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Profisport Damen

Sandy Voss im Interview: Ich möchte die Nr. 1 in Driving Distance werden

31. Okt. 2020 in Köln, Deutschland

Sandy Voss hat große Ziele. (Foto: Golf Post)

Sandy Voss hat große Ziele. (Foto: Golf Post)

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Sandy Voss ist eine der vielversprechendsten jungen deutschen Damen im Golfsport. 2018 wurde sie Norddeutsche Meisterin und aktuell spielt sie auf der LET Access Series. Ihre Ziele formuliert sie klar: In den nächsten fünf Jahren möchte sie zuerst festes Mitglied der Ladies European Tour werden, um sich dort für die LPGA Tour zu beweisen. Im Golf Post Interview spricht sie über ihre Ziele, ihre Träume, über Sophia Popov und ihren Alltag. Sie spricht über ihre Partner und die Hürden, die sie als junge, noch unbekannte Golferin meistern muss.

Interview mit Sandy Voss

Golf Post: Sandy, du stehst noch ganz am Anfang deiner Karriere als Proette, du spielst aktuell auf der LET Access Series, die Nachwuchstour der Ladies European Tour, erzähl‘ uns doch erst einmal, wie du überhaupt zum Golf gekommen bist?

Sandy Voss: Tatsächlich über das DGV Projekt „Abschlag Schule“. Ich habe ursprünglich Fußball gespielt und wollte hier auch hoch hinaus. Eines Tages hatten wir im Sport einen Vertretungsstunde Golf – damals war ich 15 Jahre - und da ist der Funke sofort übergesprungen. Ich habe den Ball nicht nur gleich getroffen, er ist auch 100 Meter geflogen. Mich hat es beim Fußball irgendwie gewurmt, dass ich ohne meine Mannschaft nicht richtig trainieren kann. Beim Golf habe ich alles selbst in der Hand. Natürlich gehen auch Erfolg und Misserfolg auf meine Kappe, aber vor allem bin ich beim Golf selbstbestimmt und stehe ganz allein in der Verantwortung. Das motiviert mich. Der Auslöser, Proette zu werden, war der Solheim Cup 2015 in St. Leon-Rot. Da dachte ich: Wow, das möchte ich machen. Lexi Thompson und die anderen Spielerinnen live zu sehen hat mich beeindruckt.

Golf Post: Wir haben gerade in Deutschland den sogenannten „Cindarella“-Moment von Sophia Popov miterleben dürfen, beflügelt dich das?

Sandy Voss: Klar motiviert das und ich finde es natürlich Wahnsinn. Aber ich bin ein Realist. Deshalb habe ich auch zunächst ein duales Studium in BWL und Sportmanagement angefangen und gerade eben den Bachelor gemacht. Für mich nimmt es den Druck, wenn ich mich nicht nur auf Golf verlassen muss. Zu wissen, ich kann auch etwas anderes machen, gibt mir Gefühl, meine Ziele besser zu erreichen.

Golf Post: Die meisten Amateurgolfer können sich nicht vorstellen, wie steinig der Weg am Anfang einer Golfkarriere sein kann. Nicht jeder wird als Tiger Woods geboren. Erzähl‘ uns mal von dir, hast du einen konkreten Plan, wie du deinen Traum verwirklichen willst?

Sandy Voss: Ja, den habe ich ausgearbeitet. Das habe ich im Studium mit Hilfe der SMART-Formel* gelernt. Ich habe mir einen Plan gemacht, was ich bis 2025 erreichen will.

Ganz konkret sind das meine Meilensteine:
Bis Ende 2020 LET Access Series Kategorie 12
Bis Ende 2021 Tour School Final Stage/ Kategorie 7 / Top 50 Order of Merit
Bis Ende 2022 Top 25 Tour School Qualifikation für LET
Bis Ende 2023 LET uneingeschränkte Spielberechtigung und Tour School LPGA
Bis Ende 2024 LPGA Tour LET uneingeschränkte Spielberechtigung
Ab 2025 LPGA Tour

*anm. der Readktion:  Die SMART-Formel ist ein Hilfsmittel zur Zielformulierung (Spezifisch – Messbar – Akzeptiert – Realistisch –
Terminierbar)

Dieser Ansatz, Ziele zu formulieren, funktioniert für mich. Bei den Norddeutschen Meisterschaften 2018 haben mich meine Trainer gefragt, was ich erreichen will. Na klar, wollte ich gewinnen. Aber sie fragten, ob es noch etwas konkreter geht. Ich formulierte mein Ziel, zweimal drei Schläge über Par zu spielen und damit zu gewinnen. Und genauso ist es dann gekommen.


