Golfreisen gehören bei vielen Golfern zum festen Jahresablauf. Neben Portugal und dem spanischen Festland stehen vor allem zwei Ziele im Wettbewerb: Mallorca und das türkische Belek. Golf Post und MC Management Consulting haben in einer Umfrage im Herbst 2013 die Images beider Golfdestinationen und das Reiseverhalten von Golfern unter die Lupe genommen.
Das Einkommen ist ein großer Faktor
An der im Herbst 2013 durchgeführten Onlinebefragung nahmen über 200 Golfer teil. Die Verteilung auf Damen und Herren sowie die Altersverteilung der Umfrageteilnehmer spiegeln weitgehend die entsprechenden Verteilungen innerhalb des Deutschen Golf Verbandes (DGV) wider. In fast allen Haushalten der befragten Personen spielen alle Mitbewohner Golf – wobei der Anteil der Haushalte mit Kindern bei rund 25 Prozent lag. Viele der Befragten wiesen ein überdurchnittliches Einkommen auf. Mit über 30 Prozent die größte Gruppe waren Haushalte mit einem Monatseinkommen von über 5.000 Euro, lediglich rund 15 Prozent der Befragten gaben ein Haushaltseinkommen von weniger als 3.000 Euro pro Monat an.
Das zeigt sich auch bei den Reiseausgaben für Golfreisen. 27 Prozent der Befragten gaben pro Person für ihren Golfurlaub zwischen 1.000 und 1.500 Euro aus, weitere 27 Prozent gar zwischen 1.500 und 2.500 Euro. Damit lagen die Reiseausgaben deutlich über denen reiner Urlaubsreisen von Nichtgolfern. Fast zwei Drittel der Befragten waren Vollmitglieder eines deutschen Golfclubs, über 52 Prozent besaßen einen Clubausweis mit goldenem Hologramm. Im Durchschnitt verfügten die Teilnehmer über ein Handicap von -18, was deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.
Was Golfreisende von ihrem Urlaub erwarten
Rund 90 Prozent der Befragten hatten bereits eine Golfreise unternommen. Hierbei wurden Pauschalreise und Individualreise nahezu gleich oft als Organisationsform bevorzugt. Eindeutige Präferenzen hingegen gab es bei den bevorzugten Reisemonaten - am liebsten reisten die Befragten im März, November und Oktober. Besonders wichtig bei der Auswahl einer Golfdestination waren den Umfrageteilnehmern ein freundliches Ambiente der Golfanlage sowie die Ausstattung der Unterkunft, andere Kriterien wie Greenfee-Ermäßigungen oder Sonderangebote für Reisen spielten eine untergeordnete Rolle. Rund 45 Prozent aller Befragten wünschten sich zwei bis drei Plätze im Umfeld ihrer Unterkunft, ebensoviele wollten auf vier bis sechs Plätze zurückgreifen können. Trotz der guten Handicaps der Befragten sprach sich eine überwältigende Mehrheit für eine maximale Handicap-Vorgabe von 36 oder höher auf den Urlaubs-Golfplätzen aus.
Im Durchschnitt waren die Golfer bereit, für Standard-Golfplätze knapp 72 Euro als 18-Loch-Greenfee zu bezahlen – das liegt deutlich über dem Greenfee-Durchschnitt in Deutschland. Für besondere oder berühmte Golfplätze stieg die Ausgabenbereitschaft sogar auf fast 130 Euro pro Runde. Die durchschnittliche Golfreise der Befragten dauerte knapp neun Tage, wovon an weniger als sechs Tagen Golf gespielt und an rund vier Tagen auch andere Aktivitäten vor Ort durchgeführt wurden – dies zeigt, dass neben dem Golfspiel auch andere touristische Leistungen bei Golfreisen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Neben Golf schätzen die Reisenden vor allem Erholung und Wellness, weniger Shopping und Wassersport.
Die Informationen vor dem Golfurlaub
Bei den Informationsquellen zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen Mallorca und Belek: Hauptinformationsquelle sind Online-Informationen, beispielsweise von Golfanlagen und Reiseveranstaltern, aber auch Golf-Zeitschriften spielen eine wichtige Rolle. Die Detailergebnisse zeigt das Diagramm:
Interessant ist auch das Buchungsverhalten der Golfreisenden. Eine deutliche Mehrheit bucht Flug und Unterkunft vorab, über 60 Prozent auch die Startzeiten. Als Buchungsmedium bei Flügen, Unterkunft und Mietwagen dominiert inzwischen das Internet, aber auch die persönliche Beratung, beispielsweise in einem Reisebüro, hat weiterhin ihre Anhänger. Vor allem bei Pauschalreisen liegen Onlinebuchungen und persönliches Verkaufsgespräch fast gleichauf. Auch im direkten Vergleich zwischen Mallorca und Belek zeigen sich viele Parallelen beim Buchungsverhalten der Gäste - es dominiert das Internet, gefolgt vom Reisebüro. Dabei ist der Anteil der Reisebürobuchungen bei Belek höher als bei Mallorca.
