Für gute Golferinnen und Golfer sind es lediglich "Wasserspiele", für alle anderen sind die 18 Löcher des Golfclubs La Wantzenau eine Herausforderung. Entsprechend reichen die Beurteilungen von „großartig“, über „ein Golfplatz der besonderen Art“ oder „Naturschönheit“ bis hin zu „anstrengend und „der Platz zeigt Zähne.“ Laurent Trescarte lehnt sich auf der Terrasse des Clubrestaurants in seinem Stuhl zurück, lächelt: „Der Platz bietet für jeden Golfer etwas Besonderes.“
Trescarte ist der Manager des Clubs, der 1989 gegründet worden ist. Der Platz liegt etwa zehn Kilometer von der Stadt Straßburg entfernt, dem Sitz des europäischen Parlaments. Der Parcours von Golf de la Wantzenau wurde von Jeremy Pern, einem renommierten englischen Golfplatz-Architekten, entworfen. Unterstützt wurde er dabei von einem der besten Profis des französischen Golfsportes, Jean Garaialde.
Der Golfclub de la Wantzenau - Eine Herausforderung
Die 72 Hektar Gelände des Golfplatzes sind geteilt in einen 18-Loch-Platz (Par 72 / 6.173 Meter) und ein großes Übungsgelände mit zwölf Löchern, überdachter Driving-Range, einer Gras-Range und zwei großen Putting-Greens.
Der Einstieg in die Runde erscheint einfach, im Vergleich zu dem, was noch kommt. Die ersten drei Bahnen (alle Par-4) sind, ab Gelb, zwischen 330 und 358 Meter lang. Die Fairways verlaufen fast schnurgerade; bis auf Bahn 3 mit dem leichten Dogleg nach links. Pars und sogar Birdies sind auch für durchschnittliche Spieler und Spielerinnen möglich, wenn sie die Baumreihen links und rechts der Fairways beachten. Die Bunker entlang der drei Bahnen bereiten keine Bauchschmerzen. Sie erinnern mehr an Blumenrabatten. Und auch die Grüns wirken ungeschützt.
Bahn 4 (Par-3 / 128 Meter ab Gelb) stellt die erste große Hürde dar. Aber zunächst gilt es die Optik dieser Bahn zu genießen. Ein Blick auf den fünf Hektar großen Teich, dazu die Trauerweiden auf beiden Seiten des Abschlages, die Bäume entlang des kurzen Fairways, alles wirkt wie ein Fotomotiv aus einem Golfkalender. Doch hinter dem Teich, der auf einer Länge von circa 60 Meter überspielt werden muss, lauern zwei große Bunker, die das kleine Grün gut schützen, das zusätzlich auf einer Anhöhe liegt. Mein Tipp: Wer zu viel Respekt vor dem Wasser-Hindernis hat, sollte vielleicht besser von Rot abschlagen. Die vielen Bälle im Teich sprechen dafür.
„Wir wollen", sagt Laurent Trescarte, "den Golfsport mit einem Naturerlebnis verbinden“ und zeigt von der Terrasse über den Golfplatz, der gespickt ist von Teichen, Wasserläufen und alten Bäumen, die viel Schatten spenden in den heißen Sommermonaten. Kurzum, so schrieb es ein Golfer in seiner Bewertung „eine voll erblühte Landschönheit“.
Der sehr weitläufige und anspruchsvolle Platz zeigt einmal mehr, wie enorm abwechslungsreich Golf in Elsass in designtechnischer Hinsicht ist. Klassische Parkland-Plätze wie Strasbourg, Kempferhof und Bouleaux wechseln sich ab mit amerikanisch geprägten Platz-Layouts wie etwa das Gelände des Golfclubs Soufflenheim oder wie der Platz von La Wantzenau.
Das nächste Wasserhindernis wartet auf der sechsten Bahn (Par-4 / 276 Meter ab Gelb). Wenige Meter hinter den Abschlagsboxen ziehen sich zwei Buchten des Teiches tief ins Fairway. Was zwar kein großes Hindernis darstellt, dafür aber die großen Fairwaybunker, zwischen denen wenig Raum ist, um den Ball zu platzieren. Beim einem Drive von über 170 Meter besteht anschließend eine gute Chance, trotz Dogleg nach rechts, mit dem zweiten oder dritten Schlag auf das Grün zu kommen. Vorausgesetzt die Schutz-Bunker vor und seitlich des Grüns werden überwunden.
Der Golfclub La Wantzenau hat derzeit rund 500 Mitglieder, die meisten davon sind auch Aktionäre des Clubs. Die Golf-Aktionäre zahlen jährlich rund 2.305 Euro, die Mitglieder ohne Aktien-Anteil rund 600 Euro mehr. Dazu können alle Mitglieder noch eine sogenannte Vorteilskarte erwerben, auf der Geld gespeichert werden kann. Dafür gibt es Prozente: Range-Bälle kosten nur noch die Hälfte, dazu noch Einsparungen bei der Golfcart-Miete, beim Greenfee und in Restaurant und Bar.
