Zwischen schneebedeckten Gipfeln bietet die kleine Ortschaft Andermatt drei Kurse, so abwechslungsreich und vielfältig wie die jahrtausende alte Historie des Kantons Uri. Sogar James Bond hinterließ in der jüngeren Geschichte hier seine Spuren. Doch mittlerweile ist es einer der reichsten Männer Ägyptens, der das Bild des Bergdorfes mit der Moderne harmonisiert.
Aus jeder Himmelsrichtung erreicht man Andermatt in der Zentralschweiz. Viele durchreisende Urlauber aus dem Norden oder Süden passieren das 1.500-Einwohner-Dorf auf dem Weg durch das berühmte Gotthardmassiv. Doch auch aus dem Wallis im Westen oder Graubünden im Osten zieht es Menschen immer wieder nach Andermatt. Seit jeher war der einstige Wallfahrtsort eine wichtige Handelsroute für ganz Europa. Doch nicht nur Waren durchliefen das Tal, auch Menschen und Kulturen kamen und gingen. Und so ist das Dorf im Herzen der Schweiz eigentlich viel mehr ein Schmelztiegel verschiedenster Einflüsse als der Quell der Eidgenössischen Identität. All dies erfährt man auf einer Führung durch die Altstadt Andermatts mit Bänz Simmen, einem Original. Simmen weiß beeindruckend viel über seine Heimat, besonders macht ihn seine humorvolle Art, mit der er seine Begeisterung für die Geschichte und die Menschen seines Tals vermittelt.
In den Bergen, so Simmen, müsse man sich immer wieder anpassen. Das gilt insbesondere, wenn über Jahrhunderte Reisende stetig neue Reize und Einflüsse setzen. Diesen Pragmatismus haben sich die Urner, die Bewohner des Kantons Uri, bis heute bewahrt. So verwundert es nicht, dass sie den ägyptischen Unternehmer Samih Sawiris mit offenen Armen empfingen, als dieser 2009 Pläne entwarf, einen Hotel- und Appartementkomplex in den Schweizer Alpen aus dem Boden zu heben. Mittlerweile sind zwei der fünf geplanten Hotels eröffnet und auch die ersten Appartementhäuser empfangen Feriengäste. Sogar Nicht-Schweizer dürfen hier Immobilien käuflich erwerben, das ist in der Schweiz kaum noch möglich.
Championship-Kurs am Fuße des Gotthard Massivs
Das ehemalige Militärgelände, auf dem Sawiris "Wonderland" entsteht, beheimatet auch einen 18-Loch-Championship-Kurs. Dieser ist nur wenige Gehminuten von der Hotelanlage enfernt und glücklicherweise kein typischer Resort-Kurs geworden. Stattdessen wurde ein abwechslungsreicher Platz gebaut, der die Schönheit der Alpenpanoramen in Szene setzt und Blicke über das gesamte Tal gewährt. Die Länge des Par-72-Kurses ist herausfordernd, doch trotzdem bietet sich für jede Spielstärke die Chance auf Erfolgserlebnisse. Im Winter werden Langlaufloipen auf dem Andermatt Swiss Alps Golf Course gespurt. Nichts und niemand hat hier nur eine Funktion.
Alpines Erlebnis im Golfclub Realp
Auch kaum einer der Angestellten der Golfclubs hat nur einen Job - hier zeigt sich wieder die Flexbilität der Bewohner der Bergdörfer. Der Golf Operations Manager ist zugleich Headgreenkeeper und im Winter Skilehrer - eine nicht untypische Mischung in der Region. Das gilt zum Beispiel für Dani Speer, den Manager des Andermatt Swiss Alps Golf Course und Headgreenkeeper des Golfclub Realp, der nur eine Viertelstunde enfernt liegt. Speer und sein Team empfangen Gäste ausgesprochen herzlich.
Eine Runde mit ihm über die Neun-Loch-Anlage ist bei aller Schönheit der Region ein besonderes Highlight. Der Kurs liegt anders als der einzige 18-Loch-Platz in Andermatt, nicht im Tal, sondern an den Hängen der Alpen. Höhenunterschiede von 30 Metern zwischen Tee und Grün sind hier keine Seltenheit. Die letzte Spielbahn, ein circa 190 Meter langes Par-3, treibt es auf die Spitze. Hier reicht dem durchschnittlichen Golfer dank des Höhenunterschiedes ein Eisen 7 oder 8, um die Fahne zu attakieren. Ebene Lagen gibt auf diesem Golfplatz im Prinzip nicht, was ihn neben der Distanzkontrolle schwierig macht. Begradigt sind hier nur Abschläge und Grüns.
Da man im Wissen um die natürlichen Herausforderungen auf den Bau zusätzlicher Hindernisse weitestgehend verzichtet hat, gerät die Runde dennoch zum kurzweiligen Vergnügen. Es bieten sich einige Gelegenheiten, mit dem Driver bergab Vollgas zu geben und neue persönliche Rekorde aufzustellen. Neben dem bemerkenswerten Layout, das sich natürlich in das Gelände einfügt, macht auch das ökologische Konzept den Golfclub Realp zur Augenweide. Statt fremde Gräser zu verpflanzen, sind die Fairways in bunte Blumenwiesen gebettet, die erst Mitte Juli gemäht werden, was Artenschutz und -vielfalt zugute kommt, Schläge ins farbenfrohe Rough hingegen bitter bestraft. Wer sich das alpine Golfvergnügen nicht zu Fuß antun will, kann das Spektakel auch im Cart erleben und sich so das Leben erheblich leichter machen.
