Championship lediglich dem elffachen Majorsieger Walter Hagen, der 1921 und dann von 1924 bis 1927 vier Mal in Serie gewann. Damals allerdings wurde das Turnier noch als Match Play ausgetragen (bis 1957 einschließlich). Dasselbe Major in drei aufeinander folgenden Jahren zu holen, schafften in der gesamten Golfgeschichte nebst Hagen lediglich die Schotten Tom Morris Jr., Jamie Anderson und Bob Ferguson mit der Open Championship zwischen 1868 und 1882, Willie Anderson mit der US Open 1903 bis 1905 und Peter Thomson mit der Open Championship 1954 bis 1956. Das Triple für Koepka wäre sein achter Sieg auf der PGA-Tour: Er hat jetzt schon mehr Majors gewonnen als normale Turniere …

McIlroy und Fowler im erweiterten Kreis

Auf dem Zettel: Das Magazin „Golf Week“ hat in Zusammenarbeit mit dem Analyse-Unternehmen „15th Club“ noch zwei Spieler ausgemacht, die aufgrund ihrer statistischen Werte ganz vorn zu finden sein sollten: Rory McIlroy und Rickie Fowler. Der Nordire gewann 2015 auf dem TPC Harding Park das WGC Match Play, Fowler ist nach elf Major-Top-Tens einfach mal fällig. Für den Kalifornier spricht beim Heimspiel zudem, das er mit 70,6 Schlägen den sechstbesten Ergebnis-Durchschnitt bei Majors hat. Und die fünf Spieler vor ihm sind allesamt bereits Major-Gewinner. Überdies gibt es außer Fowler nur einen Spieler, der seit 2017 bei Majors durchschnittlich zwei oder mehr Schläge besser als der Querschnitt des Felds gespielt hat (Strokes gained total): Brooks Koepka. Die Strokes-gained-Methode greift auch bei McIlroy. Bei „Tee to green“, also mit allen Schlägen, die nicht auf dem Grün gespielt wurden, war der vierfache Majorsieger  seit dem Auftakt der vergangenen Saison im entsprechenden PGA-Tour-Ranking nie schlechter platziert als auf Rang zwei.

Ballfressende Zypressen …

Score-Killer zum Ersten: Auch wenn der TPC Harding Park in normalen Zeiten ein öffentlicher Platz ist – für die 102. PGA Championship präsentiert sich das Geläuf in San Francisco mit seinen schmal gemähten Fairways eher als Parcours im US-Open-Stil. Die Spieler sind freilich gut beraten, auch den Luftraum gut im Auge zu behalten, denn die Monterey-Zypressen an den Fairway-Rändern sind böse Ballfresser. So herrlich die malerischen, immergrünen Bäume auch anzuschauen sind: Ihre schirmförmigen Kronen geben verirrte Kugeln nur sehr ungern wieder her, wie in diesem Video demonstriert wird:

… und „sumpfiges“ Gras

Score-Killer zum Zweiten: Und wenn ein getroffener Zypressen-Wipfel den Ball doch wieder hergeben sollte, wartet das nächste Ungemach in Form des fast sumpfig wirkenden Roughs. „Golf.com“ nennt es zurecht „nasty“, garstig, fies:

Ian Poulter hat aus dem Mäh-Set-up des gerade mal 6.600 Meter langen und dennoch brutalen Kurses direkt mal eine Strategie kreiert:

Sensation: Bubba Watson nahm Trainerstunde

Alter schützt vor Hilfe nicht: Der golferische Autodidakt Bubba Watson hat mit 41 Jahren erstmals die Unterstützung durch einen Coach in Anspruch genommen. Watson, der niemals eine Trainerstunde hatte und damit zweifacher Master-Sieger wurde, vereinbarte eine Putting-Unterrichtseinheit bei Claude Harmon III, Sohn von Golflehrer-Legende Butch Harmon und selbst ein renommierter Teaching Pro, der z. B. mit Brooks Koepka und Dustin Johnson gearbeitet hat. Schon während des WGC – St Jude Invitational ließ sich der Linkshänder auf dem Übungsgrün Tipps von Harmon III vermitteln. Aber „es wird definitiv nicht diesen Kram auf der Driving Range oder so geben“, betonte die aktuelle Nummer 63 der Welt. „Ich sehe Claude eher als Lebens-Ratgeber.“ Am WGC-Sonntag jedenfalls hat das schon mal funktioniert, als Watson mit einer 66 (4 unter Par) seine beste Runde der Woche spielte.

