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Stephan Jäger bei Olympia 2024: „Das Ziel ist auf alle Fälle eine Medaille“

31. Jul. 2024 von Tobias Hennig in Versailles, Frankreich - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Stephan Jäger vor den Olympischen Ringen am 18. Grün. (Foto: Deutscher Golf Verband / Thomas Kirmaier)

Stephan Jäger vor den Olympischen Ringen am 18. Grün. (Foto: Deutscher Golf Verband / Thomas Kirmaier)


Stephan Jäger kam erst am Mittwochmorgen in Paris an, nur gut 24 Stunden, bevor er im Golf bei Olympia 2024 antritt. Doch das sei gar kein so großes Problem, berichtet der PGA-Tour-Sieger im Interview nach seiner ersten und einzigen Proberunde im Le Golf National. Sein Ziel ist, eine Medaille zu gewinnen, auch wenn er weiß, dass er gegen die Besten der Welt bestehen muss. Doch die Zeit bei den Olympischen Spielen will der 35-Jährige auch genießen, schließlich sei man nicht alle Tage in Paris. Im Interview berichtet Jäger zudem, warum er nicht ins Olympische Dorf gezogen ist, welche Tücken der Golfplatz bereithält und wieso er erst so kurz vor Turnierstart anreisen konnte.

Stephan Jäger im Interview vor dem Golfturnier bei Olympia 2024

Golf Post: Stephan, Du bist erst heute Morgen angekommen und hattest eine etwas problematische Anreise. Was ist passiert?

Stephan Jäger: Wir haben am Montag den Flug von Detroit knapp verpasst. Da es natürlich nur nachmittags und abends Flüge gibt, sind wir erst Dienstagabend losgeflogen und sind dann Mittwoch in der Früh angekommen. Aber es ist jetzt wirklich nicht so schlimm. Wir machen das jede Woche mit einem neuen Golfplatz und körperlich fühle ich mich eigentlich ganz gut.

Ich habe gut geschlafen gestern im Flieger, also keine Probleme damit. Ich habe jetzt neun Löcher gespielt, es ist ein bisschen warm heute, aber körperlich fühle ich mich gut. Ich werde auch die Physios jetzt noch aufsuchen in der nächsten Stunde und dann geht es zurück, ein bisschen schlafen.

Golf Post: Wie ist der Platz? Du hast die zweiten Neun gerade hinter Dir.

Stephan Jäger: Also vom Zustand her ist Europa das Beste, was ich jemals gespielt habe. Die Grüns sind sensationell, es ist natürlich jetzt noch ein bisschen weich. Ich glaube, die haben ziemlich viel Regen gehabt letzte Woche. Aber vom Zustand her ist es sensationell. Die zweiten Neun sind ziemlich interessant, auch mit viel Wasser und erhöhten Grüns. Die Grüns sind riesig und auch onduliert. Also wirklich interessant. Das Rough ist jetzt nicht so schlimm. In ein paar Spots hatte ich schon ein paar Lagen, die waren nicht so gut ums Grün herum, aber neben den Fairways war es nicht so schlimm.

Golf Post: Welche Rolle spielt, dass es wahrscheinlich kaum Wind gibt?
Stephan Jäger: Das spielt beim Golf immer eine große Rolle. Mit so einem kleinen Feld hast du da keine Probleme, weil jeder im gleichen Wind spielt. Dann ist es wurscht, weil jeder gut spielen muss im Wind. Ich glaube wir haben heute noch ein Gewitter und dann wird es ein bisschen kühler bis Ende der Woche. Es wird wirklich schön.

Stephan Jäger: "Die Lust auf Olympia ist riesig"

Golf Post: Wie groß ist die Lust bei Olympia dabei zu sein?

Stephan Jäger: Riesig natürlich! Ich habe es noch nie gespielt. Ich hatte in Tokio eine Chance, war dann in meiner Saison noch nicht so richtig drin und musste zu Hause bleiben. Aber du kriegst das Feeling schon rein, wenn du so reinfliegst und es sind überall die Olympischen Spiele. Du schaust die letzte Woche im Fernsehen, ob das jetzt Gymnastik ist oder Schwimmen. Das sind die Sportarten, die ich viel anschaue bei Olympia.

Da bekommst du dieses Feeling schon rein, erst recht, wenn morgen das Turnier losgeht. Vielleicht haben wir mal Zeit am Nachmittag in das Olympische Dorf zu fahren, andere Sportarten anzuschauen, das wäre schon sensationell. Und natürlich Paris. Paris ist natürlich auch etwas Schönes. Ich habe meine Frau dabei und hoffentlich haben wir ein bisschen Zeit auch mal schön essen zu gehen und vielleicht das Louvre anzuschauen. Wir werden sehen.

