Das Coronavirus legte den Golfsport in ganz Deutschland lahm. Erste Bundesländer haben nun damit begonnen, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu lockern und auch Sport unter freiem Himmel wieder zuzulassen. In Rheinland-Pfalz ist den Golfclubs seit dem 20. April wieder erlaubt zu öffnen. Der Spielbetrieb findet allerdings unter strengen Auflagen statt. Ein Gespräch mit Gerd Kohns, dem Präsidenten des Golfverband Rheinland-Pfalz, über die Lockerung der Maßnahmen, die ausgearbeiteten Handlungsrichtlinien, die langfristigen Auswirkungen für die Golfclubs und die Zukunft des Ligabetriebs.
Ein Krisengespräch mit Gerd Kohns
Golf Post: Sehr geehrter Herr Kohns, Rheinland-Pfalz gehört zu den ersten Bundesländern, das Golf unter Auflagen wieder erlaubt. Wie ist es dazu gekommen?
Gerd Kohns: In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Golfverband, dem Landessportbund Rheinland-Pfalz - die Golfanlagen im Saarland sind leider noch geschlossen - und durch Gespräche mit dem zuständigen Ministerium ist es uns gelungen, durch diese knallharten Richtlinien, die wir in der letzten Woche entwickelt haben, die Golfplätze wieder öffnen zu dürfen.
Golf Post: Ein fünfwöchiger Shutdown zu Beginn der Saison ist für viel Clubs und Händler bis zum Ende des Jahres nicht aufzuholen. Welche langfristigen Auswirkungen befürchten Sie?
Gerd Kohns: Ich befürchte, dass die Krise noch bis Ende August andauert und keine Großveranstaltungen stattfinden dürfen. Mir ist klar, dass die Golfclubs große finanzielle Einbußen haben und diese bis Ende des Jahres wieder aufzuholen, wird sehr schwierig.
Golf Post: Wie sehen die Auflagen genau aus. Kritische Stellen könnten die Fahnenstangen und Bunkerhaken sein. Gibt es hier besondere Vorschriften?
Gerd Kohns: Die wichtigsten Voschriften sind die Abstandsregeln von mindestens zwei Metern, auf der Driving Range sogar sechs Meter. Außerdem müssen die Hygienevorschriften, Händewaschen beispielsweise, ganz strikt eingehalten werden. In Golfkarts darf nur maximal eine Person sitzen. Der Flaggenstock darf nicht berührt werden, er muss im Loch stecken bleiben. Einige Golfclubs, wie beispielsweise hier in Bad Ems, haben die Löcher sogar zugemacht, sodass die Flaggenstöcke zwangsläufig im Loch bleiben. Auch die Bunkerhaken wurden auf allen Golfplätze entfernt. Eine Regelung besagt auch ganz grundsätzlich, dass der Landesgolfverband Rheinland-Pfalz beschlossen hat, vorerst keine Turniere stattfinden zu lassen.
Golf Post: Einige, vor allem alt eingesessene Clubs kamen in der Vergangenheit ohne Startzeiten aus. Dies lässt sich nun nicht mehr ausfrecht halten. Startzeiten sind unvermeidlich. Sehen sie darin etwas positives und werden sich die Startzeiten auch über die Corona-Krise hinaus bewähren?
Gerd Kohns: Dem stehe ich sehr positiv gegenüber. Die Clubs nutzen nun Apps und Systeme, mit denen man seine Startzeit online eintragen und abrufen kann. Die Startzeiten müssen mindestens zehn Minuten auseinanderliegen, damit ein Massenauflauf verhindert wird.
Golf Post: Wie steht es um die Driving Range und andere Übungsmöglichkeiten. Sicherheitsabstand herrschte dort auch schon vor der Corona-Krise. Sind diese geöffnet?
Gerd Kohns: Dies liegt in der Hand der Clubs. Einige haben es so geregelt, dass die Ranges und ähnliches nur für Golflehrer zur Verfügung stehen, die Unterricht geben. Dabei muss der Abstand zwischen den Schülern allerdings mindestens sechs Meter betragen.
Golf Post: Auch Pro Shops dürfen wieder öffnen, dort ist allerdings oftmals deutlicher weniger Platz. Wie sehen die Regeln dort aus?
Gerd Kohns: Hier haben wir erlassen, dass die Pro Shops unter die Regularien für Einzelfachgeschäfte fallen. Nur eine Person darf die Verkaufsfläche betreten. Die Gastronomie unterliegt allerdings den üblichen Regeln des Gaststättengewerbes, ist gegenwärtig also noch komplett geschlossen.
Golf Post: Eine Golfrunde dauert zu Zweit etwas länger als drei Stunden. Ist für Getränke gesorgt und gibt es verpflichtende Getränkestellen auf den Plätzen?
Gerd Kohns: Nein, auf gar keinen Fall. Wir wollen das Personal schützen und ich bin der Meinung, dass sich jeder Golfer in dieser Phase selbst mit Getränken versorgen sollte.
Golf Post: Sie haben es eben bereits angesprochen: Turniere finden erstmal nicht statt. Gilt dies auch für den Ligabetrieb in Rheinland-Pfalz? Diese in zweier Flights zu organisieren dürfte kein großes Problem darstellen. Gibt es dazu bereits konkrete Pläne?
Gerd Kohns: Es gibt eine klare Regelung. Wir waren das erste Bundesland, welches schon vor einigen Wochen den kompletten Ligabetrieb für die gesamte Saison abgesagt hat. Diese Regelung hat sich bewährt. Zusätzlich haben die Plätze nun wieder aufgemacht und sollen vor allem für die Mitglieder der Clubs zur Verfügung stehen und nicht Samstags oder Sonntags für den Ligabetrieb geschlossen werden. Der zweite Grund ist ein finanzieller. Ligabetrieb kostet die Golfclubs Geld. Durch die Krise haben die Clubs aktuell finanzielle Not und deswegen haben die meisten Vereine der Absage des Ligabetriebs zugestimmt. Ob wir vielleicht im Herbst einen Ligaspieltag für alle Ligen auf neutralen Plätzen mit den Mannschaften veranstalten, müssen wir noch abwarten. Es hängt davon ab, wie lange die Krise noch andauert.
Golf Post: Herr Kohns, herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Ulrich Schulte.