Auch 2023 ereigneten sich einige kuriose Regelsituationen. Zu den Auslösern gehörten neben der Unwissenheit der Golfer und Golferinnen ein getroffenes Golfcart sowie ein vergessener Schläger im Turnier-Bag. Der Eingriff der Offiziellen hatte oft bittere Auswirkungen und ließ einige Träume in diesem Jahr platzen. Eines steht fest, egal ob Quintuplebogey oder Disqualifikation, ein Blick ins Regelwerk hätte so manche Situation verhindert.
Aerifizierte Grüns: Ehrlichkeit siegt über Platzrekord
Tommy Kuhl, College Golfer, erlebte bei einem lokalen US-Open-Qualifikationsturnier ein emotionales Auf und Ab. Denn zunächst brach er den Platzrekord (62) im Illini Country Club und schaffte es damit in die nächste Quali-Stufe. Doch der Mann von der University of Illinios erlebte beim Austausch mit seinen Teamkameraden ein böses Erwachen. Als diese nach Rundenende erwähnten, wie schwer ihnen das Putten auf aerifizierte Grüns gefallen sei, merkte der Student, dass er die Auswirkungen der Aerifizierung mehr als einmal repariert hatte. Laut Regel 13.1c kann man zwar Ausbesserungen vornehmen, aber es wird deutlichen Bezug auf die Bodenbelüftung genommen: "`Schäden auf dem Grün´ sind keine Schäden oder Umstände, die entstehen durch übliche Pflegearbeiten zur Erhaltung des Grüns (wie Bodenbelüftungslöcher und Rillen vom Vertikutieren)." Das löste bei Kuhl ein "mulmiges Gefühl" aus und da er dies nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, ließ er die Offiziellen von seinem Vorgehen wissen. So disqualifizierte er sich indirekt selbst, sein Platzrekord war nichtig und auch der Traum von US Open sollte ein Traum bleiben.
Seltener Fauxpas kostet Qualifikation für PGA Turnier
Die nächste tragische, aber auch ehrliche Figur in den Regelsituationen des Jahres ist Hayden Springer. Der Texaner beging beim Finale des Qualifikationsturnier für die Rocket Mortgage Classic einen folgenschweren Fauxpas. Am Montag ging es in ein Playoff mit vier Spielern um die entscheidenden drei Plätze für das eigentliche Turnier in der selben Woche. Davor trainierte Springer nach seiner 66er Runde, die ihn für das Stechen qualifizierte, auf der Driving Range und wartete auf den Rest des Feldes. Auf der Range übte er mit einem Schläger, welcher vorher nicht zu seinem 14-köpfigen Turnierbag gehörte. Als er dann im Fieldstone Golf Club in Auburn Hills am ersten Playoff-Loch nach dem Abschlag auf dem Fairway wanderte, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Hayden Springer fiel ein, dass sich der 15te Schläger noch in der Tasche befand. Er meldete den Fehler umgehend den Regelhütern, was ihm besonders hoch anzurechnen ist, da niemand davon wusste. Dann spielte er am ersten Playoff-Loch wie zwei seiner Konkurrenten das Par, während einer der drei anderen Spieler nur Bogey notierte. Rein spielerisch hätte es Springer also geschafft. Doch trotz der Integrität mussten die Regeln eingehalten werden und er erhielt zwei Strafschläge für den Verstoß. Das dadurch entstandene Doppelbogey kostete die sehnliche Qualifikation für das Event auf der PGA Tour.
Debüt rasch beendet: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe
Sadly, this is me. For some reason I thought they had changed the rule already on the KFT. Plus they allow in literally all other pro events besides KFT and PGA. Bottomline, I should have known, and its completely on me. Hard to swallow but you have to. I'll be back in no time💪 https://t.co/K6S3LPnag6
— Zach Williams (@zwill_3) June 30, 2023
Lydia Ko unglückliches Missverständnis führt zu sieben Strafschlägen
Eine Spielerin, die sich um Qualifikationen keine Sorgen mehr machen muss, ist Lydia Ko. Die Neuseeländerin ist als zweifache Major-Siegerin und ehemalige Weltranglistenerste eine feste Größe auf der LPGA Tour. Doch auch eine mehrfache Turniersiegerin ist nicht gefeit vor Differenzen mit dem Regelwerk. Bei der Dana Open im Juli wurde nach starken Regenfällen das Besserlegen für die gesamte dritte Runde straffrei möglich gemacht. Als am Sonntag dann Runde 4 startet, ging die Proette davon aus, das dies weiterhin galt. Doch an der 11 fällt den Offiziellen auf, was im Highland Meadows Golf Club am Sonntag bis auf an Bahn 1 und 10 längst wieder verboten war.
