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Golf Post Premium European Tour

„Keine globale Vision“ – Keith Pelley gibt PGA Tour zum Abschied einen mit

18. Jan. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

Keith Pelley: „Ich werde mich bis April vor allem darauf konzentrieren, das Übereinkommen zur Realisierung von PGA Tour Enterprises voranzutreiben.“ (Foto: Getty)

Es war lange ruhig aus europäischer Sicht im Gerangel um die Zukunft des Herren-Profigolf. PGA Tour und Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF, beziehungsweise deren Vorturner Jay Monahan und Yasir Al-Rumayyan bestimmten die Schlagzeilen, wenn es um das Rahmenabkommen und seine Ausgestaltung ging, dessen Verkündung am 6. Juni 2023 wie ein Blitz aus heiterem Himmel eingeschlagen war. Auch da saßen bloß der Tour-Commissioner und der PIF-Boss im Fernsehstudio des Senders CNBC.

Mediengespräche in Dubai

Die DP World Tour wirkte bei alldem stets wie ein Appendix. Sie wurde zwar brav als Partner genannt, das war es dann auch schon. Allenfalls Rory McIlroy meldete sich mit seinem scheinbaren Sinneswandel immer wieder zu Wort, mahnte Einheit an, führte die Wirkweise geballter Starpower ins Feld und fand so eine Menge Gutes in der Entwicklung, die ihn und seine frühere Haltung gegenüber der LIV-Liga ad absurdum geführt hatte. Jetzt freilich hat auch Keith Pelley mal seine Sicht der Dinge dargelegt, zweieinhalb Monate vor seinem Abschied als CEO des europäischen Circuits und der European Tour Group. Der Kanadier äußerte sich im Vorfeld der Hero Dubai Desert Classic, dem ersten Rolex-Series-Turnier des Jahres. Und er hat dem Big Brother in den USA dabei ziemlich einen mitgegeben.

„Globalität ist der Schlüssel für Wachstum“

Pelley wiederholte, was von den Fans dringlich vermisst wird: die Wiedervereinigung im Profigolf der Herren. Golf sei ein globales Spiel und benötige demzufolge einen einheitlichen und weltweiten Kalender: „Jedes Unternehmen, das in diesen Zeiten wächst, will und muss global sein. Der PIF versteht das, die Fenway Sports Group als treibende Kraft des Investorenkonsortiums Strategic Sports Group versteht das.“ Interessant, dass er bei dieser Aufzählung die PGA Tour vergaß. „Es fehlte eine globale Vision“, sagte Pelley dann auf Nachfrage. „Aber ich denke, auch die PGA Tour ist zu der Erkenntnis gekommen, dass Globalität der Schlüssel für Wachstum ist. Ich habe ihnen das ohnehin von jeher gesagt.“

 

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Das Rahmenabkommen als Notbremse

Doch in Ponte Vedra Beach hat man sich halt lange um die eigene Achse gedreht und als Mittelpunkt der Golfwelt gewähnt. Monopolstellung und Konkurrenzlosigkeit machen schlechterdings bräsig: Warum ohne Not was ändern? Es war ja auch niemand da, um das Establishment eines Anderen zu belehren – bis die Bedrohung LIV Golf League mit dem saudi-arabischen Geld diese Selbstgefälligkeit in personelle Schieflage brachte und an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds drängte. Also drängten Monahans Hintermänner den „Commish“ dazu, per Rahmenabkommen die Notbremse zu ziehen.

„Unser Ziel ist es, Golf wieder zusammenzubringen“

Seither versucht die PGA Tour, einen Pakt mit dem PIF zu schließen und so gemeinsame Sache mit einem Gegner zu machen, den sie angesichts seiner schier unerschöpflichen finanziellen Mittel nicht besiegen kann – was ihr Al-Rumayyan mit der Verpflichtung des Top-Matadoren Jon Rahm unlängst noch mal nachdrücklich unter die Nase gerieben hat. „Die ganzen Debatten waren nicht positiv für unseren Sport, der sich nach der Corona-Pandemie so rasant entwickelt hat“, sagte Pelley in Dubai. „Unser Ziel ist es, Golf wieder zusammenzubringen. Ich glaube, dass einige der Top-Spieler in den USA allmählich ebenfalls erkennen, dass genau das der Zweck des Rahmenabkommens war.“

