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Golf Post Premium Panorama

Green Eagle plant für die Zukunft: „Ryder Cup muss man sich verdienen“

19. Mrz. 2021 von Michael F. Basche in Winsen (Luhe) - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Erweiterung für "größere Events": Die Green Eagle Golf Courses bekommen ein Hotel, einen neuen West Course und einen eigenständigen 9-Loch-Platz aus dem derzeitigen Süd Course. (Foto: Green Eagle Golf Courses)

Erweiterung für "größere Events": Die Green Eagle Golf Courses bekommen ein Hotel, einen neuen West Course und einen eigenständigen 9-Loch-Platz aus dem derzeitigen Süd Course. (Foto: Green Eagle Golf Courses)

Irgendwas baut er ja immer. Dieser Tage hat Michael Blesch noch schnell den Mast für ein Storchennest errichtet, samt Gestell fürs Gezweig „on top“. Zuvor wurde mal flugs das 18. Fairway des Porsche Nord Course dort zum Nadelöhr verengt, wo weniger wagemutige Akteure auf dem Par 5 ihren Ball für einen kurzen dritten Schlag ins Grün ablegen. Das auf ganzer Länge flankierende Wasser zieht sich nun deutlich weiter in die Bahn hinein, selbst defensives Spiel ist damit nicht ohne Risiko.

Nach der Porsche European Open geht es los

„Jetzt ist bis zur Porsche European Open Schluss mit Umbauten“, sagt der Mitinhaber der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe). Bei einem, der sich selbst schmunzelnd „Bau-Tourette“ attestiert, klingt das allenfalls wie die Ruhe vor dem Sturm.

In der Tat. Wenn am 6. Juni der letzte Putt des European-Tour-Gastspiels im deutschen Norden gelocht ist, geht‘s auf dem 54-Loch-Ensemble vor den Toren von Hamburg richtig rund. Blesch und sein Partner Ralf Lühmann, der dem Rastlosen im Back Office den Rücken frei hält, haben mit ihrer Anlage viel vor. Und angesichts der ehrgeizigen Ziele ist „Erweiterung“ ein eher notdürftiges Stichwort. „Wir planen für größere Events“, schmunzelt Blesch.

Hotel mit insgesamt 80 Zimmern

Den Auftakt macht der bereits angekündigte Hotelneubau; die Stadt und ihre zuständigen Gremien haben Ende vergangenen Jahres grünes Licht für das Vorhaben und die damit verbundene Expansion gegeben. Bis Oktober/November wollen Blesch und Lühmann mit dem gesamten Planverfahren durch sein, dann steht der erste Bauabschnitt an, die ersten 34 der insgesamt 80 Zimmer, die sich final auf zwei Flügel verteilen, während das bestehende Clubhaus samt Restaurant- und Küchenvergrößerung etc. in den mittleren Bereich integriert wird.

Dafür muss Design-Nerd Blesch seinen Süd Course anfassen, die Schlussstrecke von Loch 9 und der Auftakt der Zehn müssen dem Flächenbedarf des Hotels weichen. Macht jedoch nichts, es ist ja mit dem West Course ohnehin ein neuer Parcours im Plan. Blesch nimmt dafür den bestehenden Süd Course auseinander, schlägt das Gelände der inneren neun Bahnen dem künftigen Kurs zu und macht aus den äußeren einen eigenständigen 9-Loch-Platz. Das finale Inselgrün vor dem Clubhaus fällt dem Ausbau mittelfristig ebenfalls zum Opfer.

64 Hektar für die Hälfte des neuen West Course

Noch freilich ist dies Zukunftsmusik: Im Herbst 2022 soll‘s erstmal mit neun neuen West-Course-Löchern auf den zusätzlichen 64 Hektar losgehen, die von den Green-Eagle-Machern bereits gepachtet wurden. Anschließend wird die Driving Range hinter den ersten Abschlag des Porsche Nord Course verlegt; die Fläche des derzeitigen Übungsareals braucht Blesch für Bahn 1 und 18 des West Course und für erhöhte Zuschauerbereiche mit Stadioncharakter. Das Hotel – in Eigenregie betrieben – läuft letztlich in die Hügel hinein; was auf der einen Seite erster Stock ist, liegt zum Platz hin ebenerdig.

„Es ist alles verrückt, hat aber Sinn“

Ursprünglich begannen alle Planspiele mit der Überlegung, den bestehenden Süd Course zu renovieren und beispielsweise eine Beregnungsanlage einzubauen. Blesch freilich wäre nicht er selbst, ließe sich der einstige PGA-Professional eine solche Gelegenheit entgehen, seiner Gestaltungsleidenschaft zu frönen. „Es ist alles verrückt, hat aber Sinn“, lacht Blesch.

