Die Golfplätze rund um die weltberühmte Ski-Abfahrtsstrecke Streif sind an Vielfalt und Abwechslungsreichtum kaum zu toppen. Auf den fünf Golfplätzen in und um den Nobelort Kitzbühel ist alles möglich: Abschläge in gesunder Höhenluft, Blicke auf die mächtigen Kitzbüheler Alpen oder der Wettkampf auf den herausfordernden Fairways. Um diesen Aspekt dreht sich der zweite Teil unseres Golf-Route-Trips. Er beginnt im Golfclub Kitzbühel-Schwarzsee-Reith, einem Naturparadies auf der Rückseite der legendären Hahnenkamm-Bahn. Wer hier spielt, darf sich vor Hindernissen nicht erschrecken.
Kitzbühel: Golfplätze im Wintersport-Mekka
Inmitten der Kitzbüheler Alpen, umgeben von Gebirgskämmen, Wäldern und Wiesen liegt der besondere Reiz in den Wasserhindernissen, den flachen Fairways der Löcher bis zur 9 sowie dem hügeligen Profil bis zum 18. Loch. (Par-72, Herren 5907 Meter, Damen 5334 Meter). Was den Club besonders auszeichnet, sind die fünf Abschläge je Bahn: neben Weiß, Gelb (CR 71,2/Slope 135) und Rot zusätzlich Blau für Herren light und Orange für Damen Light (CR 70,8/Slope 127). Tipp: Wer einen Elektro-Trolley besitzt, sollte diesen nehmen, um sich voll und ganz auf das Spielen konzentrieren zu können. Golfspielerinnen und -spielern, die schnell müde werden, empfiehlt sich ein Cart. Die Golfanlage war mehrfach der Schauplatz von hochkarätigen, internationalen Turnieren.
Los geht es mit einem fast 500 Meter langen selektiven Eröffnungsloch (Par-5) mit einem Dogleg von fast 90 Grad nach rechts. Ein Teich am rechten Rand und ein Bunker links verteidigen das rund 500 Quadratmeter große Grün. Mit der zweiten Bahn (Par-4 /388 Meter ab Gelb) erwartet die Spielerinnen und Spieler das schwierigste Loch. Der Abschlag erfolgt in einer schmalen Baumschneise und sollte mindestens die Länge von 170 Metern haben. Dann bereitet das Dogleg nach Links keine Probleme. Wer mit dem Fairwayholz gut umgehen kann, erreicht mit drei Schlägen das wenig geschützte Grün. Im Zuge einer Qualitätsoffensive sind die Löcher 1 und 15 vor drei Jahren neugestaltet worden. Bei Loch 2 der Golfanlage blieb jedoch alles unverändert. Es ist das schwierigste Loch auf dem Golf-Areal.
Nicht zu unterschätzen
Golfplatz-Architekt Gerold Hauser hat die 18 Bahnen auf dem rund 50 Hektar großen Gelände direkt am idyllischen Schwarzsee entwickelt. Der Platz deckt alle Wünsche von Golferinnen und Golfern ab, egal ob Single-Handicap oder Anfänger. Allerdings: für Letztere gibt es in Kitzbühel Clubs, die leichter zu spielen sind, beispielsweise Kitzbühel-Kaps. Die Bahnen von Schwarzsee-Reith gelten als „anspruchsvoll“, vor allem die Back Nine.
Loch 4 und 5 sehen auf den ersten Blick einfach aus, sind aber nicht zu unterschätzen. Schon der Abschlag von Loch 4 (Par-4/ 292 Meter ab Gelb) durch eine Schneise von Bäumen und Sträuchern verlangt nach präzisen Schlägen. Das rechte Dogleg in Höhe von 196 Metern ist gespickt mit Bunkern und dahinter fließt noch ein Bach quer über das Fairway. Drei Bunker schützen das Grün. Loch 5 (Par-4/316 Meter ab Gelb) bietet Teich, Bachlauf und drei Bunker rund um das Grün. Ab circa 180 Metern kann das Grün angegriffen werden.
Hauptsächlich auf Greenfee-Spieler ausgerichtet
Letzter Höhepunkt auf den ersten Bahnen ist Loch 9, ein Par-3 mit 168 Metern. Wer den Mut hat, spielt den Ball direkt über den Teich auf das Grün. Wer seinen eigenen Schlägen misstraut, sollte besser Plan B ins Auge fassen; seitlich am Wasserhindernis vorbei. Ein Par ist immer noch möglich.