Golf Post: 60 Spieler sind beim Golfturnier bei Olympia 2024 in Paris dabei. Rein von den Fakten her ist es wahrscheinlich leichter als bei einem PGA-Tour-Event zu gewinnen. Was sind Deine Ziele?

Stephan Jäger: Das Ziel ist auf alle Fälle eine Medaille. Ich habe die letzten Monate nicht so konstant gespielt, wie ich das will. Aber für mich ist es eine super Woche, um ein bisschen Momentum zu kriegen. Mit 60 Spielern hast du weniger, die du schlagen musst, aber es sind die besten der Welt. Aber gegen die spiele ich jede Woche. Wir werden unser Bestes geben diese Woche und spielerisch fühlt es sich besser und besser an. Ich hoffe, dass das von meinem Gefühl her auch weiterhin besser wird und dass die Woche für mich und in den Playoffs [auf der PGA Tour; Anm. d. Red.] auch noch so weitergehen.

Golf Post: Gibt es denn etwas bei dem Platz, worauf es speziell ankommt?

Stephan Jäger: Ich habe jetzt nur neun Löcher gesehen, aber so ein bisschen was sieht man schon. Das Rough ist nicht so hoch, aber du musst schon an den richtigen Seiten verfehlen, weil es viel Wasser gibt, auch viele tiefe Bunker und da musst du schon vorsichtig sein, wenn du mal einen schlechten Schlag machst, dass der auf der richtigen Seite landet.

Auch die zweiten Schläge sind super wichtig, weil es ist überall Wasser, diese Run-Offs um die Grüns, die riesigen Grüns selbst mit verschiedenen Slopes und alles mögliche. Die sind so groß, die könnten ungefähr 20 Fahnenpositionen haben. Das ist schwierig herauszufinden. Normalerweise, wenn ich zu einem Turnier kommen, weiß ich ungefähr, wo die Fahnen sind. Hier hast du überhaupt keine Ahnung. Ich glaube, Ball-Striking ist schon ziemlich wichtig diese Woche.

Stephan Jäger über das Olympische Dorf

Golf Post: Du hast dich gegen das Olympische Dorf entschieden. Warum?

Stephan Jäger: Die lassen meine Frau nicht rein. Ich bin immer einer, der das gerne mit meinen Liebsten teilen will und die dabei haben will. Mein Sohn ist jetzt nicht dabei, weil das wäre nochmal eine ganz andere Sache gewesen, aber meine Frau habe ich gerne dabei und die lassen uns da gemeinsam nicht rein. Das verstehe ich auch, aber ich werde auf alle Fälle mal hinfahren und mir das deutsche Haus mal anschauen und alles mögliche.

Wenn ich 15 Jahre jünger und Single wäre, wäre es etwas anderes, aber ich habe ein Kind und eine Frau, das ist für mich wichtiger, die dabei zu haben und mich wohl zu fühlen, mit ihr mal schön essen zu gehen. Ich meine, wir sind hier in Paris, da kann man schon mal ein bisschen was machen. Die meisten Olympioniken sind zwischen 18 und 25. Es gibt nicht viele, die verheiratet sind mit Kindern. Viele, die es sind, haben die auch dabei und sind dann in Hotels oder Häusern. Klar, wäre es eine coole Sache gewesen, aber da sind wir jetzt vorbei im Leben.

Golf Post: Tommy Fleetwood hat vorhin in der Pressokonferenz gesagt, was er aus dem olympischen Dorf mitnimmt sei, was für krasse Athleten da rumlaufen und dann schaue er an sich runter und fragt sich, 'bin ich hier überhaupt richtig'? Wie fühlt sich das für dich als Golfer bei den Olympischen Spielen an?

Stephan Jäger: (lacht) Wir sind halt andere Athleten. Es ist nicht so körperlich wie Judo oder die ganzen Leichtathletik-Jungs und -Mädels - die sind alle beieinander. Es ist unglaublich. Aber wenn jetzt einer so ein riesiger Klotz ist und versucht, einen Golfball zu schlagen, das schaut wahrscheinlich auch nicht so gut aus. Jeder hier ist Athlet in seiner eigenen Sportart. Wenn du einen Bogen schießt oder Curling spielst im Winter, da kannst du vom Körper her groß, klein, dick, dünn sein - ist egal. Andere haben diesen Touch halt nicht. Und davon haben wir im Golfsport viel.

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