Das Phänomen hat drei Kürzel mit jeweils drei Buchstaben: AIG sind die Adventures in Golf, RGC steht für Random Golf Club und EAL ist Erik Anders Lang, Testimonial und kreativer Kopf hinter dem Ganzen, ein Handlungsreisender des Spiels, den seine Fans geradezu ins Guruhafte stilisieren. Wurde alles so und anders schon beschrieben.
Deutlich mehr als bloß ein Influenzer
Jedenfalls: Die Golfgemeinde liebt Lang, folgt ihm beinahe bedingungslos, beklatscht seine Erlebnisse, goutiert seine Erkenntnisse und delektiert sich an den philosophischen Weisheiten mal banaler, mal durchaus anspruchsvoller Art, die der rhetorisch Hochbegabte in seinen Clips und sonstigen Postings unters Volk streut.
Das erinnert an einen legendären Spruch des in die Jahre gekommenen Berufs-Ostfriesen und Entertainers Otto Waalkes, der vor vielen Jahren erst eine vollbesetzte Halle zum Mitsingen animierte und darob konstatierte: „Faszinierend, wie ich die Massen in der Hand habe.“ Immerhin: Damit ist Erik Anders Lang deutlich mehr als bloß ein Influenzer.
Gekonntes Klimpern auf der Klaviatur des Zeitgeists
Er hat golferischen Idealismus zum Businessmodell gemacht und klimpert gekonnt auf der Klaviatur des Zeitgeists– eine ziemlich geniale Masche. Der Texaner schnappt sich die Spaßgesellschaft 4.0 und flattert mit ihr – unterstützt von namhaften Sponsoren – virtuell rund um den Globus, befriedigt Voyeurismus und Augenblicksgier, hier ein wenig Sensation, da etwas Amüsement, dort ein bisschen Thrill.
Aber er bindet das Publikum, weil er das intelligent, substanziell und qualitativ gut macht: mit glaubhafter Authentizität, Eingängigkeit und intellektuell basierter Neugier. EAL beherrscht den Spagat zwischen Rampenlicht und Reflexion perfekt; die Fans folgen begeistert und bereitwillig. „Danke, was Du für Golf tust“, steht dann beispielsweise in den Kommentarspalten seines Instagram-Accounts.
„Urheberschaft verwischt sich relativ schnell“
Mittlerweile muss er sich die Sujets seiner Adventures in Golf nicht mal mehr selbst suchen. Die Anhängerschaft buhlt förmlich mit Ideen und Anregungen um die Aufmerksamkeit des Meisters. So wie beim Thema Platzreife, für das Lang im Spätsommer extra und erstmals nach Deutschland kam. „Irgendwer hat das mal erwähnt“, will der digitale Geschichtenerzähler wenig Getue ums Gedankengut machen, er ist diesbezüglich ebenfalls von einnehmendem Wesen: „Die Urheberschaft verwischt sich relativ schnell. Bei einer guten Idee ist es egal, von wem sie kommt.“ Auch eine Sichtweise.
Am Anfang freilich war der Ball. Genauer gesagt: Ein Filmprojekt namens „Be the Ball“, das Lang mit seiner Fotografen- und Filmemacher-DNA unmittelbar nach dem golferischen Erweckungserlebnis im Jahr 2011 begann und das wohl zur lebenslangen Aufgabe gerät. Übrigens eine gleichermaßen sorgsam choreografierte Story: das Erweckungserlebnis, in dem Tiger Woods und der zuvor 30 Jahre lang fremd gebliebene Bruder die Hauptrollen spielen – nicht „Be the Ball“.
Am Anfang war der Ball
Von dem Film, der sich mit Golf und Spiritualität befasst, existieren bislang lediglich Interviews – etwa mit Bill Murray und Rory McIlroy – sowie diverse Schnipsel und eine Art Trailer, in dem Lang seine Kontakte aus dem ersten Leben im Show- und Werbe-Biz von Hollywood spielen lässt.
Doch Teaser und Thema fielen bei der PGA Tour auf, und man klopfte bei Lang an, lotete sein Interesse aus, eine Doku-Serie zu produzieren und zu präsentieren: „Ich war hin- und hergerissen, sah mich nicht als Conférencier, als Gastgeber.“ Als Host, wie die Amerikaner sagen. „Allerdings brauchte ich einen Job.“ Der Rest ist quasi Social-Media-Geschichte.
