Grundsätzlich gibt es drei Hauptgründe, die für eine Erneuerung des alten Schlägersatzes sprechen: Erstens, macht der Verschleiß von Bestandteilen eines Schlägers einen Austausch unumgänglich. Zweitens, kann die Materialentwicklung so große Fortschritte machen, dass ein Schlägerwechsel sinnvoll wird. Drittens, können sich das eigene Spiel oder die eigenen körperlichen Voraussetzungen geändert haben, so dass der alte Schlägersatz nicht mehr zum eigenen Spiel passt.
Golfschläger sind Sportgeräte, die perfekt zum Sportler, zu seinen Stärken und Schwächen und zu seiner Technik passen sollten. Mit dieser Schnittstelle von Spieler und Material hat sich Marco Burger bereits in sein Studium (Fokus „Sports Engineering“) beschäftigt und dann zum Beruf gemacht. Burger ist Gründer und Geschäftsführer von Hole In One (HIO) Fitting in München. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Benny Pfister betreibt er das größte und modernste Golf-Fittingstudio in Europa. Mit ihm spricht Golf Post über die Hauptgründe für einen Schlägerwechsel.
Verschleiß
Golfschläger sind Gebrauchsgegenstände und nutzen selbstverständlich ab. Allerdings muss nicht immer direkt ein neuer Schläger gekauft werden. „Beim Verschleiß muss darauf geachtet werden, welcher Teil des Schlägers verschlissen ist“, erklärt Burger, der selbst Golf spielt seitdem er zehn Jahre alt war und heute ein Plus-Handicap führt. Jeder Bestandteil des Schlägers wird unterschiedlich beansprucht und nutzt sich unterschiedlich schnell ab. „Die Griffe sollten alle drei Jahre erneuert werden, wenn man zweimal in der Woche spielt“, meint Burger.
Marco Burger, Mitgründer und CEO von HIO Fitting, im Beratungsgespräch. (Foto: HIO Fitting)
Im Gegensatz dazu sind die Schlägerschäfte kaum kaputtzuspielen. „Beim Verschleiß der Schlägerköpfen geht es vor allem um den Abrieb der Schlagflächen, der Grooves, bei Eisen und Wedges“, so Burger. Ein Putterkopf oder auch Holz ist hingegen kaum abzunutzen. „Die Frage, wann die Köpfe erneuert werden sollten, hängt allerdings auch von der Trainingsintensität ab. Bei vielen Stunden auf der Range und im Trainingsbunker, nutzen die Grooves schneller ab als bei normalem Golf auf der Runde.“ Eine Faustregel laute hier, dass die Köpfe von Eisen und Wedges alle fünf Jahre geprüft werden sollten, wenn man zweimal die Woche spielt.
Equipment-Entwicklung
Die Hersteller versprechen Jahr für Jahr mehr Kontrolle und mehr Länge durch ihre neu-entwickelten Schläger. Natürlich macht die Technik immense Fortschritte, allerdings stellt sich die Frage, ob der Durchschnittsgolfer die jährlichen Fortschritte in seinem Spiel bemerkt.
„Viele unserer Kunden sind sehr gespannt auf die Neuentwicklungen der Equipment-Industrie und wollen am liebsten jedes Jahr Teile ihres Schlägersets erneuern“, erklärt Burger. Er selbst hat für diese Equipment-Affinität wohl Verständnis, wird er doch selbst von seinen Kollegen als „die Golf-Material-Weisheit in Person“ bezeichnet. Allerdings rät er nicht dazu sich direkt einen ganzen neuen Schlägersatz zuzulegen, sobald eine Neuentwicklung auf dem Markt ist.
Nicht jede Neuerung ist für jeden sinnvoll
„Wenn man sehr technikaffin ist, macht es Sinn sich alle drei Jahre einen Überblick über die Neuerungen zu verschaffen und eingehend zu testen, welche Entwicklungen im einzelnen das eigene Spiel weiterbringen“, sagt Burger und fügt hinzu: „Sollte man aber nicht so viel Wert auf neue Ausrüstung legen, reicht es vollkommen, diese Prüfung alle fünf Jahre für sich zu machen.“
Anfänger bräuchten natürlich nicht das neueste Equipment, allerdings sollte das Material auch zum Neuling passen. „Es ist eine unnötige Hürde für den Anfänger beim Golf, sollten die grundlegenden Parameter beim Schlägerkauf nicht beachtet worden sein. Außerdem sollte das Bag für sie mit Bedacht zusammengestellt sein.“ Burger empfiehlt Anfängern nicht mit 14, sondern mit rund sieben Schlägern zu starten. „Mehr braucht man am Anfang nicht. Also lieber weniger Schläger aber dafür die Richtigen, die nach einer eingehenden Beratung gewählt werden.“
Veränderter Schwung
Schließlich kann ein Schlägerwechsel anstehen, wenn sich das eigene Spiel geändert hat. Egal, ob der Anfänger besser wird, der Single-Handicapper seinen Schwung verändert oder der Routinier an Schlaglänge verliert - an diesen Punkten kann ein Schlägerwechsel oder eine Anpassung sinnvoll sein.
„Wer mit dem Alter an Beweglichkeit und Schlaggeschwindigkeit verliert, büßt Schlagweite ein. Hier lautet die Faustregel zur Lösung: je älter und langsamer der Spieler ist, umso leichter sollten die Schläger in der Regel werden“, sagt Burger. Hier böte sich an auch bei Eisen und Wedges auf weiche und leichte Graphitschäfte umzusteigen.
Golfer haben die Qual der Wahl, daher heißt es testen und prüfen bis der passende Schläger gefunden ist. (Foto: Getty)
Graphitschäfte seien zudem auch sinnvoll, wenn eine Verletzung oder beanspruchte Sehnen und Gelenke nicht mehr mit dem harten Feedback und Vibrationen der Stahlschäfte zurechtkämen. „Ich selber spiele seit sieben Jahren nur noch Graphit- oder Multi-Material-Schäfte. Wegen der vielen Tastaturarbeit und Tennis, haben Stahlschäfte meinen Sehnen Probleme bereitet. Die Graphitschäfte vibrieren weniger und sind dadurch armschonender“, so Burger. Er sagt von sich selbst, dass er nicht mehr viel golfe: „Zwischen 16 und 20 Jahren habe ich intensiver gegolft, heute spiele ich nur noch einmal pro Monat.“
Letztlich ändert sich das eigene Spiel nicht immer verletzungs- oder altersbedingt, sondern auch durch Training und Verbesserung. „Wenn man mit seinem Trainer an seinem Schwung gearbeitet hat, kann es sein, dass die Schläger nicht mehr passen“, so Burger. Allerdings sei auch hier nicht immer direkt ein neuer Schläger nötig. Oftmals reichten Änderungen an z.B. Loft oder Lie durch einen Fitter bereits aus. „An nahezu allen Schlägern lässt sich heute durch kleine Veränderungen sehr viel erreichen, um sie für eventuelle Schwungänderungen zu optimieren.“
In einem Golferleben kommt man ganz ohne Schlägerwechsel nicht aus. Jedoch sind kleine Änderungen durch einen Fitter und der Wechsel einzelner Schläger oder einzelner Komponenten oftmals sinnvoller als in einen komplett neuen Satz von der Stange zu investieren.