Goldwasser, Krantor, Leninwerft und Solidarność, Hafen-Flair, pittoreske Altstadt: Die einstige Hanse-Metropole Danzig an der polnischen Ostsee hat eine Menge zu bieten, über 1.000-jährige Geschichte und quirlige Lebensfreude ebenso wie politische Bedeutung und landschaftliche Attraktivität. Wer Danzig in sportlicher Hinsicht vor allem als Spielort der Fußball-EM 2012 kennt, wird staunen, dass es im Umkreis der Hauptstadt von Pommern drei Golfplätze gibt, die in Verbindung mit Sightseeing und Ostsee-Badespaß, beispielsweise im Seebad Zoppot, allemal einen golferischen Abstecher nach Polen wert sind.
Gdansk Golf & Country Club
Der Gdansk Golf & Country Club in Postolowo beispielsweise war sogar schon als Schauplatz der European Tour im Gespräch und rangiert seit Jahren bei „Golf Digest“ in Europas Top-50. 1989 pflanzte der renommierte Architekt Jeremy Turner im Auftrag zweier schwedischer Ehepaare ein anspruchsvolles Layout auf die 100 Hektar 30 Kilometer südlich von Danzig. 1999 wechselte die Anlage den Besitzer. „Seither bastelt unsere Crew jeden Tag am Golfplatz“, sagt Eigner William Siwek, der als einstiger Schiffsmakler in Hamburg perfekt Deutsch spricht: „Wir wollen Postolowo in der Europaliga ganz nach oben bringen.“
Das Zeug dazu hat der charismatische und gleichzeitig urwüchsig wirkende Par-72-Kurs, es gibt etliche großartige Löcher. Die Vier mit dem beziehungsreichen Namen „Wo sich nur Adler was trauen“ beispielsweise, für ein mögliches Eagle nämlich geht‘s zwei Mal lang über das Wasser.
Von besonderer Qualität ist das sehr „wässrige“ Finale ab Loch 15 und seinem Halbinselgrün. Mit der 16 als persönlichem Highlight: Ein spektakuläres Par drei namens „Alcatraz“, bei dem der Ball an den Bäumen vorbei und übers Wasser auf ein Grün zu zirkeln ist, das links wieder zum Wasser abfällt, 186 Meter carry von Gelb. Postolowos Schlussquartett hat schon Professionals wie David Howell, Sören Hansen und Heinz-Peter Thül begeistert, die hier in den 1990er-Jahren bei der Polish Open ans Tee gingen.
Sierra Golf Club
Heuer freilich war das Traditionsturnier im Rahmen der Pro Golf Tour beim Sierra Golf Club in Wejherowo zu Gast, 50 Kilometer nördlich von Danzig. Ein eleganter, feiner Parkland-Platz, der seit 2002 existiert und sogar Titan-Vehikel als Leihtrolleys anbietet. Beim letzten Besuch bevölkerte eine „Horde“ spiel- und trinkfester Schweden die ganz in Holz und Leder gehaltene Clubhaus-Bar. Auf dem Platz indes schirmen 11.000 während des Baus gepflanzte Bäume die einzelnen Bahnen voneinander ab, Blumenbeet-Dekors an jedem Abschlag erfreuen das Auge, weißbesandete Bunker und die perfekt manikürten Grüns fordern den ganzen Golfer.
Überhaupt: Golf in Polen wird arg unterschätzt! „Unser Land liegt nicht auf der Golfroute der Deutschen“, sagt Postolowo-Patron Siwek. Schade! Es ist zwar im Wortsinn holprig, mit dem Auto bis nach Danzig zu fahren. Aber es lohnt sich. Die Kurse sind in punkto Layout und Design von bemerkenswerter Güte und müssen keinen Vergleich mit Top-Anlagen hierzulande scheuen. Gastfreundlichkeit ist ohnehin garantiert. Und auch die Preise rangieren in einem vergleichsweise moderaten Rahmen, zwischen 42 Euro wochentags und 60 Euro an Wochenenden und an Feiertagen.
Sand Valley Golf & Country Club
Günstiger noch geht‘s im Sand Valley Golf & Country Club, zwischen 36 und 46 Euro kostet das Greenfee. Nicht das allein jedoch wiegt den 78-Kilometer-Trip nach Osten auf, über Danzigs ebenfalls sehenswerte einstige Hanse-Partnerstadt Elbląg nach Paslek. Hier ist 2008 ein außergewöhnlicher Golfplatz entstanden, Par 72 im Linksstil aus der Feder von Tony Ristola und Lassi Pekka Tilander, ein minimalistisches, sehr pures „Old-School“-Design mit vielen „Waste Areas“ und kniffligen Grüns, das vor allem den Vorgaben der Natur folgt.
Der Spieler fühlt sich auf einen „alten“ Platz versetzt, irgendwo in Schottland womöglich, eine benachbarte Straße und Bahnlinie sowie die fehlenden Distanzmarkierungen geben dem Gefühl ein Übriges. Auch deswegen ist der Geheimtip Sand Valley ein „Muss“.
Geheimtip Modry Las
Und weil wir gerade bei Fahren, Abstechern und Geheimtips sind: Wer auf dem Weg nach oder von Danzig nicht in Großrichtung Stettin abbiegt, um Modry Las zu spielen, der verpasst einen ziemlichen Golfplatz-Knüller. Im polnischen Nirgendwo von Choszczno, gut 200 Kilometer und knapp drei Stunden von Berlin entfernt, hat Südafrikas Altmeister Gary Player 2009 einen fabelhaften Platz zwischen zwei Seen gelegt. Die Beschreibung würde den Rahmen sprengen: Einfach hinfahren und spielen!
ModryLas ist von Berlin aus nicht wirklich schnell zu erreichen, aber es ist wirklich ein aussergeöhnlich schöner Golfplatz, der die Anreise wert ist. Der Platz ist so in die Natur eingebettet, das man praktisch immer nur seine eigene Bahn sieht. Bisher war der Platz auch immer in einen hervoragenden Zustand – unser nächste Besuch ist noch für Ende August geplant.
Ihr Bericht hat aber auch mein Interesse an einen Ausflug nach Gdansk geweckt.