Die Corona-Jahre 2020/21 bescherten dem Golfsport einen kräftigen Aufschwung. Auch der Sommer 2022 wird von der Golfbranche positiv bewertet. In deutschen Golfclubs halten sich die Kopfschmerzen wegen explodierender Kosten daher bisher in Grenzen. Dies besagt das Golfbarometer vom Herbst 2022, das der Deutsche Golf Verband (DGV) vergangene Woche veröffentlichte. Die Zuversicht der Golfanlagen ist aber nicht mehr ganz so groß ist wie in den Vorjahren.
Zweimal jährlich erhebt der DGV in einer freiwilligen Mitgliederbefragung die Stimmungslage unter seinen Mitgliedern. 241 der 720 Golfanlagen (33,5 Prozent) haben teilgenommen und die Mehrheit ist mit ihrer Situation nicht unzufrieden. 90 Prozent der befragten Golfclubs bewerteten ihre Lage im letzten Herbst als gut oder befriedigend (39,9 Prozent gut; 50,1 Prozent befriedigend), Angesichts der gravierend gestiegenen Kosten durchaus eine positivere Bewertung als erwartet. „Vor dem Hintergrund der außergewöhnlich hohen Inflation ist das ein sehr gutes Ergebnis“, sagt dementsprechend Alexander Klose, Vorstand Recht & Services im DGV, in der begleitend zum Golfbarometer veröffentlichten Pressemitteilung.
Die explodierenden Energiekosten schlugen sich allerdings oft erst zum Jahreswechsel und damit nach der Befragung nieder. Das Frühjahrsbarometer 2023 dürfte genauere Erkenntnisse darüber liefern, wie standhaft die Golfanlagen gegenüber den Preissteigerungen im Energiesektor wirklich sind. Die vier ermittelten Kostenfaktoren waren bereits im Herbst steil in die Höhe geschossen. Da darf man sich durchaus fragen, wie da noch mehr gestemmt werden soll.
Nur 20 Prozent der Golfanlagen haben Preise erhöht
Bei rund 80 Prozent der befragten Golfanlagen stiegen Sachkosten für den Platz, Personal- und Verwaltungskosten. 32,4 Prozent der Clubs beschäftigen allerdings nun auch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als bei der letzten Befragung. Immerhin die Pachten sind bei der Mehrzahl der Clubs stabil geblieben oder gar gesunken. Dass 14 Prozent der Clubs weniger ihre wirtschaftliche Lage gut und stattdessen nur noch befriedigend einschätzen, dürfte auch an der Kostenexplosion liegen.
Reagiert hat bislang nur ein Fünftel der DGV-Mitglieder auf die Entwicklung. Rund 20 Prozent der Anlagen haben die Preise für Greenfee, Vollmitglieder und Jahresmitglieder erhöht. Die große Mehrheit hat die Preise vorerst stabil gehalten. "Über das Niveau der Anhebungen oder Absenkungen lässt sich im Rahmen dieser Erhebung keine Aussage treffen", konstatiert das Golfbarometer. Gesenkt wurden die Preise für Golferinnen und Golfer nur auf einzelnen Anlagen. Nun sind für die Kundinnen und Kunden nicht nur die Preise der Golfanlagen entscheidend, sondern auch ihre sonstigen Ausgaben ausschlaggebend bei der Wahl zwischen Golf und anderen Hobbys oder gar Notwendigkeiten des täglichen Bedarfs. So wird auch hier wohl erst am Ende der kommenden Saison feststehen, wohin die Reise geht.
Mitgliederwachstum verlangsamt sich
Im vergangenen Herbst war die Mehrzahl (77,1 Prozent) der Clubs mit der Saison sehr zufrieden oder zufrieden. Das dürfte auch am sich zwar verlangsamenden aber weiterhin stetigen Mitgliederwachstum liegen. "Auch wenn das sehr hohe Niveau aus den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 nicht gehalten werden konnte", so der DGV in seiner Umfrageauswertung, hätten 47,3 Prozent der Anlagen Mitglieder hinzugewinnen können. Ein Fünftel der Clubs verlor Mitglieder.
Die Interpretation der Zahlen ist angesichts der gegebenen Herausforderungen nicht einfach. Der deutsche Golfmarkt scheint im Angesicht der akuten Kostensteigerungen vorerst stabil. Da der Erhebungszeitraum der Studie nun aber schon einige Monate zurückliegt, könnte sich die Lage durchaus schon verändert haben. Insbesondere die positive Mitgliederentwicklung könnte den Clubs Einnahmesicherheit bringen, sofern die neuen Golferinnen und Golfer der letzten Jahre langfristig gebunden werden konnten.
Sollten die Ausgaben für Rohstoffe, Energie und Personal der Clubs erträglich sein, bleibt immer noch völlig offen, wie sich Golferinnen und Golfer verhalten werden, die nicht anlagegebunden sind. Laut DGV sollen es mindestens so viele sein wie die rund 682.000 Club- und Vereinsmitglieder. Und auch diese werden sich genau überlegen, ob sie aktive Golferinnen und Golfer bleiben oder nicht, wenn die Preise doch noch bei mehr als nur einem Fünftel der Clubs angepasst werden sollten.