Er weiß um die handfesten Perspektiven. Zuvorderst steht das Feilen an einem breitgefächerten Angebot, das eine Neun-Loch-Mitgliedschaft – beispielsweise für ältere Golfer – zum eigenständigen und vollwertigen Green-Eagle-Erlebnis macht, fernab irgendwelcher Halbrunden-Hybriden.

Doppelschauplatz für European Tour?

Darüber hinaus festigen Blesch und Lühmann durch ihre Maßnahmen langfristig den Status als Schauplatz der European Tour und schlagen so quasi zwei Fliegen mit einer Klappe.

Im Hauptquartier in Wentworth brüten Keith Pelley und die Seinen nicht erst seit Corona über rationelleren logistischen Konzepten und der Reduzierung von Reisekosten, der Circuit muss sparen. Die Pandemie bedingte Bubble-Bildung in der Rumpfspielzeit 2020 mit dem England-Swing im Juli/August und dem walisischen Doppel dazwischen im Celtic Manor Resort war lediglich ein erzwungener Vorgeschmack.

Ab 2027 könnten an der Radbrucher Straße durchaus zwei Wettbewerbe hintereinander stattfinden: Erst auf dem „Grünen Monster“ Porsche Nord Course, dann auf dem mit maximal 6.800 Metern um einiges kürzeren, hingegen dementsprechend schlanker konzipierten West Course. Oder umgekehrt.

In Absprache mit European Golf Design

Der Draht zur Tour ist durch die Porsche European Open so eng wie es die neuen Fairways werden sollen; seit langem schon spricht Blesch seine Änderungen und Vorstellungen mit der Tochterfirma European Golf Design und deren Chef Jeremy Slessor ab: „Wir arbeiten echt richtig gut zusammen. Er ist Green-Eagle-Fan.“

Die beiden funken auf einer Wellenlänge und nehmen sich nicht selten gegenseitig das Wort aus dem Mund und die Skizzen aus der Hand. „Es wird viel Heide geben, Wellen, kleine Grüns mit Konturen und verspielte Bunker – der Kurs wird einfach englischer“, beschreibt Blesch sein neues Baby.

Geeignete Spielstätten für Ryder Cup werden knapp

Und schließlich ist da noch der große Traum vom Ryder Cup. Den hat Blesch keineswegs aufgegeben, als Green Eagle 2009 aus dem deutschen Kandidaten-Rennen für den Kontinentalwettbewerb 2018 ausstieg, der dann in Paris statt im bayerischen Rohrenfeld stattgefunden hat. Er weiß, dass es irgendwann an geeigneten Spielstätten fehlt.

Mit Marco Simone 2023 und Adare Manor 2027 ist der Kurs-Köcher der European Tour weitgehend leer, 2031 müsste wohl bereits ein komplett neues Ensemble her. Eines mit all den Faktoren, die ein Ryder-Cup-Platz idealerweise bieten sollte: Großstadt-Anbindung, enormes Zuschauer-Fassungsvermögen, logistische Kapazität, kurz: genug Platz. Es sei denn, das Golf-Gipfeltreffen wird zum fünften Mal in seiner Geschichte in Englands Klassiker The Belfry inszeniert oder geht im London Golf Club über die Bühne – noch freilich ist das Dunst aus der Gerüchteküche.

„Lasst uns erstmal bauen“

Jedenfalls wäre der West Course von Green Eagle gleichermaßen tauglich. „Aber lasst uns erstmal bauen“, sagt Blesch. „Für größere Events!“, fügt er zwinkernd an. Funktionieren müsse der neue Platz so oder so: „Ich plane wirtschaftlich nicht für einen Ryder Cup, der wäre nur die Krönung des Ganzen. Ich habe viel lieber zehn Mal ein Turnier der  European Tour als ein Mal den Ryder Cup“, betont Blesch. Überhaupt: „Einen Ryder Cup muss man sich erarbeiten. Das ist eine Ehrung.“

Ohne fließt noch viel Wasser die Luhe hinunter, ehe endgültig über eine Bewerbung zu entscheiden ist. Bis dahin freut sich Blesch, dass er trotz der selbstauferlegten Schaffenspause ein bisschen an seiner Anlage basteln darf. „Ich kann schon ein paar Wege verlegen, einen Wasserlauf überbauen. Das macht total Spaß“, strahlt er. Bau-Tourette halt …

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