LPGA und Ladies European Tour - für viele Golferinnen das ganz große Ziel. Fünf neue Spielerinnen aus Deutschland haben dieses Jahr ihren Weg auf die beiden großen Damentouren gefunden und stellen sich einer ganzen Reihe neuer Herausforderungen. Zu Beginn der Saison hat Golf Post einige der Neueinsteigerinnen beim Lalla Meryem Cup in Marokko getroffen und stellt die Rookies vor.
Chiara Noja - Das junge Ausnahmetalent
Mit ihrem Sieg bei der Aramco Team Series in Jeddah 2022 erschütterte die 16-jährige Chiara Noja die Golfwelt und erlebte einen riesigen Sprung in ihrer Karriere. Als Tochter golfbegeisterter Eltern kam Noja bereits im frühen Kindesalter mit dem Sport in Berührung und blieb ihm treu. Im Jahr 2014 zog die Familie nach England, sechs Jahre später siedelte sie nach Dubai über. Mit erst 15 Jahren gab sie 2021 dort auch ihr Profidebut auf der Ladies European Tour. Neben der LET Access Series bekam sie 2022 die Chance, bei den Turnieren der Aramco Team Series aufzuteen. Einige Top-20 Ergebnisse später kam der große Knall: 13 unter Par nach drei Runden und ein Playoff gegen ihr Kindheitsidol Charley Hull aus England führten sie bis zum Sieg - und damit zur LET-Tourkarte. Ein großer Schritt in ihrem noch jungen Leben, aber so viel habe sich dadurch gar nicht für sie verändert. "Ich bin immer noch der selbe Mensch, ich spiele immer noch das selbe Golf", sagte sie. Nur etwas mehr Selbstvertrauen sei dazu gekommen.
Für ihr Berufsleben heißt der rasante Aufstieg aber vor allem eines: "Es geht auf Weltreise." Von Marokko nach Saudi Arabien, auf einen Platz mit dem sie sich schon gut auskennt, und in dieser Woche nach Südafrika. Wie es danach weiter geht? "Gucken wir mal." Der Fokus liege auf jeden Fall auf der Ladies European Tour mit der Hoffnung auf die ein oder andere LPGA-Tour-Einladung. Ihre Saison begann sie mit zwei Platzierungen knapp außerhalb der Top 10, kein so schlechter Anfang, um seinen Rhythmus in der neuen Saison zu finden. Ein großes Ziel hat sie für dieses Jahr aber: "Ich versuche mich auf die Majors zu konzentrieren." Fünf an der Zahl sind es bei den Damen, das erste, die Chevron Championship, findet schon Ende April statt.
Abenteuer LPGA Tour für Aline Krauter und Polly Mack
Während Chiara Noja auf die LPGA Tour Einladungen hoffen muss, gibt es zwei deutsche Rookies, die auf jeden Fall mit einigen Turnieren auf der amerikanischen Damentour rechnen können. Aline Krauter und Polly Mack qualifizierten sich beide über die LPGA Q-Serie für die Saison 2023 und halten zeitgleich eine Tourkarte für die Ladies European Tour. Beide blicken auf eine erfolgreiche Amateurkarriere zurück. Die Stuttgarterin Aline Krauter hatte ihren ersten großen Amateursieg bei der German Boys and Girls Open 2016 und gewann mit der Women's Amateur Championship 2020 eines der größten Amateurturniere. In der Folge erhielt sie eine Einladung sowohl für das Augusta National Women's Amateur 2021 sowie die zeitgleich stattfindende ANA Inspiration (die heutige Chevron Championship). Sie entschied sich dafür, erste Majorluft zu schnuppern und nahm als einzige Amateurspielerin an der ANA Inspiration teil. Nach ihrem Collegeabschluss, für den sie ein Golf-Stipendium der Stanford University erhielt, wechselte sie ins Profilager.
Fokus wird für sie die LPGA Tour sein. „Ich kenne dieses höchste Level bereits und habe mich dort wohl gefühlt“, sagt sie in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten. Der erste Schritt zum Erfolg: „Ich will so oft wie möglich den Cut schaffen.“ Auf der Ladies European Tour gelang ihr das in den ersten Wochen des Jahres schon. Drei Turniere spielte Krauter, nachdem sie in Marokko knapp den Cut verpasste, war sie bei der darauffolgenden Saudi Ladies International immerhin schon am Wochenende mit dabei und erreichte bei der Joburg Ladies Open die Top 30. Danach geht es für sie aber erstmal in die USA auf die LPGA Tour, deren Saison im März erst so richtig beginnt.
