Eine Reise nach Hongkong lässt sich hervorragend mit des Golfers liebstem Hobby verbinden, denn die Insel vor der Küste Chinas hat so manch traumhaften Golfplatz zu bieten und wird nicht nur von den European-Tour-Profis bei der Hong Kong Open geschätzt. Drei von ihnen hat Golf Post Leser Rainer Veith im Zuge von drei Reisen in den vergangenen 29 Jahren getestet. Sein Resumee? Ein "Reisebericht in drei Akten":
Erster Akt: 1988 auf dem Discovery Bay Golfplatz
Hongkong ist auf jeden Fall eine Reise wert, aber ob man nach Hongkong nur wegen Golf reisen sollte, weiß ich nicht. Zwischen Deutschland und Hongkong liegen circa 9.000 Kilometer und jede Menge andere, herausragende Golfplätze. Falls man aber mal in Hongkong ist - ob nun im Rahmen einer Asienreise, einer Kreuzfahrt oder beruflich - bietet die Stadt eine sehr interessante Auswahl an spannenden Golfplätzen.
Zum ersten Mal war ich 1988 in Hongkong und spielte damals den Discovery Bay Golfplatz auf der Insel Lantau. Ich erinnere mich nur noch an die wunderschönen Ausblicke auf das Meer und die dramatischen Löcher hoch oben auf den Hügeln über dem Meer. Damals war der Flughafen noch in Hongkong selbst und berühmt für seinen Anflug knapp über den Dächern. Die Insel Lantau genoß ein sehr ruhiges Dasein und war nur für die riesengroße, liegende Buddhastatue bekannt.
Mittlerweile wurde der Golfplatz umgebaut und soll eine noch bessere sportliche Herausforderung darstellen, allerdings liegt das Greenfee wohl um die 200 Euro, was für Hongkong normal, aber hierzulande doch sehr üppig ist. Leider ist es mit der Ruhe auf Lantau auch vorbei, denn der neue Flughafen liegt auf der Insel, die mittlerweile bestens mit Hongkong durch die Metro verbunden ist.
Zweiter Akt: 2006 auf dem Lotus Hill Golfplatz
In 2006 verschlug es mich mal wieder nach Hongkong und da ich ein Visum für China hatte, nahm ich die Schnellfähre von Hongkong nach Lian Hua Shan, um den von Bernhard Langer erbauten Lotus Hill Golfplatz zu spielen. Die Fahrtzeit der Fähre beträgt ca. 90 Minuten und ist schon ein Erlebnis für sich aus Hongkong heraus und in das Festland China hinein, vorbei an unzähligen Hafenanlagen.
Von Lian Hua Shan fährt ein kleiner Shuttlebus in nur fünf Minuten direkt zum Golfpatz, bequemer geht es nicht. Der Golfplatz ist auf dem Papier furchteinflößender, als er tatsächlich ist. Bis auf ein Loch weisen alle Bahnen Wasserhindernisse auf und die Fairways werden von Bäumen eingerahmt. Allerdings sind die Fairways sehr breit und man muß schon sehr unkontrolliert spielen, um viele Bälle zu verlieren.
Der Golfplatz ist sehr abwechslungsreich und Bernhard Langer hat sich das Beste für das Finale aufgehoben. Das 17. Loch ist ein wunderschönes Par 3, nicht lang, aber einmalig schön. Man braucht nur ein Eisen 8, 9 oder PW, um das Halbinselgrün zu erreichen (Vorsicht: an diesem Loch ist das Wasser voll im Spiel!). Die Optik wird aber gerade durch den circa 30 Meter hohen Felsen ausgemacht, der direkt hinter dem Grün in die Höhe schießt und das Grün bewacht.
Das Personal ist außerordentlich höflich und zuvorkommend. Als ich nach der Runde an einem warmen Maitag aus der Dusche kam, stellte ich fest, daß meine Golfschuhe nicht mehr da waren und ich sauste wie von der Tarantel gestochen und nur mit einem Handtuch bekleidet durch die Umkleide. Ich fand meine sehnsüchtig vermissten Golfschuhe in den Händen eines Angestellten wieder, der sich die Mühe machte, die alten Dinger auch noch zu putzen. Der Arme erschrak so sehr, daß er glatt nochmal einen halben Kopf kleiner wurde, als er meinen wilden Blick bemerkte. Ich entschuldigte mich tausendmal, bedankte mich für die frisch geputzten Schuhe und versuchte durch Trinkgeld mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Dritter Akt: 2017 auf dem Nordkurs des Kau Sai Chau Golf Course
Vor ein paar Wochen war ich im Juli (endlich) mal wieder beruflich in Hongkong. Diesmal visierte ich an meinem freien Tag ohne langes Zögern den Kau Sai Chau Golf Course (North) an. Das Kau Sai Chau Resort ist relativ neu und Hongkongs einzige öffentliche Golfanlage. Der Hintergrund zu diesem Golfkomplex ist sehr interessant, denn der Eigentümer des Golfplatzes ist der weltberühmte Jockey Club, der auch die zwei Rennbahnen in Hongkong betreibt. So ist der offizielle Name auch „Jockey Club Kau Sai Chau Public Golf Course“. Mein Mitspieler erzählte mir, daß der Jockey Club keine Gewinne machen darf und die Gewinne zum Wohle der Gemeinheit reinvestiert hat, in dem der Club die Insel Kau Sai Chau gekauft hat und darauf drei Golfplätze errichten ließ.
