In der PGA Tour tut sich der nächste Riss auf: Und diesmal geht es nicht mehr um die Kluft zwischen Elitespielern und der breiten Mittelschicht des Circuits, ein Schwelbrand, der seit Einführung der Designated Events glimmt. Vielmehr entzweien sich die Meinungen an dem in der vergangenen Woche verkündeten Übereinkommen mit der Strategic Sports Group (SSG), deren Engagement als Minderheitspartner die Gründung des Profitunternehmens PGA Tour Enterprises zur Folge hat. Mit der Dreimilliardenspritze des Konsortiums aus dem US-Sportbusiness, deren erste Tranche von 1,5 Milliarden Dollar sofort fließt, halten manche die Verhandlungen mit dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF für obsolet, wiewohl das entsprechende Rahmenabkommen zwischen PGA Tour und LIV-Liga-Finanzier überhaupt erst den Weg zur Öffnung für externe Wirtschaftspartner geebnet hat. Wortführer dieser Fraktion ist ausgerechnet „All-American“ Jordan Spieth, der im November für den demissionierten Rory McIlroy ins Policy Board der PGA Tour nachgerückt ist.
PGA Tour: Uneinigkeit über den SSG-Deal
Nach Angaben der Tour ermögliche der Deal mit der SSG ausdrücklich eine Co-Investition seitens des PF, vorbehaltlich aller behördlichen Genehmigungen. „Ich denke, das braucht es nicht“, sagte Spieth am Rande des AT&T Pebble Beach Pro-Am. „Die Idee ist, dass wir nun einen strategischen Partner haben, der es der PGA Tour erlaubt, so weiterzumachen, wie sie es jetzt tut, ohne irgendetwas anderes.“ Und: „Das Positive eines solchen Deals wäre die Wiedervereinigung des Männer-Profigolf, aber darüber lohnt es sich derzeit gar nicht zu sprechen, wenn man bedenkt, wie viel Zeit es braucht, um eine Lösung zu finden.“
Sein Vorgänger sieht das freilich völlig anders. „Wenn ich der ursprüngliche potenzielle Investor wäre, also wenn ich der PIF wäre und so was hören würde, wäre ich nicht besonders happy“, sagte McIlroy bei „Sports Illustrated“ und erinnerte an die finanzielle Macht der Saudis, die sie jüngst bei der Verpflichtung von Jon Rahm und Tyrrell Hatton noch mal ausgespielt haben, was allgemein als Warnung an die Tour interpretiert wird. „Sie sitzen immer noch da draußen mit Hunderten von Milliarden, die sie in den Sport stecken werden. Es ist für den Golfsport keine Option, den PIF nicht als Partner zu haben.“ Ähnlich auf den Punkt brachte es auch Bob MacIntyre: „Die einzige Möglichkeit, das Spiel voranzubringen, besteht darin, sie [die Saudis] einzubeziehen.“
Anderenfalls, so die auf der Hand liegende Konsequenz, ist zu befürchten, dass das sportliche Wettrüsten weiter geht, der Tour noch mehr Stars abhandenkommen und das Männer-Profigolf auf Dauer gespalten bleibt. Medienberichten zufolge haben Spieth und McIlroy in einem rund einstündigen Telefonat ihre jeweiligen Haltungen ausgetauscht und sich besprochen.
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Doch damit nicht genug, deutet sich bereits der nächste Zwist an. Während McIlroy bekanntermaßen mittlerweile der Meinung ist, rückkehrwillige LIV’ler bedingungslos wieder als Tour-Mitglieder aufzunehmen oder mitspielen zu lassen, berichtet Spieth, dass die Tour-Spieler diesbezüglich ebenso geteilter Meinung seien wie bezüglich einer Partnerschaft mit dem PIF. Rickie Fowler beispielsweise sagte: „Sie [die LIV-Überläufer] haben Entscheidungen getroffen, und das muss einen Preis haben.“
Und was wird aus der DP World Tour?
Besorgnis: Der Deal zwischen PGA Tour und dem Konsortium von US-Sportunternehmern namens Strategic Sports Group wirft in Europa eine Menge Fragen auf, denn in allen Statements ist kein Wort von der DP World Tour, und die Befürchtungen wachsen, dass der europäische Circuit bei der anstehenden Neuordnung im Profigolf der Herren unter ferner liefen rangiert. In der Folge streuen wir hier ein paar „X“-Wortmeldungen von Spielern ein, die genau solchen Gedanken Ausdruck verleihen.