After a rules misunderstanding at the Dana Open, Lydia Ko was hit with seven penalty strokes.https://t.co/EKnj8Xgue0
— GOLF.com (@GOLF_com) July 17, 2023
Ko ging generell vom Besserlegen aus und machte auf den Fairways der Löcher 3 (Par), der 7 (Par) und 9 (Bogey) davon Gebrauch. Da sie ihren Ball nie an die Originalposition zurücklegte, wurde sie nach Regel 14.7a für das Spielen von falscher Position pro Vergehen jeweils mit zwei Strafschlägen belegt. An der 11 erfolgte ein zusätzlicher Schlag nach Regel 9.4 für das absichtliche Aufnehmen des Spielgeräts. Dort spielte sie jedoch von der originalen Position weiter. So wurde aus vier Schlägen unter Par eine zwei über auf dem Leaderboard. Dies war gleichbedeutend mit dem Fall um 41 Plätze.
Ärgerliche Regelsituation: Titelverteidigerin mit Start zum Vergessen
Kontroverse Entscheidung um wenige Zentimeter kostet PGA-Tourkarte
This placement on a lift clean and place cause Shad Tuten his tour card next year. Was 29th before 2 shot penalty. Just crazy pic.twitter.com/JodJbVGPIM
— BowTiedClubPro (@BowTiedClubPro) October 8, 2023
Aufregung um Brooks Koepkas Caddie beim US Masters 2023
In der ersten Runde beim US Masters 2023 wurde es brisant. Aber nicht wegen Brooks Koepka, der auf Bahn 15 mit dem zweiten Schlag per Eisen-5 aufs Grün schlug und später zum Birdie puttete. Sondern wegen Ricky Elliott, der Caddie des fünffache Major-Sieger, der scheinbar etwas Richtung Flightpartner Gary Woodland und dessen Caddie sagte. "Fünf" soll das Wort der Aufregung gewesen sein, mit dem er wohl auf den Schläger von Koepka hinwies. Auch Koepkas Handbewegung beim Ausziehen des Handschuhs wurde als verdächtig unter die Lupe genommen. Dies hätte aber gegen Regel 10-2a verstoßen, wonach man keine Ratschläge an andere Caddies oder Spieler geben darf und was mit zwei Strafschlägen geahndet wird. Ob der Spieler daran unmittelbar beteiligt ist oder nur sein Caddie Tipps gibt, ist dabei unerheblich. Die Offiziellen des Masters befragten deshalb die Beteiligten, doch diese verneinten die Vorwürfe. Koepka sah keine Schuld bei Elliot, da ihn Woodland auf dem Weg zum Grün sogar gefragt haben soll, welchen Schläger er benutzt habe. Schlussendlich blieb der Vorfall ohne Strafe und das Verhalten des Caddies ungeahndet, obwohl die Aufregung groß war.
— Zane Ellis (@StretchZEllis) April 6, 2023
"One in a Million": Matthias Schwab trifft Golfcart und droppt den Ball spektakulär
Beim nächsten Vorfall ging es nicht um eine potenzielle Strafe sondern um die Frage, wie mit der doch komischen Situation umzugehen ist. Matthias Schwab verzpg bei der ersten Runde der Players Championship 2023 seinen Schlag und der Ball segelt unter "Fore"-Rufen des Österreichers Richtung Zuschauer. Auf dem Cart-Weg fuhr gerade das Golfcart des Sky-Fernsehteams um den deutschen Reporter Flo Bauer vorbei und der Ball verfing sich im Gefährt. Die Crew bremste ab und ein Offizieller kam zur Hilfe. Der ältere Herr bat Schwab darum, einen Tee unter das Cart zu legen und die Stelle zu markieren. Dann fuhr Bauer aus dem Weg und es ging kurios weiter. Denn als der Österreicher seinen Ball auf dem geteerten Untergrund droppt, bewegt sich das weiße Rund trotz mehrerer Bouncer keinen Zentimeter und bleibt liegen. So einen Drop sieht man wirklich selten!
You wouldn't believe this story if there wasn't video. @Schwab_Matth’s shot landed and stuck in a moving golf cart driven by a @SkySportsGolf crew covering Schwab.
They jumped into a live report and documented the ruling, which included a "one in a million" drop. pic.twitter.com/mpAFc9VZO8
— PGA TOUR (@PGATOUR) March 10, 2023