Gesamt Aktueller Gesamtstand
LIVE Prognose
Punkte zum Sieg 14.5 14
Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Ryder Cup

USA erteilt Lehrstunde, Europa geht unter: Rückblick auf den Ryder Cup

06. Jan. 2022 von David Wellenbrock in Köln, Deutschland

Faire Verlierer: Team Europa gratuliert den Amerikaner zum Sieg beim Ryder Cup 2021. (Foto: Getty)

Faire Verlierer: Team Europa gratuliert den Amerikaner zum Sieg beim Ryder Cup 2021. (Foto: Getty)

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

Nachdem der Ryder Cup eigentlich für das Jahr 2020 angesetzt war, fand das größte Ereignis im Golfsport 2021 statt. "Ein Ryder Cup ohne Fans, ist kein Ryder Cup", hatte Segh Waugh, Boss der PGA of America, die Verschiebung des Kontinentalvergleichs begründet - eine gute Entscheidung, auch wenn fast nur amerikanische Fans in Whistling Straits am Lake Michigan die Stars anfeuerten oder unrühmlich ausbuhten - je nach dem, welche Farben sie trugen. Sportlich war es ein einseitiger Schlagabtausch, der in einer historischen Niederlage für die Europäer mündete - der Rückblick auf das "Waterloo von Wisconsin".

Europa mit schlechtem Start

Dabei war schon vor dem ersten Abschlag auf dem Straits Course die Ausgangslage klar: Die Amerikaner von Kapitän Steve Stricker mit der jüngsten Mannschaft, aber purer Weltklasse ausgestattet, forderten als klarer Favorit die Europäer von Padraig Harrington, die mit vielen Veteranen nach Wisconsin gereist waren, den Titel von 2018 aus Paris zu verteidigen. Den Amerikanern wurde ein Ego-Problem nachgesagt, angesichts der Fehde zwischen Koepka und DeChambeau, und den Europäer von daher die Chance zugeschrieben, durch den Teamgeist und Erfahrung erneut die Chance zu haben, das transatlantische Starensemble zu besiegen.

Von Beginn an dominierten aber die Amerikaner auf heimischem Boden das Geschehen fast nach Belieben - fast, denn das allererste Match holte das spanische Duo bestehend aus Jon Rahm und Sergio Garcia noch mit 3&1 auf die blaue Seite des Leaderboards. Dann allerdings tauchten die Gastgeber den Spielstand in rote Farbe und setzten den Grundstein für den Erdrutschsieg. Dabei schien den Amerikanern fast alles zu gelingen: Jordan Spieth sorgte wohl für den Schlag des Jahres und setzte einen unmöglichen Ball aus fast vertikaler Hanglage neben den Stock. Bryson DeChambeau haute einen Drive von über 400 Yards raus. 3 zu 1 hieß es nach der ersten Foursome-Session am Freitagvormittag des Ryder Cup 2021. Auf dem Straits Course enttäuschte vor allem Rory McIlory, der an der Seite von Ian Poulter mit 5&3 gegen Xander Schauffele und Patrick Cantlay unterging.

Rory McIlroy mit ungewohnten Schwächen

Generell war der Nordire beim Ryder Cup 2021 ein Schatten seiner selbst, verlor seine drei Vierer-Matches - erstmals in seiner persönlichen Ryder-Cup-Historie setzte er ein Match aus -, kam dabei nie bis zum 16. Loch und gewann nur das erste Einzel am finalen Sonntag, als Team Europa schon aussichtslos zurücklag. Im Anschluss an den 3&2 Sieg über Schauffele gab McIlroy in einem emotionalen Interview Einblick in sein Seelenleben. "Ich hätte diese Woche mehr für das Team machen sollen", erklärte der vierfache Majorsieger unter Tränen und war "stolz, Teil des Teams zu sein." - Einer der emotionalsten Momente des Jahres.

Vier Punkte Unterschied nach Tag 1

Doch zurück zum Sportlichen: Auch am Freitagnachmittag gewannen die Amerikaner die Fourball-Session mit 3 zu 1 und erhöhten ihre Führung dementsprechend auf 6 zu 2 - der größte Vorsprung nach zwei Runden seit 1977. Tony Finau brillierte in seinem Match an der Seite von Harris English und demontierte das (nord)irische Duo McIlroy/Lowry mit 4&3. Für den europäischen Punkt sorgten zwei geteilte Matches, doch schon nach 8 von 28 Punkten war nur wenig Hoffnung auf eine Aufholjagd: erst zwei Mal in der Geschichte des Ryder Cups wurde ein Rückstand von vier Punkten wettgemacht.

Brooks Koepka beleidigt Schiedsrichter

Mit diesem Defizit ging es in den zweiten Tag in Whistling Straits, wo die Amerikaner auch die dritte Session mit dem gleichen Ergebnis wie am Vortag gewannen. Lediglich die "spanische Armada" Rahm/Garcia stemmte sich gegen die Übermacht aus den USA, aus der sich Brooks Koepka einen unrühmlichen Ausruf gegenüber den Schiedsrichtern erlaubte. Als er eine von ihm angeforderte straffreie Erleichterung nicht zugesprochen bekam, wurde er ausfällig und sagte zu den Offiziellen: "Wenn ich mein Handgelenk breche, ist es eure verf***te Schuld." In Angst um sein lädiertes Handgelenk sorgte der vierfache Majorsieger so für einen der Aufreger des Jahres.

Doch nicht nur Koepka fiel negativ auf, auch die Fans ließen das Fairplay vermissen. Buhrufe gegen die Europäer, sie bejubelten missglückte Schläge und wollten guten Schlägen nicht den nötigen Respekt zollen. Zudem waren kaum europäische Fans aufgrund von Reiseeinschränkungen vor Ort, die hätten dagegen halten können.

Sergio Garcia stellt Rekord auf

In der Nachmittagssession des zweiten Tages in Haven, Wisconsin, bewiesen die Europäer endlich den Kampfgeist, den es für das angestrebte Wunder von Wisconsin brauchte. Doch nur zwei Punkte aus den vier Partien waren letztlich zu wenig, um den Vorsprung zu reduzieren und Hoffnung auf eine realistische Aufholjagd zu haben. "Wir geben nicht auf, wir werden bis zum Ende kämpfen", gab sich Sergio Garcia energisch, der durch die Siege an der Seite von Rahm den Rekord für die meisten erzielten Punkte beim Kontinentalwettstreit zwischen Europa und den USA aufstellte.

DJ führt die USA zum Sieg

So ging das Team von Kapitän Steve Stricker mit einem Vorsprung von sechs Punkten in die finalen Einzel. Doch trotz des gewonnenen ersten Punktes von McIlroy und der Erinnerung an Medinah 2012 kam angesichts der anderen Spielstände nur wenig Hoffnung bei den Blauen auf - zu dominant waren die in rot gekleideten Amerikaner. Dustin Johnson, der "Oldie" im Team mit seinen 37 Jahren, beispielsweise gewann alle seine fünf Matches, Collin Morikawa holte als Rookie 3,5 Punkte aus seinen vier Partien, versenkte dazu den entscheidenden Putt, der den triumphierenden Sieg (19 zu 9) besiegelte, und gewann nach PGA Championship und British Open auch den Ryder Cup im ersten Anlauf.

Die Rookies im Team der Amerikaner, das halbe Dutzend, spielten generell stark auf - neben Morikawa blieben auch Scottie Scheffler und Patrick Cantlay ungeschlagen - und auch die Streithähne DeChambeau und Koepka legten zum Wohle des Teams eine Waffenruhe ein. So spielten sich die amerikanischen Stars in einen Rausch, während die Veteranen im Team der Europäer schwächelten und ihr Spiel nur selten auf den Straits Course bekamen. Für Padraig Harrington, der im Vorfeld des Ryder Cups von der Wichtigkeit des Wettbewerbs für ihn persönlich gesprochen hatte ("Verliert das Team, dann ist der Kapitän gescheitert – egal wie gut er gearbeitet hat"), wurde das Event zum Desaster. Angesichts dieser Schmach von Wisconsin und der sich anbahnenden Ära, die die jungen Wilden der USA prägen könnten, braucht es dringend Reformen im europäischen Team, um beim Heimspiel 2023 in Rom wieder den Hauch einer Chance zu haben.

Deutschsprachige Beteiligung beim Ryder Cup

Aus deutschsprachiger Sicht war es ein Ryder Cup der Premieren. Bernd Wiesberger qualifizierte sich erstmals für den prestigeträchtigen Wettkampf, dazu als erster Österreicher überhaupt, konnte dann allerdings in Whistling Straits nicht überzeugen. Der Burgenländer wurde drei Mal eingesetzt, verlor aber seine Matches allesamt. "Ich hatte das Gefühl, dass ich besser gespielt habe und dass mein Spiel diese Woche gut genug ist, um einen Beitrag zu leisten. Enttäuschend, dass ich das nicht geschafft habe", sagte der 36-Jährige, der sich aber der Aufgabe gewachsen sieht, nach der Einzelniederlage gegen Koepka und ergänzte: "Es war trotzdem die beste Woche meines Lebens."

Martin Kaymer schaffte es in diesem Jahr nicht, sich sportlich für den Ryder Cup 2021 zu qualifizieren, durfte das europäische Team und Kapitän Harrington aber erstmals als Vize unterstützen. Der Mettmanner fungierte dabei als Bindeglied zwischen Mannschaft und Kapitän, und war trotz der Niederlage froh, dabei gewesen zu sein. "Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel mir diese Woche bedeutet hat und wie stolz ich bin, ein Europäer zu sein und zu diesem europäischen Team zu gehören."

Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen
Zu viel lästige Werbung? Mit Golf Post Premium genießt Du alle Inhalte werbefrei. Anzeigen entfernen

Feedback