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Panorama

Jordan Spieth: „All American Boy“ soll Ikone Woods ablösen

29. Apr. 2015 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Wächst Jordan Spieth Tiger Woods langsam über den Kopf? Die USA hofft mit Spieth auf eine neue Golfikone.

Wächst Jordan Spieth Tiger Woods langsam über den Kopf? Die USA hofft mit Spieth auf eine neue Golfikone. (Foto: Getty)

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Gesucht: Ein Nachfolger für Tiger Woods! Als neue US-Ikone, als Antwort auf Rory McIlroy, als Lichtgestalt für Sponsoren und Fans. „Uncle Sam“ braucht den nächsten Golf-Superstar. Der Hoffnungsträger wird in knapp drei Monaten 22 Jahre alt, trägt seit gut zwei Wochen das „Green Jacket“ des Masters-Champions und bewahrt vorbildliche Haltung bei all dem Hype, der um ihn gemacht wird. Jordan Spieth ist das „Goldene Kind“ des amerikanischen Golfsports.

Im TPC Harding Park zu San Francisco wird‘s – nach dem vom Master-„Kater“ getrübten Intermezzo RBC Heritage – diese Woche wieder ernst für den Texaner. Es wartet die versammelte Weltelite auf ihre Nummer zwei, allen voran der Branchenprimus, ein direktes Duell mit dem topgesetzten McIlroy wäre allerdings erst im Finale möglich.

Popularitätstest bei der WGC - Cadillac Match Play

Die Konstellation hat eine weitere pikante Note. Mit Tiger Woods und Phil Mickelson fehlen genau die arrivierten Publikumsmagneten, die bislang zuvorderst das Licht der US-Öffentlichkeit auf sich fokussierten. Diese Repräsentantenrolle haben Amerikas Meinungsmacher fürderhin Jordan Spieth zugedacht. Beim Masters notierte CBS ein Quotenplus gegenüber 2014 von 48 Prozent am Samstag und 23 Prozent am Sonntag; jetzt soll sich erweisen, dass die gesteigerte Aufmerksamkeit nicht zuletzt Jordan Spieth galt. Damit wird die WGC - Cadillac Match Play auch zum Popularitätstest.

Wenn es um die Bedeutung des schwächelnden und sich rar machenden Tiger Woods für die PGA Tour geht, haben „Commish“ Tim Finchem und Co. stets das Mantra geleiert, niemand sei größer als das Spiel selbst. Ok! Aber zur Vermarktung eines Produkts braucht es idealerweise Identifikationsfiguren. Erst recht im merkantilen Amerika, wo IMG die Sportvermarktung quasi erfunden hat. 68,8 Milliarden Dollar sind laut der World Golf Foundation allein 2011 durch die Golfbranche in den US-Wirtschaftskreislauf geflossen; nimmt man den indirekten und nachrangigen Einfluss hinzu, addiert sich die geldwerte Golfbedeutung auf 176,8 Milliarden Dollar. Und die kommerziellen Golforganisationen mit der PGA Tour an der Spitze nehmen jährlich rund 1,5 Milliarden Dollar ein.

„Das Außergewöhnliche interessiert“

Tiger Woods war der „Business Angel“. Sein Erscheinen auf der Golfbühne stimmte die Sponsoren spendabel, ließ die TV-Bildschirme glühen und die Fans in Scharen an die Fairways pilgern. Unnahbarkeit und überhöhte Attitüde des polarisierenden Protagonisten taten der Tiger-Mania keinen Abbruch. Nicht mal der Sex-Skandal 2009. Starkult beruht keineswegs auf Sympathiewerten. „The difference makes the difference“, verdeutlicht Prof. Dr. Thomas Schierl, Leiter des Instituts für Kommunikations- und Medienforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln. Kurz und bündig. Im Unterschied zum Otto-Normalbürger liege eben der Unterschied: „Das Außergewöhnliche, gleich welcher Art, interessiert!“ Je mehr, desto faszinierender.

US-Medien betreiben schon Legendenbildung

Und Jordan Spieth? Kein nächster Woods, bewahre! Eher ein Antipode des Tigers. So brav, dass er fast nicht von dieser Welt scheint. Ein Musterschüler und Schwiegermutter-Liebling: Adrett gescheitelt, höflich und bescheiden, seit der Highschool dieselbe Freundin, familiär fest verankert und nicht gedrillt, durch den Umgang mit Schwester Ellie und ihrem Autismus geerdet, frühreif und mit Bewusstsein für die wirklich wichtigen Dinge. Spektakel gibt‘s nur auf dem Golfplatz. Jordans einziger Makel, hat Sir Nick Faldo gesagt, „ist sein schwindendes Haar“.

Helden sind gut fürs Geschäft und die US-Fans wollen US-Helden. Spieth soll‘s richten. Als künftiges Aushängeschild für Golf-USA und perfektes Testimonial. Amerikas Medien sind schon emsig mit der Legendenbildung beschäftigt, graben bis in die Windeljahre von Klein-Jordan nach Belegen für den untadeligen Charakter des jungen Mannes. „Sports Illustrated“ proklamiert den Anbruch einer neuen Ära, „Golf.com“ spricht von der verkörperten Zukunft des Spiels. Marketingexperten haben Spieths zu erwartende Jahreseinnahmen auf 25 Millionen Dollar hochgerechnet und attestieren ihm bereits die Starpower von US-Celebrities wie Katy Perry oder Justin Timberlake. Im Hintergrund reibt die Golfbranche derweil freudig Daumen und Zeigefinger aneinander.

Bei der Wiedererkennbarkeit ohne grünes Masters-Sakko freilich rangiert Spieth unter 4.000 analysierten Promis bloß auf Platz 1.639. Der „All American Boy“ halt, ein Typ wie du und ich. Noch.

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