Abschlag über einen der größten Flüsse Europas
Wesentlich leichter ist man im Golfclub Sedrun zu Fuß unterwegs. Zwar liegt das Clubhaus an einem steilen Hang, doch hat man den Abstieg vom ersten Abschlag auf das Fairway geschafft, verlaufen die folgenden Bahnen flach durch das sagenhafte Bergpanorama. Erst auf der sechsten Bahn muss man wieder hoch hinaus, doch der Blick durchs Tal entschädigt für die Kraxelei. Dank des Höhenunterschiedes zum Grün reicht dem schnaufenden Golfer am Abschlag für das Par-3 ein lockerer Schwung mit einem Wedge. Nach dem Abstieg folgt auf dem 9-Loch-Kurs auf den letzten drei Löchern nicht nur die Chance für lange Drives, sondern auch noch ein ganz besonderer Abschlag.
Denn nur wenige Kilometer entfernt liegt im Westen des Clubs die Quelle des Rheins. Dieser läuft ab dem sechsten Grün recht unscheinbar zur rechten Seite der Spielbahnen. Wüsste man nicht, dass es der siebtgrößte Strom Europas ist, würde man ihn für einen besseren Bach halten. Am letzten Abschlag überspielt man dann (im Optimalfall) den Rhein - für einen Kölner ein emotionales Erlebnis. Doch auch Millionen andere, deren Heimatort einst nur dank des Flusses entstand, können sich hier an dem Gedanken erfreuen, dass sie einen scheinbar verlorenen Ball vielleicht gleich vor der Haustür ein paar Tage später wieder einsammeln könnten.
Das Rhōnetal verzaubert im Wallis
Selbes gilt für den Golf Source du Rhōne, der gleich am Ufer eines der bekanntesten Flüsse Europas liegt. Allerdings ist er nicht in den Golfplatz integriert, sondern läuft "nur" nebenher. Das macht den Par-36-Kurs nicht weniger sehenswert, denn auch er ist in die Schweizer Berge eingebettet und arbeitet die Schönheit der Natur wunderbar heraus. Auch im Kanton Wallis verfolgt man einen ökologischen Ansatz und lässt das Rough bis in den Hochsommer stehen, um der Artenvielfalt Raum und Zeit zu geben.
Reist man von Osten aus an - z.B. aus Andermatt - sollte man nicht auf die Route über den Furkapass verzichten. Bis auf 2.429 Meter Höhe geht es hinauf. Immer wieder gibt die Serpentinenstraße den Blick in die Täler frei und man versteht schnell warum, der Pass Drehort von James Bonds "Goldfinger" war: es ist spektakulär. Auch wenn der Golfplatz des Golf Source du Rhōne da nicht ganz mithalten kann, so bietet die Clubterrasse wieder Urlaub für die Augen. Kilometerweit durchblickt man das Tal Richtung Westen, dabei kann man neben den Augen auch seinen Gaumen vorzüglich verwöhnen.
Asiatischer Stern und Schweizer Tradition
Auch in Andermatt kann man vorzüglich speisen, insbesondere empfiehlt sich hier das Hotel "The Chedi". Es beherbergt ein Sternerestaurant, das inbesondere durch seine asiatische Küche glänzt, doch auch internationale Gerichte auf Topniveau zubereitet. Wer einmal den Entschluss gefasst hat, für dieses lukullische Vergnügen etwas tiefer in die Urlaubskasse zu greifen, sollte eine Käsevariation zum Dessert bestellen. Man wird in einen Glaskubus mitten im Restaurant geführt, in dem rund 80 Sorten ausschließlich Schweizer Käse lagern. "Käse aus anderen Ländern brauchen wir hier nicht", betont der Käsespezialist, der einen bei der Auswahl (, die mindestens so schwierig wie die Schlägerwahl auf den Golfplätzen der Region ist) berät.
Das Luxushotel samt Edelgastronomie ist Sawiris Prestigeprojekt in Andermatt. Der Ägypter hält das Dorf in Atem, versetzt es aber alles andere als in Aufruhr. Moderne und Geschichte geben sich hier die Hand, die Altstadt ist unberührt von den vielen Bauprojekten, auch wenn das Dorf in einem zukunftsweisenden Umbruch steckt. Als Gast in einem der acht bereits fertiggestellten Appartementhäuser und Hotels, die sich um die zentrale Piazza gruppieren, merkt man davon kaum etwas. Im Gegenteil, man kann seinen Sinnen die nötige Pause gönnen, um die Schönheit Andermatts mit seinen Bergen, Golfplätzen und herzlichen Menschen am nächsten Tag wieder vollen Zügen genießen zu können.
Golf Post bereiste die Region auf Einladung der Andermatt Swiss Alps AG. Der Text gibt ausschließlich die Eindrücke des Autors wieder.