Der erste Tag des Golfturniers bei den Olympischen Spielen von Paris endete mit gemischten Ergebnissen für die deutschsprachigen Spieler. Während Sepp Straka und Matti Schmid nicht allzu weit hinter der Spitze liegen, erwischte Stephan Jäger keinen guten Start. Joel Girrbach liegt im Mittelfeld. Golf Post Chefredakteur Tobias Hennig berichtet vom Le Golf National, wo er täglich Spieler, Trainer und Funktionäre spricht. Zudem gibt er Einblicke in die Geschehnisse und Atmosphäre vor Ort.
Insights vom Golfturnier der Olympischen Spiele 2024
Golf Post: Wie sind die Auftaktrunden der deutschsprachigen Spieler zu bewerten?
Tobias Hennig: Sie sind sehr unterschiedlich zustande gekommen und daher auch ganz unterschiedlich zu bewerten. Während Sepp Straka mit einer starken Back Nine und einem abschließenden Birdie sehr zufrieden sein kann, nachdem er auf der Front Nine sein Spiel noch nicht gefunden hatte, war die drei unter von Matti Schmid eher ärgerlich. Zwar trennt die beiden nur ein Schlag, doch Schmid lag schon bei sechs unter Par und leistete sich dann ein Doppelbogey auf der 15 und ein Bogey auf der 18. Das hätte bei dem einen also ein deutlich tieferer und bei dem anderen unter Umständen ein deutlich höherer Score werden können.
Stephan Jäger kam natürlich alles andere als gut vorbereitet ins Turnier und das ist im gleich beim ersten Abschlag auf die Füße gefallen, indem er und sein Caddie sich für den falschen Schläger entschieden haben. Das wäre nicht passiert, wenn er auch die ersten Neun in einer Proberunde gespielt hätte. Er wirkt zuweilen sehr hastig in seinen Aktionen und es vergehen zwischen Aufteen des Balles und dem Schlag teilweise nur wenige Sekunden. Zwar ist das durchaus sein Spiel, wie mir der Bundestrainer sagte, aber vielleicht wäre etwas mehr Ruhe auf einem unbekannten Platz förderlich.
Joel Girrbach, der hier sicherlich zu den absoluten Außenseitern gehört, hat eine ordentliche Runde abgeliefert und mitten in der Verlosung. Allerdings hatte er mit seiner späten Startzeit etwas Pech, denn als die Runde wegen Gewitters in der Nähe zwei Stunden unterbrochen und der Platz geräumt wurde, war er erst an der 16. Die meisten anderen hatten da schon Feierabend.
Golf Post: Wie war die Atmosphäre am ersten Tag des Golfturniers bei Olympia 2024?
Tobias Hennig: Überragend! Der Medienchef der International Golf Federation, die die Presse betreut und organisiert, sagte mir, dass 30.000 Menschen am ersten Tag auf den Le Golf National gekommen seien. "Viel mehr als erwartet!", freute er sich. Und auch die Spieler waren zum einen überrascht, zum anderen begeistert. Ob Sepp Straka, Min Woo Lee, Stephan Jäger oder Rory McIlroy - alle waren glücklich darüber, dass Golf bei Olympia 2024 so toll angenommen wird. Auch ich hatte ehrlich gesagt keine Erwartungen an das Zuschaueraufkommen. Die Franzosen haben beim allerersten Abschlag am Morgen von Victor Perez aber richtig Alarm gemacht und auch sonst die Atmosphäre ordentlich angeheizt. Es sind auch unheimlich viele deutsche Fans mit Trikots, Deutschland-Shirts und -Fahnen auf der Anlage. Es ist wirklich toll, dass sich Golf als Zuschauersport präsentiert.
Ich habe auch mit zwei deutschen Zuschauern gesprochen, die wegen anderer Sportarten nach Paris gekommen sind, doch heute keine anderen Tickets ergattern konnten. Dann haben sie sich für Golf entschieden und es nicht bereut, wie sie mir verrieten. Auch wenn sie nicht ganz regelfest waren, waren sie von der Stimmung und den Athleten schnell eingenommen. Ich bin begeistert, dass sich Menschen im Rahmen der Olympiade auf Golf einlassen, obwohl sie noch nie etwas mit diesem Sport zu tun hatten. Gut, dass Golf olympisch ist! Das findet übrigens auch der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten. Michael Phelps, der im Schwimmen 23 Goldmedaillen gewann, war heute live dabei und unterstützte natürlich vor allem seine amerikanischen Landsleute.
Golf Post: Wieso postet Golf Post keine Bilder oder Videos vom Golfturnier auf Instagram oder Facebook?
Tobias Hennig: Das ist den Rechteinhabern an Bewegtbildern bzw. Bilder vorbehalten. Ich darf zwar fürs private Archiv Fotos oder Videos mit dem Handy machen. Doch sollte ich davon etwas veröffentlichen, droht mir der Ausschluss. Und das möchte ich keinesfalls riskieren. Das IOC ist da extrem streng. Wir dürfen nur die Bilder benutzen, die uns lizensierte Agenturen zur Verfügung stellen. Ich bedaure das sehr, denn wir könnten noch so viel mehr Eindrücke und Emotionen transportieren. So können wir nur die Bilder posten, die wir von den Agenturen bekommen. Das geschieht natürlich zeitversetzt und lässt sich auf der Runde nicht nebenbei am Handy regeln. Damit ist ein zeitnahes und unmittelbares Posten nicht möglich. Heute wurde ein Fotograf rausgeschmissen, weil er sich nicht an die Regeln gehalten hat, die für das Bewegen innerhalb der Ropes gelten. Man lässt also besser Vorsicht walten!