Golf Post: Nun kommen wir zu dem Thema, wie schwer es für Rookies am Anfang ist. Was sind die größten Hürden deiner Meinung nach und wie wirst du unterstützt?

Sandy Voss: Wenn man es so wie ich macht, sicherlich die Zeit. Nebenher studieren und arbeiten ist aufwendig. Aber ich habe es bisher geschafft, neben einer 40 Stunden Woche mit Studium und Arbeit immer noch 5-6 Stunden zu trainieren. Ich bin dankbar, dass meine Eltern mich mit Rat und auch finanziell unterstützen. Sie haben mich auch sehr bestärkt, den Versuch zu unternehmen, meinen Traum in den nächsten 3-4 Jahren zu verwirklichen. Mein Vater hilft mir bei Verträgen, Reiseplanung, Steuern, aber er schaut eigentlich nur drüber. Erstmal mache ich viel selber. Von Anfang an hatte ich auch immer Unterstützung von meinen Trainern David Entwistle und Jörg Schuster, sie haben mein Talent wohl früh erkannt.

Golf Post: Wie sieht aktuell dein Trainingsalltag aus? Bryson DeChambeau ließ kürzlich verlauten, dass er privat nie auf den Golfplatz geht und Runden spielt, weil er auf der Range in derselben Zeit einfach viel mehr Bälle schlagen kann.

Sandy Voss: Ich stehe um 6 Uhr auf und von 7 bis 8.30 Uhr Fitness. Vormittags arbeite ich im Clubmanagement/-sekretariat von Red Golf Quickborn und nachmittags bin ich auf der Driving Range, schlage bestimmt 300 Bälle pro Tag. Ich liebe die Driving Range, gefühlt bin ich hier aufgewachsen. Darüber hinaus versuche ich dreimal pro Woche 18 Loch zu spielen. Abends machen ich dann noch mal eine Stunde Fitness, Stretching oder Cardio. Sonntags mache ich frei, weil ich auch noch Zeit mit meiner Familie verbringen möchte.

Golf Post: Gerade in Corona-Zeiten werden die Budgets der Sponsoren überprüft und vielfach gekürzt, gibt es bei dir schon Partner außerhalb des privaten Bereichs, die dir unter die Arme greifen?

Sandy Voss: Noch stehe ich ganz am Anfang und so gehe ich auch auf die potentiellen Partner zu. Ich halte nicht die Hand auf, sondern überlege erst, was ich dem Partner bieten kann. Einer meiner Partner ist Fitnessfabrik in Tornesch ich kann trainieren und gebe als Gegenleistung auch einen Kurs. Win-Win. Bei den Schlägern ist Mizuno mein Partner und ich werde demnächst nach England fliegen und dort eine umfassendes Fitting bekommen. Bekleidung und Schuhe bekomme ich von PUMA Golf. Zusammen mit Sven’s Golfshop wurde ich großzügig ausgestattet. Die Golfschuhe von PUMA sind unglaublich bequem, zum ersten Mal hatte ich auch keine Blasen bei einem neuen Schuh. Außerdem ist PUMA für mich innovativ und steht für Schnelligkeit. Als erster Anbieter haben sie einen One-Piece Jumpsuit auf den Markt gebracht. Finde ich cool.

Golf Post: Was ist dein Traum?

Sandy Voss: Ich möchte die Driving Distance auf der Tour anführen! Und eigentlich konstant oben mitspielen. Es gibt kein konkretes Turnier, was ich gewinnen will. Auch hier bin ich eher Realist. Und dann natürlich Familie und Kinder!

Golf Post: Was würdest du dir für junge (weibliche) Talente wünschen?

Sandy Voss: Dass mehr Frauen den Frauensport wertschätzen. Männer gucken Männerfußball, aber wenig Frauen gucken Frauenfußball – mehr Interesse würde eben auch mehr Sponsoren, TV-Gelder bringen.

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