Das Greenfee liegt bei circa 70 bis 80 Euro, weniger als die Hälfte im Vergleich zu den anderen semi-privaten Golfplätzen in Hongkong. Der bekannteste der drei Plätze ist der Nordkurs. Der Südkurs ist relativ einfach und offen und der Ostkurs soll der optisch schönste sein, allerdings reines Targetgolf mit der Empfehlung gaaaaanz viele Bälle mitzunehmen. Als Ausgleich für die zu erwartenden Ballverluste wird man wohl mit traumhaften Ausblicken auf das chinesische Meer belohnt.
Ich entschied mich für den in der Literatur sehr angepriesenen Nordkurs, aber bevor es losging mußte ich mir erstmal eine Startzeit besorgen, was etwas umständlich ist, denn Startzeiten werden nur über das telefonische Buchungssystem vergeben.
Die Anfahrt zum Golfplatz war bereits sehr interessant. Am einfachsten ist es von Kowloon ein Taxi nach Sai Kung zu nehmen (circa 30 Minuten Fahrt). Kaum ist man raus aus der Metropole, findet man sich in einer anderen, viel ruhigeren und noch ursprünglicheren asiatischen Welt wieder. Von Sai Kung aus nimmt man die Fähre, die direkt Kau Sai Chau ansteuert. Vom Fähranleger wird man mit einem Shuttlebus zum Clubhaus gefahren.
Der Nordplatz hat bereits einige hochrangige Golfturniere ausgerichtet und ist schön in den Hügeln gelegen. Die Fairways sind auf den ersten neun Löchern enger als auf den zweiten neun. Das Rough wird von den Büschen durch einen kniehohen, engmaschigen Zaun getrennt. Meine Befürchtungen wurden seitens meiner Mitspieler bestätigt, daß man in den Büschen und im ungeschnittenen Rough besser nicht nach Bällen schauen sollte, es sei denn man möchte mit den lokalen Schlangen Bekanntschaft machen, was ich dankend ablehnte. Wasser kommt nicht übermäßig ins Spiel und insgesamt ist der Golfplatz anspruchsvoll aber nicht unspielbar, so daß man auf jeden Fall die Runde genießen kann, egal, wie der einzelne Score aussieht.
Die Runde wird mir auf jeden Fall wegen Hitze und Luftfeuchtigkeit in Erinnerung bleiben. Die Hitze war mit 32 bis 33 Grad noch nicht einmal rekordverdächtig für Hongkong, aber die Luftfeuchtigkeit raubte mir im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. Egal, wie ich versuchte, meine rechte Hand trocken zu halten, es wollte partout nicht gelingen. Ich hatte immer das Gefühl, ich würde im Regen spielen.
Besonders bewundert habe ich meine drei Mitspieler, denn unter ihrem Poloshirt trugen alle noch lange Funktionsshirts. Höflich fragte ich nach dem Beweggrund, um nicht in ein kulturelles Fettnäpfchen zu treten. Man sagte mir, daß die Funktionsshirts allein den Zweck haben, vor der aggressiven Sonne zu schützen und das Hautkrebsrisiko zu minimieren. Das ist mit Sicherheit ein absolut triftiger Grund und vermutlich notwendig, wenn man permanent in den Breitengraden spielt. Ich trug zwar Lichtschutzfaktor 50, aber dann doch nur ein Poloshirt, denn auch so verlor ich zwei Kilogramm während der Runde. Noch ein Kleidungsstück wollte ich mir nicht antun.
Dennoch oder gerade deshalb war es eine tolle Runde, die mir immer in Erinnerung bleiben wird. Spätestens auf dem 14. Loch vergisst man alle Mühen, denn dieses Par 3 ist einmalig schön aber auch schwer. Das „signature hole“ wurde vom amerikanischen US Golf Magazine im Jahr 2000 zu den 500 besten Golflöchern gewählt und ich würde nicht dagegen stimmen. 180 Meter vom Championship-Abschlag, 155 Meter vom Herrenabschlag, das Grün liegt auf einer Klippe und wird von drei Seiten durch das chinesische Meer „beschützt“. Selbstverständlich ist die Aussicht unglaublich schön und man möchte eigentlich sich mit einem Bier auf den Abschlag setzen und die Aussicht genießen. Als ich mit dem 7er Eisen das Grün traf und den Vier-Meter-Putt zum Birdie einlochte, war der Tag endgültig vollendet.
Im Clubhaus genoß ich vor der Rückfahrt nach einer angenehmen und sehr dringend benötigten Dusche noch ein einfaches, aber sehr leckeres Abendessen zu zivilen Preisen. Hongkong ist immer eine Reise wert und auch dort muss und sollte man keineswegs auf den Lieblingssport verzichten.
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