Anddddddd where do we stand in all of this?! 🤷🏻♂️ https://t.co/cFLwsn51aT
— RICHARD MANSELL (@richardmansel14) January 31, 2024
Tour-Chef Keith Pelley hat zwar ein Rundschreiben herausgegeben, in dem er die Strategische Allianz mit der PGA Tour beschwört, vermittelt darin aber nichts Substanzielles zum Stand der Dinge. Der Kanadier befürwortet ohnehin einen Pakt mit den Saudis und ihrem Staatsfonds PIF, und das schon seit jenem ominösen Meeting in Malta vor einigen Jahren, als er im Anschluss vergeblich versucht hat, PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan und PIF-Boss Yasir Al-Rumayyan an einen Tisch zu bringen. Pelley hat erklärt, es sei sein Ziel, eine entsprechende Vereinbarung unter Dach und Fach zu bringen, bevor er Anfang April seinen Schreibtisch in Wentworth räumt.
We can confirm that a deal between the @PGATOUR and the Strategic Sports group is done. But where is the DP World tour is in the deal? Is it beneficial to us? What is going to do to us? Well, we will see, I hope.
— Pablo Larrazabal (@plarrazabal) January 31, 2024
Robert MacIntyre befürwortet sogar einen eigenen Deal der DP World Tour mit dem PIF, falls die Saudis bei PGA Tour Enterprises ausgeschlossen werden:
Seeing all this chat about a deal being made. If the PIF aren’t involved in the PGA deal then the DP world tour have to make some sort of deal with them.
Only way to make the game move forward is for them to be involved👊
— Robert MacIntyre (@robert1lefty) January 31, 2024
Doch derzeit erscheint ein Engagement der Saudis bei PGA Tour Enterprises wieder in sehr weiter Ferne. Dementsprechend verschwommen sind die Perspektiven für die Tour, während nicht nur für Pablo Larrazábal die Herrenrunde ihr Ding unter sich ausmacht:
The boys club deal again.
— Pablo Larrazabal (@plarrazabal) January 31, 2024
Wyndham Clark entthront Hurly Long
Nachtrag: Der Platzrekord Wyndham Clark auf den Pebble Beach Golf Links verdient nochmal Erwähnung. Immerhin hat der amtierende von US-Open-Champion mit seiner 60er-Runde den deutschen DP-World-Tour-Spieler Hurly Long entthront. Long hatte 2017 als Student der Texas Tech beim renommierten Carmel Cup auf dem Par-72-Layout eine 61 geschossen, die bis zum vergangenen Wochenende Bestand hatte. Der Platzrekord unter Bedingungen der PGA Tour lag vor Clarks Superrunde übrigens bei 62 Schlägen – der Letzte mit einer -10 war der Österreicher Matthias Schwab 2022.
Endlich: Josh Allens erster Erfolg über Tom Brady
Einstimmung: Weil kommenden Sonntag der 58. Super Bowl stattfindet und sich die San Francisco 49ers mit dem Titelverteidiger Kansas City Chiefs duelliert, werfen wir mal einen Blick auf das Duell der Quarterbacks im Feld des AT&T Pebble Beach Pro-Am. Als da sind: Der GOAT und siebenfache Champion Tom Brady (New England Patriots, Tampa Bay Buccaneers) und Josh Allen, der mit seinen Buffalo Bills in den Play-offs gegen Kansas City ausgeschieden ist und fürs Golfturnier den Pro Bowl sausen ließ. Es hat sich gelohnt für den 27-Jährigen, obwohl er im freundschaftlichen Handicap-Ballyhoo mit dem 19 Jahre älteren Brady noch den Kürzeren gezogen hatte:
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Am Ende lag Allen in der Amateurwertung mit seinem Partner Keegan Bradley klar vor Brady und Professional Keith Mitchell. Es war der erste Sieg des Bills-Spielmachers über den Superstar überhaupt. Weder im Football noch bei The Match oder in Pebble Beach hatte Allen zuvor triumphieren können. Während er sich als Trophäe ein von Brady signiertes Trikot wünschte, musste der Football-GOAT, der ein 8er-Handicap spielt, erstmal diesen verkorksten Auftaktdrive verdauen:
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Übrigens, Vorjahres-Amateursieger und Quarterback-Kollege Aaron Rodgers (Green Bay Packers, New York Jets) spielte diesmal golferisch keine Rolle, nachdem sein 2023 so auffällig hohes Handicap angepasst worden war – von zehn auf nur noch vier Schläge Vorgabe.
