"Ein Ziel ist nicht dasselbe wie ein Wunsch, und dies ist eine wichtige Unterscheidung, die es zu treffen gilt. Man kann einen Wunsch haben, den man nicht zu erfüllen beabsichtigt. Aber Sie können kein Ziel haben, auf das Sie nicht hinarbeiten wollen." - Old Tom Morris
Old Tom Morris, am 16. Juni 1821 als Thomas Mitchell Morris im "Home of Golf" St. Andrews geboren und am 24. Mai 1908 ebenfalls in St. Andrews verstorben, leistete Pionierarbeit in verschiedenen Bereichen des Golfsports und gilt, obwohl es vor ihm schon Formen des Golfsports auf der schottischen Insel gab, als Vater des großartigen Spiels, welches wir bis heute praktizieren und lieben.
Pionierarbeit als Golfballmacher und Greenkeeper
Nachdem er die Schule erfolgreich absolviert hatte, ging er 1837 bei Allan Robertson, der unter Golf-Historikern als der erste professionelle Golfspieler aller Zeiten gilt, in die Lehre und arbeitete zwölf Jahre für ihn. Gemeinsam tüftelten sie unter anderem an Golfbällen und Morris reicherte in dieser Zeit einen enormen Wissensschatz über die verschiedenen Facetten des Spiels an. Auch auf dem Platz bildeten die beiden ein unschlagbares Duo: Überlieferungen zufolge verloren die beiden kein einziges Spiel, wenn sie als Team gegen andere Golfer antraten. Da es zu dieser Zeit noch keinen professionellen Turniersport gab, war es für Golfer üblich, in privaten Wettspielen um Geld gegeneinander anzutreten.
1849, nach zwölf Jahren erfolgreicher und enger Zusammenarbeit, kam es dann zum Zerwürfnis zwischen Old Tom Morris und Allan Robertson. Morris erkannte das Potential darin, Golfbälle aus dem kautschukartigen Guttapercha herzustellen, denn dadurch ließen sich große Stückzahlen an Bällen industriell herstellen. Allan Robertson hingegen, ein Golfballmacher der alten Schule, misstraute der neuen Technik und hielt an den gewöhnlichen, aus Federn hergestellten Featherie-Golfbällen fest.
Tom Morris zog es in Folge dieses Dissens nach Prestwick. Eine neue Aufgabe als Greenkeeper eines neu eröffneten Golfclubs wartete dort auf ihn. Diese Zeit nutzte er, um sich tiefer als jeder andere vor ihm mit der Kunst und Wissenschaft des Greenkeepings zu befassen. Er führte die Idee des Topdressing - also dem Besanden der Plätze - ein, revolutionierte die Arbeit des Greenkeepers und trug maßgeblich zur Standardisierung der Länge eines Golfplatzes auf die bis heute geltenden 18 Löcher bei.
Der Ruf der Heimat: Die Legende von St. Andrews
1865 ereilte ihn dann der Ruf seiner Heimat. Ohne zu zögern heuerte er im "Royal and Ancient Golf Club" in St. Andrews an und blieb dort bis zu seinem Rückzug aus dem Golfgeschäft im Jahre 1904. Neben seinen zu dieser Zeit bahnbrechenden Erkenntnissen im Bereich des Greenkeepings, mit denen er dem R&A leidenschaftlich diente, eröffnete er eine Schlägerwerkstatt in unmittelbarere Nähe zum 18. Grün in St. Andrews. Diese hat bis heute Bestand und gilt mittlerweile als der älteste Golf-Shop des gesamten Globus.
