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Golfregeln: Provisorischer Ball – DP World Tour nimmt Fehlentscheidung zurück

06. Mai. 2024 von Johanna Lakämper in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Während eines Golfturniers gibt es zahlreiche Situationen, in welchen ein oder mehrere Regelbeauftragte zu Rate gezogen werden. (Foto: Getty)

Während eines Golfturniers gibt es zahlreiche Situationen, in welchen ein oder mehrere Regelbeauftragte zu Rate gezogen werden. (Foto: Getty)

Auf der DP World Tour kam es bei der Volvo China Open zu einer absurden Situation in der Runde des Spaniers Ivan Cantero. Das Regelwerk des Golfsports ist zum Teil so komplex, dass sich selbst die offiziellen Regelbeauftragten auf den Profi-Touren irren können. Im Fall Ivan Cantero führte ein später korrigierter Irrtum sogar dazu, dass der Spieler nachträglich den Cut überstand und ein Ticket für das Wochenende bekam, so berichtete es MondayQs Ryan French. Die Wurzel allen Übels: ein provisorischer Ball.

Aufregung um einen provisorischen Ball: Was besagen die Golfregeln?

In der ersten Runde des Turniers misslang Ivan Cantero sein Abschlag auf der Par-5 13, sodass er sich nicht sicher war ob der Ball links des Fairways in einem Bereich zum Liegen kam, der als Penalty Area markiert war. Der Spanier und sein Flight waren sich einig, dass ihm in dieser Situation der Schlag eines provisorischen Balls zusteht. Im Anschluss fand Cantero seinen ursprünglichen Ball und stellte fest, dass es sich tatsächlich um eine Penalty Area handelte. Seiner Meinung nach hätte sein provisorischer Ball keine Bedeutung mehr haben dürfen und er seinen ersten Ball weiterspielen dürfe.

Der hinzugezogene Regelbeauftragte kam zu einer anderen Entscheidung, die ein zweiter Regelbeauftragter im Anschluss bestätigte. Sie waren der Meinung, Cantero könne seinen ursprünglichen Ball nicht mehr spielen, da er einen provisorischen Ball geschlagen haben. Damit akzeptierte der Spanier einen Strafschlag, setzte sein Spiel mit dem provisorischen Ball fort und brachte das Loch mit einem in dieser Situation beeindruckenden Par hinter sich.

Nach der Runde wendete sich das Blatt, als die Regelbeauftragten einen Irrtum zugaben und Ivan Cantero in der Annahme, er dürfe den ursprünglichen Ball weiterspielen, recht gaben. Um ihn für den Fehler zu entschädigen, trat die äußerst seltene Situation ein, dass ihm im Nachhinein ein Schlag abgezogen wurde. Das bescherte ihm nicht nur ein Birdie auf der Scorekarte, sondern auch das Ticket für das Wochenende, wie sich am Freitagabend herausstellte, als der Spanier so gerade den Cut überstand.

Der Blick in das Regelwerk der R&A

Das Regelwerk erklärt zum "provisorischen Ball" in Regel 18.3a folgendes:

"Könnte ein Ball außerhalb einer Penalty Area verloren oder im Aus sein, darf der Spieler, um Zeit zu sparen, provisorisch einen anderen Ball mit Strafe von Schlag und Distanzverlust spielen (siehe Regel 14.6). Das gilt auch, wenn:

  • der ursprüngliche Ball noch nicht gefunden und identifiziert wurde und noch nicht verloren ist,
  • ein Ball in einer Penalty Area oder auch irgendwo anders auf dem Platz verloren sein könnte.
  • ein Ball in einer Penalty Area, aber auch im Aus verloren sein könnte."

Entscheidend für Ivan Canteros Fall ist hier der zweite Punkt, denn der Spieler wusste nach seinem Abschlag, dass sein Ball "in einer Penalty Area oder auch irgendwo anders auf dem Platz verloren sein könnte" . Darüber hinaus blicken wir auf Regel 18.3c (3), welche besagt, wann der provisorische Ball aufgegeben werden muss.

"Wann der provisorische Ball aufgegeben werden muss. Ist ein provisorischer Ball noch nicht zum Ball im Spiel geworden, muss er in diesen beiden Fällen aufgegeben werden:

  • Wenn der ursprüngliche Ball vor dem Ende der Suchzeit von drei Minuten außerhalb einer Penalty Area auf dem Platz gefunden wird. Der Spieler muss den ursprünglichen Ball spielen, wie er liegt.
  • Wenn der ursprünglicher Ball in einer Penalty Area gefunden wird oder es bekannt oder so gut wie sicher ist, dass er in einer Penalty Area ist. Der Spieler muss den ursprünglichen Ball entweder spielen, wie er liegt oder Erleichterung mit Strafschlag nach Regel 17.1d in Anspruch nehmen."

Entscheidend ist hier der zweite Punkt: Der ursprüngliche Ball wurde in einer Penalty Area gefunden, sodass Cantero den Ball entweder hätte spielen müssen, wie er lag, oder Erleichterung mit Strafschlag in Anspruch hätte nehmen können.

Das richtige Verhalten bei falschen Regelentscheidungen

Auch für die Auflösung des Irrtums der Regelbeauftragten wurde eine Regel aus dem Regelwerk der R&A hinzugezogen. Regel 20.2d regelt den Umgang mit falschen Regelentscheidungen und Verwaltungsfehlern:

"Eine falsche Regelentscheidung liegt vor, wenn ein Referee oder die Spielleitung versuchten, die Regeln anzuwenden, dabei aber falsch entscheiden. Beispiele falscher Regelentscheidungen sind unter anderem:

  • Anwendung einer falschen Strafe oder Nichtverhängung einer fälligen Strafe,
  • Anwendung einer Regel, die nicht anwendbar ist oder nicht besteht, Fehldeutung einer Regel und
  • falsche Anwendung der Regel.

Stellt sich eine Regelentscheidung eines Referees oder der Spielleitung später als falsch heraus, wird die Regelentscheidung berichtigt, wenn dies nach den Regeln möglich ist. Ist es hierfür zu spät, hat die falsche Regelentscheidung Bestand."

Nach der Runde zogen die Regelbeauftragten ihre Entscheidung rechtzeitig zurück. Es kam dann zu einer in diesem Fall seltenen, wenn nicht sogar bisher noch nicht eingesetzten Berichtigung: es wurde eine Herabsetzung Canteros Punktestands um einen Schlag veranlasst. In diesem Fall war dies von enormer Bedeutung: Wäre sein Ergebnis nicht geändert worden, hätte er den Cut verpasst. Ivan Cantero landete schlussendlich auf dem geteilten 23. Rang.

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