"Er war einfach viel zu gut für seine Konkurrenz." - Ross Goodner in seinem Buch Golf’s Greatest über Young Tom Morris
Young Tom Morris, geboren am 20. April 1951 in St. Andrews und nur 24 Jahre später am 25. Dezember 1975 verstorben, war wohl einer der besten Golfer aller Zeiten, ohne Frage aber der beste Golfer seiner Zeit. Als zweiter Sohn des großartigen Old Tom Morris, der Pionierarbeit in sämtlichen Bereiches des Spiels leistete und als Vater des modernen Golfsports gilt, kam von klein auf mit dem Spiel in Kontakt und meisterte es wie kaum ein anderer.
Viele Privilegien in jungen Jahren
Bereits in jungen Jahren zog Young Tom Morris vom "Home of Golf" St. Andrews nach Prestwick. Grund dafür war sein Vater, der dort als Greenkeeper einen neuen Golf Club mit aufbaute. Aufgrund des Erfolgs und Arbeitseifers von Vater Old Tom Morris wurde die Familie Morris immer wohlhabender. Somit hatte Young Tom Morris die Möglichkeit, an der renommierten "Ayr Academy" zu lernen, wo er von wohlhabenden Geschäftsleuten unterrichtet wurde.
Auch in seiner golferischen Ausbildung genoss Young Tom Morris bereits in jungen Jahren zahlreiche Privilegien. Im Prestwick Golf Club, in dem sein Vater als Greenkeeper und professioneller Golfspieler tätig war, streifte er bereits im Kindesalter über die Bahnen und lernte das Golfspielen von seinem Vater. Den in dieser Zeit üblichen Ablauf, sich erst als Caddy und Schlägermacher beweisen zu müssen, bevor man selbst Golf spielen durfte, musste er nicht durchlaufen. Young Tom Morris übersprang diese beiden Stufen und griff direkt zum Schläger.
Bereits mit zwölf Jahren versprühte Young Tom Morris sein Charisma
Seinen ersten überlieferten öffentlichen Auftritt auf der großen Golfbühne hatte Young Tom Morris mit zwölf Jahren. Gemeinsam mit seinem Vater reiste er im April 1864 nach Perth, um an seinem ersten Golfturnier, der Perth Open, teilzunehmen. Die Veranstalter kamen den Plänen des jungen Toms und seines Vaters allerdings in die Quere, denn aufgrund "seiner engen väterlichen Bindung mit dem Spiel" verwehrten sie ihm die Teilnahme am Amateur-Bereich des Turniers und auch bei den Profis durfte er aufgrund seines jungen Alters nicht teilnehmen. Stattdessen schlugen die Organisatoren vor, einen Wettkampf zwischen Young Tom Morris und William Greig, der damals als der beste Jugendspieler seiner Region galt, zu organisieren. Der junge Tom willigte ein und der Wettkampf dieser zwei Jugendlichen überstrahlte das eigentliche Turnier bei Weitem. Young Tom zeigte sein Können und verzauberte die Massen mit seinem unvergleichlichen Stil. Zahlreiche Zuschauer verfolgten ungläubig das legendäre Duell der beiden Kontrahenten, der Score von Young Tom Morris hätte auch bei den Profis für den Sieg genügt.
"theguardian.com" veröffentlichte einen zeitgenössischen Bericht einer Lokalzeitung, der die Magie von Young Tom Morris beschreibt. Darin hieß es:
"Aber das vielleicht interessanteste Spiel des Tages war das zwischen Master Morris, dem Sohn des gefürchteten Old Tom Morris, und Master William Greig, wie es scheint, der jugendlichen Golf-Berühmtheit von Perth. Sie sind wirklich wunderbare Spieler für ihr Alter, alle beide. Wir hatten keine Ahnung, dass das sehr junge Perth einen so tüchtigen Golfspieler wie Herrn Greig hervorbringen könnte. Er spielte mit erstaunlicher Sauberkeit und Präzision, aber die Ehre des Tages gilt seinem Konkurrenten. Master Morris scheint zum Golfspielen geboren und gezüchtet worden zu sein. Er wurde in die Gestalt eines Golfers gegossen und spielt mit all der Beständigkeit und Sicherheit seines Vaters."