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Und dann war da noch diese zauberhafte Begegnung zwischen Jordan Spieth aka „Daddy at Work“ und Söhnchen Sammy am Fairwayrand:
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79. US Women’s Open mit zwölf Millionen dotiert
Steigerung: Der amerikanische Golfverband USGA hat für die US Women’s Open einen neuen Coup gelandet. Nach dem Rückzug des bisherigen Presenters ProMedica wegen eines wirtschaftlichen Abwärtstrends wurde das Finanzdienstleistungsunternehmen Ally als neuer Partner für das Damenmajor gewonnen. Damit steigt das Preisgeld bei der diesjährigen, 79. Austragung um eine Million auf zwölf Millionen Dollar, die vom 30. Mai bis zum 2. Juni im Lancaster Country Club in Pennsylvania stattfindet. Ally fühlt sich ausdrücklich dem Frauensport verpflichtet, gibt 90 Prozent seines Medienetats für entsprechende Berichterstattungen aus und hat jüngst diesbezüglich einen Vertrag mit Disney abgeschlossen. Mit der Zwölf-Millionen-Börse hat USGA-Chef Mike Whan bereits jetzt das erst für 2027 gesteckte Ziel erreicht; vor drei Jahren lag das Gesamtpreisgeld der US Women’s Open noch bei 5,5 Millionen Dollar.
Wenn Augusta National Talente glücklich macht
Sportsgeist: Nach Weihnachten ist das Netz voll von Postings stolzer Golfer, die ihre Einladung zum Masters ablichten. So weit, so bekannt. Aber was passieren kann, wenn ein Nachwuchsgolfer Post von den Granden in Grün des Augusta National Golf Club bekommt und voller zittriger Aufregung vorliest, dass er zum Finale des „Drive, Chip & Putt“- Wettbewerbs reisen darf, das ist noch mal eine ganze andere Jubelshow:
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Bubba und „Lefty“ planen eigene Anlagen
LIV-Golfer als Golfplatzunternehmer: Bubba Watson und Phil Mickelson haben dieser Tage eigene Golfplatzprojekte öffentlich gemacht. Während sich der zweifache Masters-Sieger als Gründungsmitglied und Lochdesigner von „The Rose“ nahe Athens in Georgia engagiert, das von einstigen Kommilitonen an der University of Georgia realisiert wird, …
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… will „Lefty“ irgendwann für und mit seinem LIV-Team HyFlyers eine Anlage mit allen notwendigen Trainings- und Sporteinrichtungen bauen und später von den dort protegierten und ausgebildeten Nachwuchsspielern profitieren – als sportliche Verstärkung für die HyFlyers bei der Kommerzialisierung innerhalb des LIV-Systems.
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Damit greift er eine ursprüngliche Idee im Franchise-Konzept der LIV Golf League auf, der zufolge die Teams Heimspiele in eigenen „Arenen“ austragen und diese selbst vermarkten.
Platzprojekt an einem berühmten Filmstrand
Noch’n neuer Golfplatz: „Der Soldat James Ryan“ („Saving Private Ryan“) gehört zu Hollywoods Kultfilmen, spielt in der Endphase des Zweiten Weltkriegs und gewann fünf Oscars sowie zwei Golden Globes. Besonders spektakulär und auch schaurig sind die Szenen vom D-Day, dem 6. Juni 1944, und der Landung der Alliierten in der Normandie. Allerdings ließ Regisseur Steven Spielberg 1997 nicht am Originalschauplatz drehen, sondern verlegte den berühmt-berüchtigten Omaha Beach an die Küste von Irland, genauer gesagt an den Strand von Curracloe im County Wexford. Und dort entstehen jetzt auf ehemaligem Agrarland unmittelbar am Strand die Curracloe Links, designed vom Architekten-Duo Dana Fry und Jason Straka, die unter anderem Erin Hills entwickelt haben, den US-Open-Schauplatz von 2017. Curracloe Links sind Teil des 20-Millionen-Euro-Projekts Ravenport Resort der irischen Neville Hotel Group, das den Tourismus im Südosten Irlands ankurbeln soll. „Das uralte Linksland von Curracloe mit sanften Hügeln, weiten Ausblicken aufs Meer und robusten natürlichen Bunkern wird ein typisch irisches Golferlebnis und Menschen aus der ganzen Welt hierher locken“, sagt Jason Straka. Der Platz soll 2026 fertig sein.
Ein fleißiges Helferlein am Ball
Zum Schluss: Haben Sie Probleme, das Grün zu treffen? Liegt der Ball zu oft auf dem Grünrand? Oder generell einfach jedes Mal zu weit weg von der Fahne? Wir hätten da eine unkonventionelle Lösung: Ein entsprechend trainiertes Helferlein, das völlig unauffällig am Ball platziert werden kann. Durchs Loch in der Hosentasche beispielsweise – mit dem oft so wundersam im Rough wiedergefundenen Ball klappt’s ja auch: