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Ladies European Tour

Chef der Ladies European Tour: „Qualität statt Quantität“

26. Mai. 2016 von Bernhard Küchler in Köln, Deutschland

Bei der Präsentation des Ladies European Masters in Düsseldorf sprach Tourchef Ivan Khodabakhsh über die Entwicklung der LET. (Foto: Getty)

Bei der Präsentation des Ladies European Masters in Düsseldorf sprach Tourchef Ivan Khodabakhsh über die Entwicklung der LET. (Foto: Getty)

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Als Chef der Ladies European Tour (LET) arbeitet Ivan Khodabakhsh akribisch daran, das Damengolf weiter nach vorne zu bringen. Welche Entwicklungsmöglichkeiten der Sport hat, wie er die Konkurrenz zur LPGA Tour einschätzt und was für Möglichkeiten die LET jungen Talent bietet, sich zu entwickeln erklärte er Golf Post am Rande der Pressekonferenz zum Ladie European Masters in Düsseldorf.

Golf Post: Ivan Khodabakhsh, was gab den Ausschlag dafür, dass das Ladies European Masters nicht mehr in England stattfindet, sondern im September im Golf Club Hubbelrath?

Ivan Khodabakhsh: Für uns war der Solheim Cup 2015 der Grund den Stab in die Hand zu nehmen und in den deutschen Golfmarkt zu investieren. Wir hoffen, dass wir damit mehr junge Leute inspirieren können, sich für den Sport zu begeistern. Der Solheim Cup in St. Leon Roth war die größte Golfveranstaltung in Deutschland überhaupt. Wir haben das LET Masters drei Jahre entwickelt und es hat sich eine starke Marke gebildet. Allerdings haben wir mit der Ladies Scotish Open und der British Open bereits zwei große Turniere auf der Insel. Deutschland als großer Golfmarkt mit vielen Aktiven war ein bisschen vernachlässigt. Wir dachten das ist die beste Investition, die wir machen konnten.

Golf Post: Was macht denn den deutschen Golfmarkt so interessant und spielt es für die Rückkehr vielleicht auch eine Rolle, dass die Ladies German Open nicht stattfinden?

Ivan Khodabakhsh: Wir würden strategisch nicht richtig denken, wenn wir nicht versuchen würden in Deutschland präsent zu sein. Deutschland ist schon von der Zahl der aktiven Spieler einer der größten Märkte in Europa, außerdem spielt die Wirtschaftskraft des Landes eine Rolle. Wir hatten nicht das Gefühl, die Ladies German Open würden aus eigener Initiative in den nächsten Jahren zustande kommen und wollten nach dem Solheim Cup nicht noch ein Jahr verstreichen lassen, sondern die Investition direkt tätigen.

Golf Post: Das klingt, als ob Sie zukunftsorientiert planen und das Ladies European Mastersnicht nur ein Jahr in Deutschland gastieren wird.

Ivan Khodabakhsh: Wir mögen vielleicht manchmal kurzfristige Entscheidungen treffen, unsere Planungen haben jedoch immer langfristigen Charakter. Wir haben das ISPS Handa hierher gebracht, Allianz Versicherungen ist unser Partner und Hubbelrath genießt deutschlandweites Renommee. Mit solchen Partnern macht man keine kurzfristigen Sachen.

Golf Post: Für viele Damen auf der LET stellen die Lücken im Turnierplan ein Problem dar. Auch jetzt ist es der Fall, dass es kein zusätzliches Turnier gibt, sondern sich nur der Standort geändert hat. Arbeiten sie daran, die Lücken im Kalender aufzufüllen?

Ivan Khodabakhsh: Das ist keine einfache Frage. Zu Beginn meiner Amtszeit (vor drei Jahren, Anm. d. rad) haben wir eine Strategie mit folgendem Credo aufgesetzt: Qualität statt Quantität. Wir hatten ein Turnier in Dubai (Omega Dubai Ladies Masters, Anm. d. Red.), was mit einer halben Million Euro Preisgeld unser Aushängeschild war. Dieses Jahr werden wir bis zum Ende des Jahres neun Turniere haben, die mit einem vergleichbaren Preisgeld dotiert sind. Das haben wir in nur drei Jahren geschafft.

Als ich angefangen habe, gab es nur ein Turnier, dass live im TV übertragen wurde - dieses Jahr werden zehn Turniere im Fernsehen übertragen. Das hat eine ganz andere Qualität, als ein kleines Turnier mit einem geringem Preisgeld, das ohne TV-Übertragung quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Wir haben statt 25 Turnieren vielleicht nur noch 20 Turniere. Aber das Preisgeld dieser Turnier hat sich insgesamt verdoppelt. Strategisch sind wir auf dem richtigen Weg. Wir haben die Qualität der Turniere dramatisch verbessert, auch wenn wir dabei vielleicht das ein oder andere Turnier verloren haben.

Golf Post: Diese neue Qualität findet vor allem in Asien statt, wo viele höher dotierte Turniere ausgetragen werden - die Veranstaltung heißt aber immer noch Ladies European Tour. Geht die Entwicklung in Richtung "Ladies World Tour"?

Ivan Khodabakhsh: Wir sind stolz auf den Namen "Ladies European Tour", weil es auf unsere Herkunft hinweist. Bei den Herren ist es doch ganz ähnlich: die European Tour spielt auch überall auf der Welt. Aber es sind ja nicht nur die Turniere die wir spielen, auch die Mitglieder kommen von überall her. Wir sind einfach sehr international aufgestellt auch was die Qualifying-School angeht und wollen so viele Talente wie möglich zum Golfsport bringen. Unsere Name ist Ladies European Tour, das zeigt einfach wo wir herkommen und stimmt auch mit den meisten Mitgliederinnen überein.

Golf Post: Ist eine globale Ausrichtung der einzige Weg, wie man sich gegenüber der LPGA Tour noch behaupten kann?

Ivan Khodabakhsh: Die gemeinsame Aufgabe von LET und LPGA Tour ist es, das Damengolf zu fördern. Würden wir gegeneinander arbeiten, könnte sich jeder einen kleinen Teil vom Markt sichern. Wenn wir allerdings zusammen arbeiten, dann wachsen wir gemeinsam und alle profitieren davon. Natürlich sind wir auf dem Platz Rivalen - wir wollen den Zweikampf Europa gegen USA gewinnen - aber im Hintergrund arbeiten wir eng zusammen und versuchen ein Event wie den Solheim Cup für das Damengolf zu nutzen.

Golf Post: Dennoch konkurrieren sie um die Spielerinnen, die bei den Turnieren teilnehmen sollen. Die Preisgelder auf der LET sind teilweise nicht so hoch, dass die Teilnehmerinnen davon ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Außerdem sind die Reisewege länger, als auf der LPGA Tour, wo überwiegend in den USA gespielt wird. Gibt es seitens der LET da Unterstützung vor allem für junge Talente?

Ivan Khodabakhsh: Ich glaube das ist Hauptaufgabe der nationalen Verbände. Die Talente repräsentieren das jeweilige Land. Dieser nationale Aspekt war im Golf lange Zeit zweitrangig, weil der Sport im Gegensatz zu den anderen weit entwickelten Sportarten nicht Teil der Olympischen Spiele war. In Ländern wie Italien oder Spanien gibt es Programme, den Nachwuchs bei der Entwicklung unterstützen. Dort gibt es auch finanzielle Unterstützung, die Reisekosten auffangen. Unsere Access Series bietet jungen Amateurinnen die Möglichkeit auszutesten, ob sie den Sprung in den Profisport schaffen können.

Klar hat die Ladies European Tour im Moment nicht die gleichen Preisgelder wie die LPGA Tour, aber es geht auch immer um das Gesamtpaket. Da spielen auch Sponsoren eine Rolle und das ist etwas, was beispielsweise für eine deutsche Spielerin in den USA sehr schwierig ist. Selbst wenn eine deutsche Firma bereit wäre, in eine Sportlerin auf der LPGA Tour zu investieren, würde sich das Sponsoring eher auf eine amerikanische Spielerin richten, weil sie als Werbeträger attraktiver ist. Wir bieten den Spielerinnen durch Turniere in Europa also die Möglichkeit, sich marktrelevant zu präsentieren.

Golf Post: Der Solheim Cup in Deutschland war ein Riesenerfolg - die Messlatte liegt hoch. Welche Erwartungen ergeben sich daraus?

Ivan Khodabakhsh: Man kann kaum glauben, dass der Solheim Cup keine 100-jährige Geschichte hat, sondern 1990 zum ersten Mal gespielt wurde. Jetzt schon ist es die größte Veranstaltung im Damengolf und eines der größten Events im Frauensport überhaupt. Ich bin davon überzeugt, dass die LPGA in Des Moines eine Veranstaltung organisieren wird, die versuchen wird, St. Leon Roth noch einmal zu toppen. Sie sprechen davon, dass sie mit 250.000 Zuschauern rechnen. Und wir werden versuchen beim folgenden Turnier in Gleneagles diesen Event erneut zu verbessern. Der Solheim Cup ist wirklich eine besondere Veranstaltung, die zeigt, wie stark die Ladies European Tour gemeinsam mit der LPGA arbeitet.

Golf Post: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führten Matthias Gräf und Tobias Hennig

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