Der jüngste Open Champion aller Zeiten
Weniger als ein Jahr nach diesem glorreichen Ereignis in Perth schrieb Young Tom Morris ein weiteres Mal Geschichte. In einem Freundschaftsmatch trat er in St. Andrews gegen seinen Vater an und gewann: Mit gerade einmal 13 Jahren überflügelte der junge Tom den amtierenden Open Champion. Dadurch war für Young Tom Morris der Weg frei, in die Fußstapfen seines "alten Herren" zu treten und er nahm 1865 erstmals an der Open Championship teil. Jedoch verlief sein erstes Mal miserabel, er schied vorzeitig aus dem Turnier aus. Im nächsten Jahr wagte er dann seinen nächsten Anlauf und beendete die Open Championship 1866 auf dem neunten Platz, 18. Schläge hinter dem Erstplatzierten. Weiter munter an seinem Spiel arbeitend, erreichte er im Jahre 1867 nationale Berühmtheit. Er gewann ein prestigeträchtiges Turnier in Carnoustie und beendete die Open Championship auf dem vierten Platz - mit gerade einmal 16 Jahren. Siegreich war in diesem Jahr sein Vater Old Tom Morris.
1868 war es dann soweit. Young Tom Morris übernahm das Zepter von seinem Vater und gewann zum ersten Mal die Open Championship. Als 17-Jähriger gelang ihm dieses einmalige Kunststück, bis heute ist er der jüngsten Open-Championship-Sieger aller Zeiten. Auf dem zweiten Rang landete sein Vater. Vater und Sohn auf Platz eins und zwei eines Majorturniers - ebenfalls einmalig und bis heute unerreicht.
Die Ära des besten Golfer des 19. Jahrhunderts
In den folgenden Jahren dominierte Young Tom Morris die Golfturniere nach belieben. Ein Jahr nach seinem ersten Sieg bei der Open Championship gelang ihm das erste Hole-in-One in der Geschichte der Majorturniere. Am achten Loch des Prestwick Golf Clubs versenkte Young Tom Morris im Zuge der Open Championship 1869 den Ball vom Abschlag aus im Loch und ebnete somit seinen Weg zur Titelverteidigung. Der Sieger der Open Championship erhielt zu dieser Zeit noch einen Championship-Gürtel und die Regularien sahen vor, dass ein Spieler der das Turnier in drei aufeinanderfolgenden Jahren gewinnt, den Gürtel behalten darf. Somit ging es für Young Tom Morris 1870 um den Championship-Gürtel und er dominierte seine Konkurrenz erneut nach belieben und gewann. Er schrieb Geschichte, der Gürtel aus rotem marokkanischen Leder mit silberner Schnalle wurde zu seinem Eigentum und die Open Championship brauchte eine neue Trophäe.
Im darauffolgenden Jahr 1971 musste die Open Championship ausfallen, denn es fehlte eine Trophäe. Erst 1972 wurde das Turnier fortgesetzt, mit dem Pokal, den es bis heute bei der Open Championship zu gewinnen gibt - dem Claret Jug. Und welcher Name sollte 1972 der erste sein, der auf dem Claret Jug Platz fand? Natürlich der Name von Young Tom Morris, der das Turnier zum vierten Mal in Folge gewann - bis heute unerreicht.
Sein Spiel galt als vollkommen. Besonders, wenn er in Form war, sein bestes Golf abrief, zeigte er keine Schwächen. Er hatte ein kraftvollen Abschlag und war wohl der beste Putter seiner Zeit. Ein Golfhistoriker schrieb sogar, dass Morris weniger kurze Putts verpasste als jeder andere Spieler, den er je gesehen hatte. Er war seiner Zeit voraus. Ross Goodner schrieb in seinem Buch "Golf’s Greatest" über Young Tom Morris: "Er war einfach viel zu gut für seine Konkurrenz."
Der tragische, frühe Tod des Young Tom Morris
Im Jahre 1874 schien es so, als würde Young Tom Morris als bester Spieler seiner Zeit auch sein privates Glück finden. Er heiratete in jenem Jahr seine große Liebe Margaret Drinnen, sie erwarteten sogar ein gemeinsames Kind. Doch das Schicksal nahm ein Jahr nach der Hochzeit eine tragische Wendung. Während Young Tom Morris gemeinsam mit seinem Vater auf dem Golfplatz war, starben seine Frau und sein Kind bei der Geburt. Als Vater und Sohn davon erfuhren, eilten sie nach Hause, doch jede Hilfe kam zu spät. Young Tom Morris kam über diesen Schicksalsschlag nicht hinweg und verstarb nur wenige Monate später an einer Lungenblutung am ersten Weihnachtsfeiertag 1975 mit nur 24 Jahren.