Mit einer Auftaktrunde, die nicht nach Maß lief, ist Stephan Jäger ins Golfturnier bei Olympia 2024 in Paris gestartet. Der Münchner, der seit vielen Jahren in den USA lebt, leistete sich gleich am ersten Abschlag eine Fehlentscheidung. Mit dem Driver schlug der 35-Jährige nicht den erwarteten Cut, sondern schnurgerade, sodass der Ball ins Wasser ging. Kaum ein anderen Spieler benutzte am ersten Tee den Driver, denn dann kommt das Wasser, das gerade vor dem Abschlag liegt, ins Spiel, sofern die gewünschte Flugkurve nicht kommt.
Im Verlauf der ersten Runde spielte sich Jäger bei seinem Olympia-Debüt auf dem Le Golf National in Versailles aber wieder unter Par, bis er an der 15 erneut ins Wasser schlug. Dasselbe Loch war bereits Matti Schmid zum Verhängnis geworden und auch Jäger kassierte nun ein Doppelbogey, welches ihn auf eins über Par zurückwarf. Immerhin konnte er im Anschluss direkt wieder auf Even Par stellen, was er dann auch ins Clubhaus brachte. Auf die Stimmung war Jäger seine mäßige Runde bei sehr guten Bedingungen nicht geschlagen. Er zeigte sich über die Olympia-Erfahrung und die Stimmung unter den Zuschauerinnen und Zuschauern hocherfreut. Seinen Fauxpas an der Eins nahm er mit Galgenhumor.
Stephan Jäger bei Olympia 2024 im Interview
Golf Post: Wie fällt dein Fazit des ersten Olympischen Tages aus?
Stephan Jäger: Ich sage euch, der erste Abschlag war sensationell. Dann haben die auch noch wie bei der Leichtathletik gewunken. [die Ball-Spotter winkten, weil Jägers Ball im Wasser gelandet war]. Es war super geil auf alle Fälle. (lacht)
Golf Post: Aber strategisch nicht ganz perfekt, oder?
Stephan Jäger: Ich habe ja die ersten Neun noch nicht gespielt. Also ich habe zu meinem Caddie rübergeschaut. Ich habe gesagt, 'guter Schläger'. Ich habe eigentlich okay gespielt. Ein paar kurze Putts nicht reingemacht. Ein paar Up-and-Downs nicht gemacht, die ich normalerweise machen sollte. Die letzten paar Löcher aber gut gekämpft. Es ist keine gute Runde, aber es ist auch nicht super schlecht. Da kann man mit ein drei guten Runden wieder reinkommen.
Golf Post: Du bist optimistisch, dass du den Platz jetzt besser kennst?
Stephan Jäger: Ich weiß, dass ich keinen Driver schlagen sollte an der Eins. Das weiß ich auf alle Fälle.
Golf Post: Soweit ich es mitbekommen habe, hat im Feld niemand außer dir an der Eins den Driver geschlagen.
Stephan Jäger: Ja, nur ich. (lacht) Da hat sich mein Caddie auch entschuldigt. Ich glaube, er hat mir gesagt, er hätte gedacht, es ist ein bisschen mehr Gegenwind. Ich spiele einen kleinen Cut und das hat mir vom Wind her eigentlich gepasst. Aber ich habe halt einen Geraden geschlagen und normalerweise gehen Gerade dann nochmal weiter. Aber als ich dann da hochgegangen bin, dann habe ich das schon gesehen, das war zu viel Schläger. Es war ein Fehler, aber ich habe den gut ausgebügelt auf den nächsten Löchern.
Golf Post: Und dann kam die 15...
Stephan Jäger: Ja genau, die 15... Ich habe einen schlechten Schlag gemacht. Die Nummer war eigentlich okay. Ich bin so ein bisschen rausgekommen und der Ball ist dann kurz rechts ins Wasser. Wir haben uns links von der Fahne hingestellt, aber es war einfach ein schlechter Schlag am falschen Loch und dieser Platz ist so, dass wenn du einen falschen Schlag machst an einem falschen Loch, dann kannst du schnell mal ein Doppelbogey reinbekommen. Aber wie gesagt, insgesamt habe ich eigentlich ganz gut gespielt. Wenn noch ein paar Putts reinfallen und ich ein paar Up-and-Downs mache, bin ich vier, fünf unter und das ist eine gute Runde. Aber das ist im Golf halt immer so, wenn was gewesen wäre...
Golf Post: Wie ist das olympische Gefühl?
Stephan Jäger: Wie gesagt, der erste Abschlag war sensationell. Ich habe nicht gedacht, dass so viele Leute rauskommen, weil es natürlich doch schon weit weg ist von Paris. Aber da waren ja bestimmt tausend Leute am ersten Abschlag. Es war ein super Feeling, die deutsche Flagge da auf dem Bag und am Shirt zu haben. Das war schon sensationell.
Golf Post: Alle, ob Österreicher, Australier oder Deutsche, sagen, dass niemand so viele Leute beim Olympischen Golfturnier erwartet haben. Wie kommt das?
Stephan Jäger: Ich glaube, als Golfer sind wir nicht mit Golf bei Olympia aufgewachsen. Wenn ich an Olympische Sommerspiele denke, ist das Schwimmen, ist das Leichtathletik, sind das andere Sportarten. Klar, Europa liebt Golf und es anzuschauen liegt auch nahe.