Gewiefter PR- und Marketing-Profi
Aus den Anfängen der Adventures in Golf ist ein kleines Medien-Imperium geworden, das auf dem Instrumentenkasten eines gewieften PR- und Marketing-Profis basiert und sich von einer kongenialen Mischung aus Passion, Selbstinszenierung, Verführungskunst und Geschäftstüchtigkeit nährt. Mit dem Random Golf Club hat sich der clevere Kreative das passende Sammelbecken für seine Sympathisanten geschaffen. Quasi eine Golf-Society ohne eigenen Platz, fast nach altvorderem Vorbild.
„Eher ein Vehikel, um ins Gespräch zu kommen“, verdeutlicht Lang, als Golf Post ihm bei den Platzreife-Dreharbeiten in Düsseldorf und Oberhausen über die Schulter schaut. „Es ist ein Club für alle. Der eine Club, dem alle angehören können. Jeder Golfer ist letztlich Mitglied, ob er es weiß oder nicht. Die Frage ist nur, ob man ein gutes Mitglied ist – im Sinne des Spirit of the Game.“
Über 100 RGC-Ableger in aller Welt
Längst existieren über 100 RGC-Ableger (Chapter) in der ganzen Welt, selbst in Peking und Ecuador; Deutschland hat zwei: in Hannover und in München. Diese Zirkel pflegt Erik Anders Lang hingebungsvoll und engagiert. Es gibt regelmäßige Videokonferenzen und viel Integration in die Planungen für die Community. Die Zentrale in Austin/Texas verschickt kostenfreie Give Aways und Goodies, wenn sich Chapter zum „Meet up“ treffen.
Und jüngst ließ der Mann mit der Mitgliedsnummer 1 auf dem RGC-Anhänger auf eigene Kosten personalisierte Bag Tags für seine Botschafter anfertigen und unentgeltlich in alle Welt verschicken. Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft. Die schlägt sich dann in Clicks nieder, was wiederum die Sponsoren freut – ein wohl geölter, gut funktionierender Kreislauf.
Denn letztlich ist der Random Golf Club zuvorderst ein „rapide wachsendes Golf-Medien- und Produktunternehmen“. Das lässt sich auf der Homepage nachlesen, etwas versteckt unter „Team“ im Porträt von Lang. Folgerichtig wurden gerade das Hauptquartier in Austin/Texas zur Event-Location ausgebaut und die Merchandising-Kollektion erweitert.
Tausendsassa Lang hat zudem soeben die nächste AIG-Episode veröffentlicht, in der es um den Schweizer Schwinger-Spaß Hornussen geht, und aktiviert überdies seinen Podcast „The EAL Show“, in dessen bislang gut 200 Folgen bereits zahllose Golfgrößen zu Wort kamen. Klappern gehört halt zum Marketing-Handwerk.
Irgendwann, sagt Erik Anders Lang, „werde ich auch ,Be the Ball’ fertig machen“. Zeit ist nun mal das größte Handicap der Rastlosigkeit. Aber: „Solange es veröffentlicht wird, bevor ich sterbe, ist alles gut.“
Warum nur empfinde ich diesen Text zwischen den Zeilen als überaus neidisch? Vielleicht, weil da einer für seine Professionalität kritisiert wird, der es versteht, mit guten Geschichten (denen durchaus manchmal die Fakten abhanden kommen) und tollen Bildern rund ums beste Spiel der Welt Geld zu verdienen? Sicherlich auch, weil diese Kritik von einem „freien Journalisten und Diplom-Golfbetriebsmanager“ kommt, für den „das altehrwürdige Spiel Golf mit all seinen Facetten eine Klammer für die vielfältigen Aspekte stilvoller Individualität“ darstellt – und der darüber hinaus „mit seiner Dienstleistungsmarke FairGreen u. a. Golfclubs in Fragen der Corporate Identity“ berät.
Da kritisiert also einer, der rund ums Golf sein Geld verdient, einen dafür, dass er rund ums Golf sein Geld verdient, nur vermutlich mehr.