Auch Polly Mack wird den Fokus auf die LPGA Tour legen. "Dadurch, dass ich jetzt beide Karten habe, ist es natürlich wahnsinnig luxuriös", erklärte sie Golf Post. "Ich kann mir sogar aussuchen, welche Turniere ich spielen möchte. Aber wenn ich die Karte auf der LPGA Tour halten möchte, muss ich definitiv LPGA Tour spielen." Beide Tourkarten zu halten würde erfordern, auf beiden Touren herausragend zu spielen. Das ist selbst für erfahrene Tourspielerinnen eine Herausforderungen.
Ein großer Vorteil: Die gebürtige Berlinerin fühlt sich in den USA sehr wohl. Wie viele andere Golftalente studierte auch sie mit einem Golf-Stipendium an einer amerikanischen Universität, der University of Alabama. Zuletzt gewann sie mit ihrer Mannschaft mehrere College-Turniere und qualifizierte sich für die nationalen College-Meisterschaften der USA. "Manche sind happy mit der LET und sind auch fröhlicher in Europa. Gerade die Europäer können dann eher noch zu Hause wohnen und mögen das amerikanische Leben auch einfach nicht. Für mich war aber immer klar, LPGA ist der Traum."
"Es wird aufregend, es wird bestimmt cool, es wird toughe Wochen geben, es wird gute Wochen geben. Ich kann es gar nicht abwarten." Am 23. März ist es bei der LPGA Drive On Championship soweit. Dann starten Polly Mack und Aline Krauter in ihr Abenteuer LPGA Tour.
Nicht nur bei den Herren sind die deutschen Golfstars stark unterwegs, auch auf der Ladies European Tour und der LPGA Tour haben sich zahlreiche deutsche Spielerinnen auch für nächstes Jahr die Spielberechtigung gesichert.
"Jeden Tag das Beste daraus machen"
Voller Vorfreude ist auch Patricia Isabell Schmidt, die auf ihrem eigenen Blog über ihren Weg als Golfprofi berichtet. Nach ihrem Uni-Abschluss 2020 gab sich die Golferin aus der Nähe von Stuttgart drei Jahre, um es auf eine Profitour zu schaffen und erfüllte sich diesen Traum auch. Dafür konzentrierte sie sich seit 2021 hauptsächlich auf die LET Access Series, über die sie sich 2022 für die oberste Liga qualifizierte. In Marokko feierte sie ihr erstes Erfolgsergebnis: Der erste geschaffte Cut. "Mit meiner besten Runde des Turniers konnte ich mich am Ende sogar noch von einem 67. Platz um knapp 20 Plätze nach oben arbeiten und das Turnier auf dem 49. Platz beenden", beschreibt sie das Erlebnis auf ihrem Blog. Mit Südafrika und Singapur führt sie ihre frisch begonnene LET-Karriere in den nächsten Wochen in weit entfernte Gefilde. "Ich werde so hart und zielstrebig, wie es mir möglich ist arbeiten, um im nächsten Jahr unter der Top 30 der Order of Merit zu landen", ist ihr erklärtes Ziel.
Alexandra Försterling, seit 2022 frisch im Profilager, träumt sich noch ein bisschen weiter: "Ich würde natürlich gerne ein Turnier gewinnen. Ich denke, dass ich es in mir habe, aber man braucht eine Woche, in der einfach alles zusammenkommt." Aber bis es soweit ist, gilt es auch für sie, sich erstmal auf der Ladies European Tour zurechtzufinden. Denn was einen als Rookie erwartet, könne man nie so richtig wissen. "Ich versuche einfach, jeden Tag aufs Neue anzugehen und das Beste daraus zu machen."
Zu versuchen, das Beste aus ihren Chancen zu machen, das können sich nur alle fünf vornehmen und dann sehen, wo sie am Ende des Jahres stehen. Wir wünschen viel Erfolg auf den neuen, aufregenden Wegen.