Die Forderungen nach dem Verbot des langen Putter sind ein heißes Thema, das immer dann wieder aktuell wird, wenn Spieler damit Turniererfolge erzielen. So hat kürzlich Ernie Els für Auffrischung des Themas gesorgt, als er bei der Open Championship in letzter Minute noch den ebenfalls mit langem Putter spielenden Adam Scott einholte und die Claret Jug für sich beanspruchte. Auch Keegan Bradley hatte mit seinem langen Putter eine erfolgreiche Saison, die in einer direkten Qualifikation für den Ryder Cup gipfelte. Seit Jahren wird deshalb an den Puttern rumgemäkelt: "Sie gehören verboten!", "Entsprechen nicht der Tradition" usw. Aber was ist mit den anderen Schlägern im Bag? Irgendwie entwickeln sich alle Schläger im Bag weiter.
Frühe Golfschlägerdesigns
In den Anfängen des Golfsports bestanden die Schäfte der Golfschläger aus Esche oder Nussbaum und die Schlägerköpfe aus Schwarzdorn-, Buchen-, Apfel- oder Birnenholz und waren damit relativ schwer. Besondere Berühmtheit erlangte das Hickoryholz, das für den Schaft für damalige Verhältnisse ideale Bedingungen mitbrachte. Dies war aber ein teures, weil vor allem auch seltenes Holz.
Bei der Gestaltung von Eisenschlägern wurden zunehmend Faktoren wie die Bodenbeschaffenheit und die zu spielenden Golfbälle berücksichtigt. Die mit Federn gefüllten "Feathery"-Golfbälle, die bis etwa 1850 zum Einsatz kamen, konnten durch Eisenschläger leicht zerstört werden. Daher wurden damals hauptsächlich hölzerne Schläger mit variierenden Schaftlängen und Schlagflächen eingesetzt. Eisen wurden bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts von Schmieden in mühevoller Handarbeit gefertigt. Damals handelte es sich bei ihnen um eher grobe, schwere Gerätschaften mit massiven Schäften, die nicht gerade leicht zu handhaben waren. Erst als die Schmiedetechniken raffinierter und feiner wurden, reduzierte sich die Masse der Schläger. Und wo sind wir mittlerweile angelangt? Hybrid, Hölzer ohne Holz, Driver, die immer größer wurden - und da sprechen Golfpofis wie Tiger Woods von Tradition.
Der lange Putter ist nur eine weitere Optimierung
Ich kann verstehen, dass sich der eine oder andere darüber beschwert, dass man mit den Modellen des langen Putter die Fehlerquelle "Schwung" verringert, oder das Pendel beim Putt unterstützt. Würden Spieler auf der Tour mit den langen Puttern nicht so erfolgreich sein, dann wäre das kein Thema,oder? Und soweit ich weiß, kann jeder den zugelassenen Putter nehmen, den er für sich selbst am besten findet.
Was die Spieler zu dem Thema sagen, die diese langen Putter einsetzen? "Solange sie nicht verboten werden, mogele ich weiterhin mit ihnen", sagte Ernie Els 2011 bei der Frys.com Open. Für ihn ist es ein klarer Vorteil, mit einem am Körper fixierten Putter auf dem Grün zu arbeiten.
Mit dieser Meinung steht er nicht allein da und die Stimmen derer, die gegen die überlangen Putter sind, wurden in den vergangenen Jahren immer lauter. Vor allem, nachdem immer mehr der großen Turniere mit ihnen gewonnen werden - Adam Scott holte den Titel beim Bridgestone Invitational 2011, Ernie Els die Claret Jug 2012 und Keegan Bradley die PGA Championship 2011. "Wenn sie verboten werden, ist das in Ordnung", erklärte Els im verganenen Jahr. Aber solange werde er noch damit spielen.
Was steht uns bevor? Fest steht, dass bis 2016 keine grundlegende Neuerung an den Golfregeln vorgenommen wird. Damit haben die Herren Scott, Els, Bradley und Co. - auch Bernhard Langer und Marcel Siem gehören zur Riege der "mogelnden Spieler" - noch einige Jahre Ruhe vor einem Putterwechsel. Aber wer war denn vor kurzem mit seinem Spiel auf dem Grün unzufrieden und hat den Putter verschenkt - genau Marcel Siem!
Muss mich interessieren, was mein Flightpartner im Bag hat?
Gehen wir doch mal auf den Golfer zurück, der sein Geld nicht damit verdient. Alleine der Unterschied der Eisen von No-Name- zu Markenprodukt kann eine ganze Menge ausmachen. Das habe ich bei einem Freund live gesehen: Die Bälle flogen auf einmal 30 Meter weiter - ist das fair? Ich bin immernoch der Meinung, dass alles, was der Regel entspricht und ins Bag darf, auch okay ist. Jeder Golfer kann doch selbst entscheiden, was in sein Bag kommt. Weil mein Flightpartner einen langen oder kurzen Putter auf dem Grün einsetzt, verbessert oder verschlechtert sich nicht mein Score. Und auch mit dem langen, fixierten Putter kann man auch mal drei Putts benötigen.
Ich persönlich spiele derzeit mit einem kurzen Putter, werde aber in Zukunft mal auf einen langen Putter umsteigen. Vielleicht bin ich deshalb auch bei diesem Thema nicht ganz vorurteilsbefreit, weil ich mich gerade intensiv mit dem Rib Putter beschäftige. Im Schnitt liege ich bei etwas über zwei Putts auf einer 18-Loch-Runde, wobei mein Ziel natürlich eher bei zwei Putts oder weniger liegt. Aber für mich fängt das Spiel auf dem Grün bereits mit dem ersten Schlag, der Annäherung auf´s Grün, an. Wenn ich mit diesem Schlag schon 50 cm von der Fahne entfernt lande, dann glaube ich, muss ich mir über die Länge des Putters keine Gedanken machen.
Jeder ist für seine Gurkenschläge selbst verantwortlich
Also was soll das ganze Gerede? Lasst uns einfach unser Golf spielen und ich glaube irgendwann findet jeder seinen 'Traumputter', mit dem er sich glücklich und sicher fühlt. Aber wer weiß, wo das alles noch hin führt. Vielleicht sollte man auch mal über die Farbe des Schafts reden; grelle Farben können beim Flightpartner auch für Irritierung sorgen, oder?! Natürlich meine ich das nicht ernst! Ich wünsche uns allen noch viel Spaß und ein schönes Spiel! Ich vertrete den Standpunkt: Nur ich bin für mein schönes Spiel oder auch meine 'Gurkenschläge' zuständig und verantwortlich! Das liegt fast nie am Material, den Flightpartnern oder womöglich am Platz. Aber was sagt Ihr denn zu dieser Aufregung, die im Moment die Golfwelt "erschüttert"?
Wenn Ihr mehr zu meinen Erfahrungen mit langen Putter lesen wollt, dann schaut mal auf www.wallgang.de vorbei. Dort berichte ich von der ersten Stunde an über meine Erfahrungen mit meinem neuen "Spielgerät", dem Rib Putter.
Euer Stephan
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Der Beitrag ist ein Meinungsbeitrag von unserem Gastautor Stefan Rösner und gibt seinen Standpunkt in der Diskussion um den langen Putter wieder. Die geäußerte Meinung muss nicht der der Redaktion entsprechen. Wir behalten uns vor, eingereichte Beiträge sinnwahrend zu kürzen.