Es läuft gut in diesem Jahr für die Jungs von der golfenden Spring-Break-Gang: Jordan Spieth ist Champion Golfer of the Year, Rickie Fowler hat zwar weiterhin kein Major, indes mit Allison Stokke mittlerweile wenigstens jemanden zum küssen (siehe Ryder Cup 2016), Smylie Kaufman hat sich dieser Tage verlobt, und Justin Thomas gewinnt gestern die 99. PGA Championship. Es wird allerhand darüber geschrieben, dieses Major, das mit dem geringsten Prestige zumal, produziere eher Schwalben, die oft bloß einen Sommer fliegen. Thomas, der nunmehr fünffache Tour-Sieger, ist allerdings keine Eintagsfliege, sondern aus Champion-Holz geschnitzt. Das hat der 24-Jährige aus Louisville/Kentucky längst bewiesen. Es hätte für den ersten Majorsieg bloß gar kein anderes Turnier sein dürfen, als dieses Stelldichein der spielenden und lehrenden Professionals.
Schon als Junior gegen Jordan Spieth
Weil‘s so gut zur Familie passt. Thomas ist sozusagen ein PGA-Gewächs. Sein Vater Mike (57) ist seit 1990 Head-Pro des Harmony Landing Country Club in Goshen und vergoss am Rand des 18 Grüns von Quail Hollow Tränen der Freude. Großvater Paul (85) war ebenfalls Golflehrer und konnte gar nicht glauben, dass sein Enkel tatsächlich selbst am anderen Ende der Leitung war, als abends das Telefon klingelte. „Ich liebe Grandpa so sehr“, erzählt Thomas: „Ich habe mit ihm so viel Zeit auf dem Golfplatz verbracht. Er sah mich spielen und siegen, und es wäre toll gewesen, wenn er das hier hätte live miterleben können. Dafür wird es dann lustig, wenn wir uns wiedersehen.“ Sprach‘s und leerte beim Toast mit PGA-of-America-Präsident Paul Levy das Champagnerglas in einem Schluck.
Mit sieben hatte Klein-Justin zum ersten Mal einen Schläger in der Hand, wurde vom Vater unterrichtet und bewies schnell sein außerordentliches Potenzial. Die Bilder von Jugendturnieren mit Jordan Spieth gehen fortwährend um die Welt. Ihn hat das angestachelt. Er avancierte zu einem exzellenten College-Golfer und wechselte 2013 ins Profilager. „Wir wollen alle gewinnen. Und jeder will den anderen schlagen“, sagt Justin über Jordan und die SB2K-Truppe generell. „Wir machen uns gegenseitig hungrig, so wie es mich hungrig gemacht hat, Jordan bei der British Open zu erleben. Letztlich wollen wir es vor allem unter Freunden genießen.“
The collective career Grand Slam. pic.twitter.com/IlLsIL7Wej
— Will Gray (@WillGrayGC) August 13, 2017
Das Glück des Tüchtigen auf Loch 10
Spieth, Rickie Fowler und Bud Cauley waren gestern da, als Thomas mit zwei Schlägen Vorsprung die Finalrunde beendete, die er mit zwei Schlägen Rückstand auf Spitzenreiter Kevin Kisner begonnen hatte. „Das Glück des Tüchtigen“ ist ein gern strapazierter Begriff, Thomas freilich darf dieses Phänomen getrost für sich beanspruchen. Gemeint ist Loch 10, als sein Ball vom Abschlag erst per „Lucky Bounce“ zurück aufs Fairway prallte und dann auf dem Grün nach 9,5-sekündigem Balanceakt an der Lochkante endlich zum Birdie fiel. „Ich hab das gar nicht gesehen“, erinnert sich Thomas. „Ich habe eher auf meinen Caddie geschaut und gefragt: ,Wieso geht der nicht rein?‘.“
Wahrscheinlich war das der Augenblick, in dem „Looper“ Jimmy Johnson dachte: „Dies könnte unser Tag sein. Solche Dinge gehören dazu, damit du Golfturniere gewinnst.“ Mit einem ellenlangen Birdie-Putt auf der 17 machte sein Chef dann alles klar, konnte sich sogar einen Schlagverlust auf der 18 leisten. Es war Thomas‘ erst dritte PGA Championship und das zehnte Major, für das er sich mit drei Saisonsiegen warm geschossen hat. Nicht zu vergessen die 59 bei der Sony Open und die 63 bei der US Open in Erin Hills, wo er mit Platz neun das bislang beste Majorergebnis verbuchte.
Vorahnung sichert den Siegerkuss
„So ein Titel steht für immer hinter deinem Namen. Hoffentlich kann ich noch mehr gewinnen, noch viel, viel mehr“, sagt Thomas, der dank seines enormen Smash-Faktors die Bälle mit jeder Art von Schlaggerät in fulminante Entfernungen prügeln kann. „Aber die PGA Championship hat natürlich wegen meiner Familie einen ganz besonderen Stellenwert für mich.“
Seine Freundin Jillian Wisniewski, eine studierte Journalistin, hätte den großen Moment übrigens beinahe verpasst. Sie hatte ursprünglich einen früheren Abflug gebucht, doch Thomas schlug ihr vor, auf einen späteren Flieger umzubuchen: „Ich war mir echt sicher, dass ich hier gewinnen kann, und wollte nicht, dass sie es verpasst.“ Die „High Fives“ der Kumpels allein wäre auch nur ein schwacher Ersatz für den Siegerkuss von Jillian gewesen…
Go ahead @JustinThomas34! You deserve the toast and the chug as winner of the @PGAChampionship. pic.twitter.com/Bc3MrlOS0O
— Todd Lewis (@ToddLewisGC) 14. August 2017