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Golf in Deutschland

Golfplätze haben viel mehr zu bieten, als ein Maisfeld

19. Nov. 2016 von Gastautor in Kempten, Deutschland

Golf Post traf Dr. Gunther Hardt und tauschte sich mit ihm über das DGV-Programm Golf&Natur aus.

Golf Post traf Dr. Gunther Hardt und tauschte sich mit ihm über das DGV-Programm Golf&Natur aus. (Foto: Stephan Schöttl)

Dr. Gunther Hardt ist das Gesicht des DGV-Programms Golf&Natur.

Dr. Gunther Hardt ist das Gesicht des DGV-Programms Golf&Natur. (Foto: Stephan Schöttl)

„Golfer sind Naturschützer“, sagt Dr. Gunther Hardt. Er ist Vorsitzender des Ausschusses Umwelt und Platzpflege beim Deutschen Golf-Verband (DGV) und als Auditor seit vielen Jahren das Gesicht des DGV-Programms Golf&Natur. Etwa ein Viertel der rund 750 Golfanlagen in Deutschland beteiligen sich mittlerweile an diesem Ökozertifikat. Seine Zwischenbilanz lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Mit dem Ist-Zustand kann man aus Sicht des Verbandes zufrieden sein, trotzdem gibt es für die Zukunft noch reichlich zu tun. Vor allem in Sachen Überzeugungsarbeit. Ein Austausch über Vorurteile und Visionen.

Golf Post: Knapp 20 Jahre lang widmet sich der Deutsche Golf-Verband mittlerweile seinem Umweltprogramm. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Dr. Gunther Hardt: Auf Initative der EGA ist das Umweltprogramm 1995 gestartet, der Deutsche Golf-Verband hat dann daraus Golf&Natur entwickelt. Damit sind wir nun seit gut zehn Jahren auf Erfolgskurs. Golf&Natur ist eine eingetragene Marke des DGV und bietet den Golfanlagen die wir im Boot haben, einen Leitfaden, wie sie ordnungsgemäß, umweltbewusst und nachhaltig arbeiten können. Wir sind im Soll, wussten aber im Vorfeld auch, dass wir für dieses freiwillige und selbstverpflichtende Programm nicht alle Golfanlagen gewinnen werden. Wir sind aber trotzdem froh, dass mittlerweile etwa 180 dabei sind. Das ist circa ein Viertel aller Golfanlagen in Deutschland. Wir sind übrigens sehr stolz darauf, dass auch der R&A in St. Andrews sagt, wir hätten eines der besten Umweltprogramme weltweit!

Golf Post: Und wie sieht es mit der Lobby der Golfer in Kreisen der Naturschützer aus?

Hardt: Da gibt es noch einiges zu tun. Erste Golfanlagen öffnen sich aber bereits der Öffentlichkeit und kooperieren etwa mit dem NABU und dem Landesbund für Vogelschutz, speziell in Bayern. Es gibt naturschutzfachliche Führungen und vogelkundliche Wanderungen auf einigen Golfplätzen. Das sind Dinge, die sind schon hervorragend. Aber das Thema braucht Zeit und Botschafter, die dahinterstehen.

Golf Post: Solche engagierten Leute zu finden, ist sicher schwierig. Viele sind heutzutage doch lieber am Meckern als am Anpacken.

Hardt: Durchaus, ja. Kritisch ist hier aber auch der Name des Programms. Viele verbinden mit Golf&Natur noch ein Ökozertifikat, das vorgibt, man dürfe nur noch organische Dünger nutzen oder bekomme vermehrt Krankheiten auf den Grüns. Viele fürchten den Naturschutz nach dem Motto: 'Dann sehen die hier noch bestimmte Blumen und Tiere und machen uns den Golfplatz zu.' Man muss aber vielmehr sagen: 'Weil wir ein Golfplatz sind, haben wir die vielen tollen Dinge auf dem Gelände.' Die Artenvielfalt kommt ja erst über die verschiedenen Strukturen. Von vier Millimeter bis hin zum Hochwald haben wir alles - Wasserflächen, Hecken, Wiesen, Büsche, Bäume. Und dadurch entsteht Vielfalt. Wir können den Clubs nur empfehlen, teilzunehmen.

Golf Post: Sie sagen, 'Golfer sind Naturschützer'. Ist das tatsächlich so?

Hardt: Auch da bestehen teilweise noch Vorurteile. Vor allem bei den Umweltverbänden und in der Umweltpolitik. Dort heißt es auch heute noch: Golfplätze verschandeln doch die Natur, Artenreichtum gibt es nicht. Dann sollen diese Naturschützer doch mal auf ein Maisfeld gehen oder in eine Intensivlandwirtschaft. Da werden sie sehen, dass Golfplätze viel mehr zu bieten haben!

Golf Post: Es geht ja auch um Pflanzenschutz und den Umgang mit den Wasserressourcen. Die Golfanlagen im Süden Europas sind da eher skrupellos. Wo steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?

Hardt: Im internationalen Vergleich sind wir beim sparsamen Wasser- und Pestizideinsatz sicherlich an der Spitze. Eine große Herausforderung ist es, die Mitglieder und Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass wir künftig durchaus auch mit der einen oder anderen Krankheit auf dem Platz leben müssen. Es muss nicht immer alles so glattgebügelt und einheitlich grün sein. Wir wollen uns auf das minimalste Maß an Pflanzenschutz reduzieren. Jeder Club muss sich Gedanken machen, wie er mittelfristig von der chemischen Schiene wegkommt.

Das Interview führte Stephan Schöttl.

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