Discounter sind bekannter als Golfreise-Anbieter
Erstaunliche Ergebnisse gab es bei der Frage nach Golfreiseveranstaltern. Keiner der genannten Anbieter erreichte eine gestützte Bekanntheit von über 50 Prozent. Dabei haben Clubreiseveranstalter sowie der Discounter Tchibo einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad als Golf-Spezialanbieter wie Classic Golf Tours oder Golf.extra (siehe Grafik).
Mallorca und Belek gelten als gute Ziele für Golfer jeder Spielstärke
Nimmt man ausschließlich diejenigen Golfer als Grundlage, die Mallorca oder Belek schon einmal bereist haben, zeigen sich Unterschiede in der Bewertung der Ist-Situation in beiden Zielgebieten (siehe Diagramm unten). Beide Destinationen erreichen gute bis befriedigende Werte hinsichtlich der Freundlichkeit des Clubpersonals. Zudem haben beide Regionen ein gutes bis sehr gutes Image als Golfdestination, die für Golfer aller Spielstärken geeignet sind.
Bei der Bewertung der Greenfees schneiden beide Ziele nur durchschnittlich ab, dennoch erzielt Belek sowohl bei der Freundlichkeit und beim Image als auch bei den Greenfees die besseren Ergebnisse. Mallorca punktet dagegen bei der einfachen Startzeitbuchung und vor allem der Möglichkeit, Golfreisen in diese Destination selbst organisieren zu können. Bei der Werbung für das Urlaubsziel schneidet wiederum Belek besser ab, beide Destinationen erzielen hier eher durchschnittliche Werte.
Der Imagevergleich
Ein ähnliches Bild zeigt sich schließlich beim Imagevergleich zwischen Mallorca und Belek. In zahlreichen Kategorien (siehe Grafik unten) sehen die Teilnehmer beide Destinationen überwiegend gleichauf, beispielsweise bei der Vielfalt des Golfangebots, der Qualität der Golfanlagen, der Eignung für unterschiedliche Spielstärken und der Bewerbung der Regionen. Interessant ist, dass fast 70 Prozent der Befragten keine der Destinationen mit günstigen Greenfees in Verbindung bringen. Auch ein legeres Golfspiel sehen rund 40 Prozent aller befragten Golfer in keiner der beiden Destinationen als gegeben an. Ebenfalls das Preis-Leistungs-Verhältnis beurteilen rund 25 Prozent der Befragten für beide Destinationen sehr kritisch.
Dennoch: im direkten Vergleich zwischen Belek und Mallorca kann die türkische Golfdestination in fast allen abgefragten Kriterien punkten, sei es die Greenfeehöhe, die Werbung für das Ziel, das Preis-Leistungs-Verhältnis, ein legeres Golfspiel oder die Qualität der Golfanlagen. Mallorca hingegen erzielt Vorteile als Luxusurlaubsdestination, bei der Vielfalt der Golfanlagen und vor allem bei der Eignung für nicht-golfende Mitreisende.
Fazit: Belek überholt Mallorca
Insgesamt wird deutlich, dass Belek in vielen Bereichen als Golfdestination nicht nur zu Mallorca aufgeschlossen, sondern die insgesamt beliebteste Urlaubsdestination der Deutschen in vielen Bereichen beim Image bereits überholt hat. Da gerade Mallorcas aktuelle Tourismuspolitik verstärkt auf Qualitätstourismus und hochwertige (und letztlich auch hochpreisige) Reiseangebote abzielt, um das Ballermann-Image abzulegen, könnten diese Erkenntnisse vor allem für das Marketing der Baleareninsel besonders hilfreich sein.
Wenn Belek aus manchen Fehlern der touristischen Vergangenheit lernt und weiterhin auf Qualität und nicht auf Masse setzt, bedeutet das vor allem, dass die Qualität der Anlagen selbst, aber auch die Organisation der Golfrunden (Dauer einer Runde, Größe der Spielgruppen und vieles mehr) im internationalen Vergleich bestehen muss. Für Golfer bieten beide Destinationen vielfältige Angebote, um dem kalten Winterwetter in Deutschland zu entfliehen und eine Golfrunde bei Frühlingswetter zu geniessen.
Entstanden unter Mithilfe von Janina Waibel.
Es ist wie es ist.