Zum Abschluss der ersten Hälfte des Platzes bietet die achte Bahn (Par-5 / 483 Meter ab Gelb) noch ein paar Aufgaben in Sachen taktischem Spiel. Dazu zählen beispielsweise die sieben Bunker: zwei großflächige entlang des Fairways, dahinter der dritte Bunker, direkt neben einem großen Baum, der die Mitte der Bahn komplett ausfüllt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten diese Bunker-Falle zu überwinden: Mit einem kurzen Eisen direkt über den Baum oder flach durch den schmalen Korridor entlang der Baumreihe auf der linken Seite. Es folgt ein Dogleg nach rechts und erstmals ist die Fahne zu sehen. Letzte Aufgabe: fünf Bunker, die gut platziert vor und seitlich des Bumerang-förmigen Grüns zum Nachdenken zwingen.
Die Terrasse des Club-Restaurants „Le19“ füllt sich. Zirka 50 Menschen essen, trinken, führen Gespräche in unterschiedlicher Lautstärke. Restaurant, Bar, Pro-Shop und Sekretariat bilden das Zentrum des Clubs, das in einem wuchtigen elsässischen Fachwerkhaus untergebracht ist. Künftig soll das Haus noch um einen großen Saal erweitert werden. Wie in vielen anderen Clubs will Trescarte den Club auch zur begehrten Event-Location ausbauen. „Auch Hochzeiten bringen Geld.“ Die Küche wird dazu komplett erneuert. Kosten für dieses Projekt: rund 1,8 Millionen Euro. Ein weiteres Projekt des Clubs gilt den Drainagen, die alle erneuert werden müssen. Kosten: rund 1,2 Millionen Euro!
Die ersten drei Bahnen der Back Nine können entspannt gespielt werden. 10 und 11 sind zwei Par-4 (ab Gelb jeweils rund 325 Meter), die außer ein paar ungefährlichen Bunkern und Doglegs nicht viel zu bieten haben. Bei der 11 muss jedoch der erste Schlag treffen, sonst gehen die Wasserspiele weiter. Alles andere ist easy. Das gilt auch für Bahn 12, ein Par-3 (156 Meter ab Gelb). Mein Tipp: Einfach nur geradeaus schlagen.
Deutsch-Französische Beziehungen in einem ambitionierten Golfclub
In den Anfangsjahren des Club waren die Hälfte der Mitglieder von der anderen Seite des Rheins. Heute sind es nur noch zwei. Der Grund: auf deutscher Seite wurden immer mehr neue Clubs gegründet, die für die deutschen Mitglieder günstiger waren als der Club Wantzenau und räumlich näher liegen zu Haus oder Wohnung. Der Manager: „Das ist über die Grenze viel weiter und komplizierter.“ Die Beliebtheit des Platzes hat darunter nicht gelitten. „Von den jährlich 8.000 Greenfees geht die Hälfte an deutsche Spieler.“ Wobei die Anzahl der Greenfees überrascht, denn kleinere Clubs in der Region haben über 10.000 Greenfees und mehr. Nach Ansicht von Laurent Trescarte will der Club die Greenfee-Einnahmen nicht steigern. „Es reicht, um die Ausgaben abzusichern.“ Hinzu kommt, dass es immer ausreichend Abschlagszeiten für die eigenen Mitglieder gäbe, ergänzt der Clubmanager.
Gibt es Unterschiede zwischen deutschen und französischen Golferinnen und Golfern? Trescarte schmunzelt, zeigt auf verschiedene Tische, bevor er antwortet: „Die deutschen Spieler sind traditioneller, halten sich an Regeln. Sie spielen, essen und shoppen im Store.“ Für viele Franzosen ist dagegen Golf nur noch eine reine Freizeitbeschäftigung, meint Trescarte. Sie spielen und verschwinden wieder. Der Manager: "Das Verhalten unserer Golfer hat sich so stark verändert, dass das Gesellschaftliche verloren geht.“
Keine Gnade auf den letzten Löchern
Die letzten fünf Bahnen von La Wantzenau verlangen den Golfspielerinnen und -spielern nochmals alles ab. Die „Wasserspiele, Teil 2“ fangen bei der Bahn 14 (312 Meter ab Gelb) erst richtig an. Schon der Drive muss sehr präzise geschlagen werden. Die Landezone liegt zwischen zwei Teichen und einem Bunker, die das Fairway eingrenzen. Das Grün schmiegt sich auf einer Landzunge an drei Seiten ans Wasser. Die vierte Seite schützt ein Bunker. Die 15. Bahn ( Par-4 /306 Meter ab Gelb) ist ähnlich designet. Das Fairway führt zwischen zwei Teichen durch, ein Dogleg nach links macht den Weg frei zum Grün, das ungeschützt ist. Eine kurze Verschnaufpause ist jetzt sinnvoll, denn die Bahn 16 (Par-5 /416 Meter ab Gelb) bietet alle Möglichkeiten für eine Katastrophe. So grenzt die gesamte rechte Seite des Fairways bis zum Grün an das Wasser. Dazu kommen noch vier Bunker auf der linken Seite sowie zwei Doglegs nach rechts. Das Grün liegt auf einer Halbinsel, geschützt von Wasser und Bunkern. Was sagte mein Flight-Partner: „So was muss man auch nicht jeden Tag spielen.“