In Vorbereitung auf den Ryder Cup 2023 besuchte Jürgen Linnenbürger im April 2022 schon den Marco Simone Golf & Country Club.
Reichlich Adrenalin am frühen Morgen
Gegen acht Uhr morgens starten wir mit unserem Mietwagen in der Nähe der berühmten Villa Borghese stadtauswärts. Der äußerst zügige, offensive Fahrstil der römischen Verkehrsteilnehmer ist für uns gewöhnungsbedürftig, funktioniert jedoch nach kurzer Zeit prima. Wer wartet, wird sein Ziel nicht rechtzeitig erreichen. Wir gewinnen den Eindruck, dass Verkehrsschilder und Ampeln eher als Empfehlung angesehen werden. Unversehrt und glücklich erreichen wir eine gute halbe Stunde später den Marco Simone Golf & Country Club am nordöstlichen Stadtrand der italienischen Metropole.
Hier in Guidonia Montecelio findet im September 2023, mit einem Jahr Verspätung, die 44. Ausgabe des Duells zwischen Europa und den USA statt. Nach 1997 in Valderrama und 2018 in Paris wird es der erst dritte Ryder Cup auf kontinental-europäischem Boden sein.
Der größte jemals designte Rock
Die weltbekannte Mode- und Parfümdesignerin Laura Biagiotti hat den Marco Simone Golf & Country Club 1971 gegründet. Sie und ihre Tochter Lavinia Biagiotti Cigna brachten 2015, dank des italienischen Golfverbands und des Italian National Olympic Committees (CONI) sowie der Unterstützung nationaler und lokaler Institutionen, den Ryder Cup in ihren Club nach Italien. Seit ihrem Tod im Jahr 2017 hat Lavinia Biagiotti Cigna das Projekt fortgeführt und leitet den Club nun als Präsidentin.
Lavinia zitiert ihre Mutter mit den Worten “My mother used to say this is the biggest green skirt I have ever designed”. Der ursprünglich von Jim Fazio designte Platz wurde ab 2018 völlig umgestaltet. Dieser Aufgabe hat sich European Golf Design, gemeinsam mit Jim’s Sohn Tom Fazio II, erfolgreich angenommen.
Auf einem Areal von 150 Hektar ist ein Par-72 Stadion-Kurs entstanden, der perfekt in das offene, teils recht hügelige Gelände eingebunden ist. Es ist ein Platz, der nicht nur für Spieler, sondern auch für die täglich bis zu fünfzigtausend erwarteten Zuschauer konzipiert ist. Auf beiden Seiten der Fairways steigt das Gelände häufig an, sodass von diesen erhöhten Plätzen das Spielgeschehen nicht nur auf einer Spielbahn, sondern gleich auf mehreren verfolgt werden kann.
Die Wege sind sehr gepflegt angelegt und asphaltiert, die Distanzen zwischen Grüns und Abschlägen angenehm kurz. Der Platz ist fair und macht Freude zu spielen. Er ist ein echter Matchplay-Platz und erlaubt für alle HCP-Klassen einen guten Score, vorausgesetzt, man trifft die richtigen Stellen der Grüns. Wenn nicht, wird man bestraft. Die Abschläge haben es weniger in sich. Dafür aber die ins Grün, von denen einige blind zu schlagen sind.
Besonders reizvoll sind die beiden Par-5 zum Abschluss der Front Nine und die 16, ein nur 322 Meter langes, bergab zu spielendes Par-4. Es ist das für uns schönste Loch des Platzes. Wer hier der Versuchung nicht widersteht, das Grün mit dem Abschlag anzugreifen, läuft Gefahr, sein feuchtes Wunder zu erleben. Schon heute sind wir gespannt darauf, wie viele Bälle 2023 beim Ryder Cup hier im Wasser verschwinden werden.
Mit dem Bau der neuen Driving Range hat man bereits begonnen. Bis zum Ryder Cup soll auch das Clubhaus renoviert werden.
Eine gelungene Kreation
Ich greife den von Laura Biagiotti gewählten Vergleich des Platzes mit einem Rock auf und beschreibe ihn, als wäre er ein solches Kleidungsstück:
Uns gefallen die Motive auf dem grünen Rock ausgesprochen gut. Auf seiner Vorderseite zieht das aus dem 11. Jahrhundert stammende Schloss Marco Simone, dem heutigen Zuhause von Lavinia, unsere Blicke an. Schon der Astronom Galileo Galilei hat hier gewohnt.
Auf der Rückseite des Rocks fallen die Hügelstadt Sant’Angelo Romana ebenso ins Auge wie in der Ferne Roms Silhouette mit dem Petersdom. Geschickt platziert sind seine 18 meist nicht allzu großen, welligen und glatten grünen Knöpfe. Echte Hingucker sind die vier großen blauen Farbtupfer, von denen sich zwei auf der Vorder- und zwei auf der Rückseite befinden sowie die blauen Reißverschlüsse, die sich über einen Teil der Rückseite schlängeln.
Den Rock gibt es in zwei Ausführungen. Wir lernen die Frühjahrsvariante kennen, bei der die an seinen Seiten befindlichen grünen Fransen kurz gehalten sind und nahtlos in die Farbe des Rockes übergehen. Bei der Herbstausführung sind diese wesentlich länger und dichter, so dass man sich in ihnen schnell verfangen kann. Ihre goldbraune glänzende Farbe ist der ideale Kontrast zu dem ansonst satten Grün und ein weiteres optisches Highlight.
Die strahlend weißen Futter der zahlreichen Taschen sind samtweich. Ihrer Ränder sind bestens verarbeitet. Man gelangt wieder prima aus ihnen heraus, auch wenn sie einmal feucht geworden sind. Eine spezielle Textilschicht stellt sicher, dass auch große Nässe ihnen nichts ausmacht.
Die glatte Oberfläche ist sehr elastisch, sein Material hält auch große Mengen Regen bestens aus. An seiner hochwertigen Verarbeitung gibt es rundum nichts zu bemängeln. Besonders gefällt uns, dass bei seiner Produktion großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird.
Den stylischen Unisex-Mini gibt es in vier Größen für Herren und in drei für Damen. Die XXL-Variante ist lediglich 6.373 Meter lang. Üblicherweise ist er nicht allzu eng geschnitten und bietet in allen Varianten reichlich Bewegungsfreiheit. Zu besonderen Anlässen kann er jedoch enger gestaltet werden.
Die Marke und die hohe Qualität haben ihren Preis. Für die Benutzung des Designer-Stücks zahlt man vor Ort 180 Euro. Bei Reservierung im Online-Shop erhält man zehn Prozent Rabatt.
Sportlich reizvoll
Mit der Austragung der 78. Italian Open im September 2021 hat der Platz seine sportliche Feuertaufe bestens bestanden. Der Däne Nicolai Hojgaard siegte mit 13-unter-Par und gewann damit sein erstes Turnier auf der heutigen DP World Tour.
Stay and Play
Diverse Hotels, auch außerhalb von Rom gelegene, bieten attraktive Stay- and Play-Packages oder Greenfee-Vergünstigungen. Dies trifft auch auf das vielfach ausgezeichnete, fünf Sterne Argentario Golf & Wellness Resort in Porto Ercole in der Maremma zu, in dem wir die nächsten Tage verbringen.
Wir kommen wieder, auch wenn wir nicht in den Besitz der begehrten Tickets für den Ryder Cup kommen sollten. Viva Roma!
Jürgen Linnenbürger
Im April 2022