McIlroy und die Golf Champions League

Damit zielte er eindeutig auf McIlroy, der unlängst seine bereits vor Jahren geäußerte Vision von einer Welttour aufgewärmt („ Es gibt da draußen einige ungenutzte kommerzielle Möglichkeiten“) und um ein paar Details bereichert hat. Der Nordire spricht mittlerweile von einer Art Golf Champions League nach Fußball-Vorbild und von einer Selbstverpflichtung der Elitespieler zur Teilnahme: Turnierveranstalter und Sponsoren dürften im Gegenzug für Mühen und Moneten mit Fug und Recht das stärkstmögliche Teilnehmerfeld erwarten.

Auch Pelley betont, dass die Spitzenspieler in diesem Sinne und à la Formel 1 so oft wie möglich gegeneinander antreten sollten, wenngleich „das zu diesem Zeitpunkt nicht konkret zur Debatte steht“. Aber: „Das Spiel braucht Einheit und eine globale Strategie, und ich denke, wir werden in den nächsten Wochen und Monaten wissen, wohin die Reise geht.“

„Ich glaube, dass es die richtige Richtung ist“

Genau deswegen verlässt der Kanadier erst am 2. April die Brücke in Virginia Water, um zu seinen privaten und beruflichen Wurzeln in Toronto zurückzukehren, wo er der fünfte Präsident und CEO in der 25-jährigen Geschichte von Maple Leaf Sports & Entertainment wird und das Kommando über Torontos Top-Teams im Baseball (Blue Jays), Eishockey (Leafs), Fußball (FC), Football (Argonauts) und Basketball (Raptors) übernimmt. „Ich war überglücklich über das, was passiert ist“, erklärte Pelley mit Blick auf den 6. Juni vergangenen Jahres. „Das Rahmenabkommen hat uns in die richtige Richtung gebracht. Und ich glaube immer noch, dass es die richtige Richtung ist.“

„Bleibe wegen des Rahmenabkommens bis April“

Diese eine Sache will der Mann, der am 11. Januar seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, noch erledigen, als krönenden Abschluss seiner Arbeit im Golfsport, die er im August 2015 begonnen hat. Auch, um aller Kritik zu begegnen, dass er zur Unzeit geht: „Ich werde mich bis April vor allem darauf konzentrieren, ein solches Übereinkommen voranzutreiben.“ Am Ende soll dann PGA Tour Enterprises entstehen, ein Dreierbündnis inklusive der Strategic Sports Group, das mit einer Kriegskasse von sechs bis sieben Milliarden Euro agiert.


„Der Zeitpunkt ist bei solchen Dingen nie der richtige. Und ja, es ist eine emotionale Zeit. Aber das war eine Entscheidung, die ich nicht allein getroffen habe, sondern mit meiner Familie. Es ist eine Ehre und ein Privileg, nach Hause zu gehen und die Teams aus der eigenen Kindheit zu leiten. Ich bin aufgeregt, aber auch hin- und hergerissen, denn ich hatte wunderbare achteinhalb Jahre bei der DP World Tour und ich liebe alles an ihr.

Bevor ich zur Tour kam, sagte ich Edward Rogers, dem Eigentümer meines damaligen Arbeitgebers Rogers Media, dass es nur einen Job gäbe, für den ich die DP World Tour verlassen und nach Hause kommen würde, und das ist CEO von Maple Leaf Sports & Entertainment.“  [Rogers Communciations ist an dem Unternehmen maßgeblich beteiligt].

Keith Pelley über den Job-Wechsel und die Rückkehr nach Toronto


Es passt zu Pelley, dass er seine Rolle bei den Verhandlungen eher im Verborgenen spielt: „Ich bin optimistisch, dass wir den Rahmenvertrag ausgestalten und mit Inhalt füllen können. Ich habe den Vertretern von PGA Tour und PIF auch gesagt, dass dies der Hauptgrund ist, warum ich noch so lange bleibe. Und wenn es tatsächlich klappt, wäre das sehr erfreulich, vor allem für mich.“ Letztlich weiß er, dass sein Vermächtnis bei der DP World Tour daran gemessen wird, was in der neuen Weltordnung des Herren-Profigolf für den europäischen Circuit herausspringt.

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