Der Golfclub Kitzbühel-Schwarzsee-Reith, etwa vier Kilometer vom Zentrum entfernt, hat derzeit rund 380 Mitglieder. Was damit zusammenhängt, dass der Club in erster Linie auf Greenfee-Spieler ausgerichtet ist. Laut Manager Guido Hinterseer rechnet der Club mit rund 12.000 Greenfee-Runden pro Jahr. Was vermutlich auch daran liegt, dass der Club dem Tourismusverband Kitzbühel gehört – ein Novum in Österreich. Das Tages-Greenfee liegt derzeit bei 105 Euro; Gäste in der Gemeinde erhalten 20 Prozent Ermäßigung. Clubmanager Hinterseer, ein ehemaliger alpiner Abfahrtsläufer aus der österreichischen Nationalmannschaft: „Der Platz ist atemberaubend von der Umgebung. Vom Wilden Kaiser, über das Kitzbüheler Horn bis zum Gebiet Hahnenkamm/Streif.“
Hohe Konzentration und leichte Zuckungen
Start in die Back Nine, bei der viele Herausforderungen auf die Golfspielerinnen und -spieler warten. Die Löcher 13 (Par-5, 461 Meter ab Gelb) und 15 (Par-5 438 Meter ab Gelb) eröffnen den Reigen, gefolgt von dem Signature-Hole auf dem Golfplatz: Bahn 16, die „Mausefalle“ (Par-3, 137 Meter ab Gelb). Der Blick auf die Skipisten rund um die Streif ist dabei kein Zufall.
Vermutlich fühlt sich der ein oder andere Golfspieler an die gleichnamige Stelle auf der Streif erinnert, die zu den schwierigsten Pisten-Abschnitten zählt und die von jedem Rennläufer eine hohe Konzentration verlangt. So auch auf Bahn 16, die über eine kleine Schlucht führt, was bei dem einen oder anderen beim Abschlag leichte Zuckungen in den Armen hervorruft.
Eindeutig im Vorteil sind die Ladies auf der Bahn 17 (Par-4 232 Meter ab Rot), denn schon ein solider Eisenschlag vom Tee auf den rechten und eher flachen Teil des Fairways ermöglicht einen zweiten Hieb mit einem kurzen Eisen auf das erhöhte Green. Für die Herren, deren Abschlag 120 Meter weiter hinten liegt, ist es deutlich komplizierter, die rechte Fairway-Seite zu treffen. Der Grund: Der Ball muss beim Drive durch eine Art Schneise von Bäumen (links) und Hang (rechts) transportiert werden. Fliegt der Ball zu weit nach links, besteht die Gefahr, dass er noch weiter nach unten rollt. Dann wird der Schlag ins gut von vier Bunkern bewachte Grün, das ohnehin schon kaum einsehbar ist, noch spannender.
Auf den Spuren von James Bond 007
In und um Kitzbühel gibt es elf Golf-Hotels, mit teilweise sehr unterschiedlichen Service-Angeboten: von beheizten Aufbewahrungsräumen für Trolleys und Bags bis zum kostenlosen Shuttle-Service zu den Golfplätzen. Das legendärste Hotel ist der Tennerhof mit seinem umfassenden Blick auf die Streif und auf die Gamsstadt Kitzbühel. Das kleine Hotel birgt ein Geheimnis, das vor allem Freunde der James-Bond-Filme und -Bücher interessieren wird.
Mehrere Jahre lebte der Autor Ian Flemming in diesem Hotel und schrieb hier an seinen ersten 007-Romanen. Seine Mutter hatte den Schriftsteller nach Kitzbühel geschickt, um seine Deutsch-Sprachkenntnisse zu verbessern. Flemming lernte hier jedoch Skifahren. Der Legende nach diente sein damaliger Skilehrer als Vorbild für den Bösewicht Blofeld. Flemmings ehemaliges Hotelzimmer (heute 007-Zimmer) kann gebucht werden, samt kompletter DVD-Box mit allen 007-Filmen. Nur für den Fall, dass es stark regnet und kein Golf möglich ist.