Wirkt EAL manchmal abgehoben, ignorant und ein wenig „full of himself“? Unbestreitbar. Ebenso unbestreitbar ist aber auch, dass er es mit seinen AIG sowie seinen unter der Marke RGC produzierten Videos schafft, den Sport, der in den USA oftmals hinter Zäunen von Country Clubs stattfindet, aus ebenjenen Enklaven zu befreien, den Blick zu öffnen und dem oftmals so uniform wirkenden Spiel viele neue Gesichter zu geben, indem er sie zeigt, ihnen also eine Bühne und ein weltweites Publikum bietet.
Was übrigens die Fakten angeht:
1.) Erik Anders Lang ist kein Texaner, auch wenn der RGC sein HQ in Austin (Texas) hat. Er wurde in New Jersey geboren, nach eigner Aussage zehn Meilen von Manhattan enfernt. Dass der Autor des obigen Artikels diese Info selbst herausfindet, hätte ich erwartet, schließlich hat er ihn persönlich getroffen, wie ein früherer Artikel beweist …
2.) Es gibt in Deutschland neben Hannover und München auch (mehr oder weniger aktive) Chapter in Bremen, Berlin und Vlotho.
3.) Die ersten Tags, die RGC verschickt hat, waren tatsächlich kostenlos – denn sie gingen an die Ambassadors, also die lokalen Vertreter der Idee hinter dem RGC. Wer darüber hinaus einen Tag wollte, konnte einen kostenpflichtig bestellen.
Disclaimer:
Ich habe ein solches Tag gekauft – nicht, weil ich alles super finde, was EAL macht, denn dem ist wahrlich nicht so. Besonders seine Kommentierung der „Breaking“-Serie nervt unfassbar. Aber ich mag die Idee hinter dem RGC. Und ich mag, dass sich jemand auf die Reise begibt und außergewöhnliche Menschen und Plätze besucht und diese miteinander verbindet. Ob ich Merchandise kaufe oder nicht, kann ich ja glücklicherweise selbst entscheiden.
Sehr geehrtet Herr Kirchberg,
um Verwechselungen zu korrigieren: Ich habe weder die „guten Geschichten“ von Erik Anders Lang kritisiert noch seine „tollen Bilder“. Sondern lediglich angemerkt, dass die durchaus ausgeprägten kommerziellen Intentionen des Random Golf Club im Vergleich zum postulierten hehren Sendungsbewusstsein doch arg klein ausfallen und eher kaschiert wirken, womit es einer Art Guerilla-Marketing gleichkommt.
Ihre unangemessenen Vermutungen hinsichtlich angeblicher persönlicher Beweggründe kommentiere ich an dieser Stelle lediglich mit amüsiertem Augenrollen und als Beleg für eine übergriffige Debattenkultur.
Ansonsten pflichten Sie mir ja im Wesentlichen bei.
Und zu den Fakten:
1. Ich habe nicht geschrieben, dass EAL gebürtiger Texaner ist.
2. Bezüglich der deutschen RGC-Chapter beziehe ich mich auf die in der RGC-Homepage abgebildete und daher für mich maßgebliche Weltkarte.
3. Die Kostenlosigkeit gewisser RGC-Goodies ist erwähnt; erklärende Details sind Gegenstand eines alsbald erscheinenden dritten Beitrags zum Thema.
Freundlicher Gruß
Das klingt in der Überschrift („Die Masche“) und im Vorspann („… Selbstinszenierung, Verführungskunst und Geschäftstüchtigkeit“) aber alles deutlich negativer, als Sie es jetzt darstellen. Ist klar, dass solche Charakterisierungen besser ziehen als liebe Überschriften. Aber wer so offensichtlich der Schlagzeile wegen skandalisiert und zuspitzt, darf sich nicht über eine Reaktion wundern. Daraus resultierte meine ebenfalls zugespitzte Ironie, die Sie als „unangemessene Vermutungen“ und als „Beleg für eine übergriffige Debattenkultur“ wahrnahmen. Kleiner haben Sie es nicht, oder? Egal. Übrigens: Sie schrieben „Der Texaner“ – wie würden Sie denn so was interpretieren?