Nicklaus kritisiert Attitüde vieler heutiger Pros

Bären-Schelte: Jack Nicklaus weiß, was es braucht, um sich im Golfsport auf Top-Level zu halten. Und der „goldene Bär“ macht sich so seine Gedanken über Attitüde und Lebensstil heutiger Tour-Spieler – nicht unbedingt vorteilhafte. „Zu meiner Zeit spielten wir Turniere, um zu gewinnen, um uns einen Namen zu machen“, sagte der 18-fache Majorsieger dieser Tage und erinnerte sich an den höchsten Scheck seiner Karriere, 144.000 Dollar für den Masters-Sieg 1986. „Heutzutage müssen die Jungs nicht mal gewinnen, um mit Preisgeldern von drei, vier Millionen Dollar pro Jahr sehr komfortabel von Golf leben zu können. Das ist irgendwie eine falsche Entwicklung.“ Nach Nicklaus‘ Ansicht legen sich viele Profis nicht genug ins Zeug: „Die sagen, ich will gar nicht so hart arbeiten wie beispielsweise ein Tiger Woods, weil ich mit solchen Größen sowieso nicht mithalten kann. Mir reicht, wo ich bin. Aber so sollte das nicht sein. Jeder sollte versuchen, so gut wie möglich zu sein, sein Potenzial auszuschöpfen – egal, worum man spielt. Mit dem vielen Geld, das man auch so gewinnen kann, ist dies aber gar kein Anreiz mehr.“

Daly und Singh ziehen zurück

Absagen: Mit John Daly und Vijay Singh bleiben zwei weitere ehemalige PGA Champions der 102. Auflage der Professionals-WM fern, nachdem zuvor bereits der 2008er-Sieger Padraig Harrington abgesagt hatte. Ebenso wie Europas Ryder-Cup-Skipper begründete auch „Big John“ seinen Rückzug mit den Risiken durch die Corona-Pandemie. Kalifornien stehe bei den Sterblichkeits-Fallzahlen an Nummer eins, schrieb Daly auf Twitter, der 1991 gewonnen hatte: „Außerdem hatte ich gerade eine Knie-Operation, bin Diabetiker und fühle mich im Flugzeug nicht wohl. Mit dieser gesundheitlich Belastungen ist es mir das nicht wert.“ Der zweifache Champion Singh (1998, 2004) strich seinen Start wegen einer Verletzung. Für Daly und Singh rückten Denny McCarthy und Emiliano Grillo ins Feld, Harrington und der ebenfalls das Reisen in Corona-Zeiten scheuende Francesco Molinari wurden von Troy Merritt und Talor Gooch ersetzt.

Nicht bloß ein Pott für Premierensieger

Wussten Sie: … dass die Wanamaker Trophy als Objekt der Begierde anfangs gar nicht das einzige Siegerzeichen der PGA Championship war? Kaufhaus-König und Multiunternehmer Rodman Wanamaker, der zuvor die Gründung der PGA of America und dann auch deren jährliches sportliches Branchentreffen initiiert hatte, spendierte 2.500 Dollar für die Ausrichtung des Premierenturniers 1916 im Siwanoy Country Club/US-Bundesstaat New York. Das Geld reichte nicht nur für den 70 Zentimeter hohen und 12,2 Kilogramm schweren Pott, sondern auch für eine diamantenbesetzte Golfmedaille und 500 Dollar Prämie. All das wurde dem ersten PGA Champion Jim Barnes ausgehändigt, nachdem der gebürtige Engländer den gebürtigen Schotten Jock Hutchison in finalen Match-Play-Duell mit „1 auf“ niedergerungen hatte.

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