Sein Einfluss im "Royal und Ancient Golf Club" wuchs stetig und mit seinem über 40 Jahre langen, unermüdlichen Engagement zementierte er seinen Legendenstatus in St. Andrews. Das 18. Grün trägt bis heute den Namen des großartigen Old Tom Morris. Aber auch außerhalb Schottlands lebt die Erinnerung an ihn auf ewig fort. "Durch seine freundliche, aber dennoch fähige und sanfte Natur wurde er schon viele Jahre vor seinem Tod als der authentische "Grand Old Man of Golf" verehrt. Für Generationen von Menschen auf der ganzen Welt waren sein Name und sein Bild der Inbegriff des Spiels.", schrieb James K. Robertson in seinem Buch "St. Andrews, Home of Golf" über den legendären Old Tom Morris.
Old Tom Morris: Der Dominator der frühen Open Championship
Als Spieler dominierte Old Tom Morris die frühe Open Championship. Bei der Erstaustragung des Turniers im Jahre 1860 in Prestwick, wo er zu dieser Zeit noch als Greenkeeper tätig war, musste er sich zwar noch mit dem zweiten Platz hinter Willie Reed begnügen, in den folgenden Jahren gelang es ihm aber ganze vier Mal das Turnier siegreich zu beenden. In den Jahren 1861, 1862, 1864 und 1867 feierte Old Tom Morris seine Open-Championship-Siege. Beendet wurden seine erfolgreichen Jahre dann ausgerechnet von seinem eigenen Sohn "Young Tom Morris", der bei seinem ersten Triumph 1868 gerade einmal 17 Jahre alt war. Er dominierte auch die nächsten drei Austragungen der Open Championship nach belieben und gewann das Turnier vier Mal in Folge.
Old Tom Morris nahm von 1860 bis 1895 bei jeder Open Championship teil, ist mit seinem Erfolg 1867, damals als 46-Jähriger, bis heute der älteste Gewinner in der Geschichte des Turniers und hielt über ein Jahrhundert den Rekord für den Triumph, mit dem größten Vorsprung vor dem Rest des Feldes, denn im Jahre 1862 düpierte Old Tom Morris seine Konkurrenz mit einem 13-Schläge-Vorsprung. Diesen Rekord brach Tiger Woods allerdings im Jahr 2000 mit einem Vorsprung von 15 Schlägen auf den Zweitplatzierten.
Sein Spiel wird als unspektakulär beschrieben. Es zeichnete sich durch einen langsamen aber äußerst geschmeidigen Golfschwung aus und bestach vor allem durch seinen unbändigen Ehrgeiz und seiner geringen Anzahl an Fehlern. Als einziges Makel wird häufig sein Spiel mit dem Putter genannt. Er entwickelte über die Dauer seines Lebens die Krankheit Yips, die zu unkontrolliertem Muskelzucken führt und verlegte auch deswegen häufig kurze Putts. Einer Anekdote zu Folge erreichte ihn einst sogar ein Brief, in dem in der Adresszeile nur folgender Satz stand: „The Misser of Short Putts, Prestwick“.
Der Vater der Golfplatzarchitektur
Ab dem Jahr 1875 revolutionierte Old Tom Morris die Golfwelt als Architekt. Berichten zufolge soll es zu diesem Zeitpunkt weltweit nicht mehr als 50 Golfplätze gegeben haben, die meisten davon waren in Schottland. Morris nahm sich des Problems an und designte Zeit seines Lebens 35-70 Plätze, genauer lässt sich die Anzahl seiner Golfplätze nicht bestimmen. Bis er sich Anfang des 20. Jahrhunderts zur Ruhe setzte, waren Golfplätze rund um den Globus verteilt. Er sorgte für eine faire Bezahlung der Golfplatzarchitekten, entwickelte Technologien und Techniken, die den Bau von Golfplätze erleichterten und erbaute die ersten Inlands-Plätze, denn vor ihm wurde Golf nur an den Küsten gespielt. Das Besanden von Grüns und Fairways stammt von ihm und er entwickelte Locheinsätze, die eine einheitliche Größe der Löcher garantieren. Er legte auch in diesem Bereich die Grundlagen des modernen Golfsports - leistete wahrlich Pionierarbeit.
Dabei unterschied sich seine Arbeit als Golfplatzarchitekt stark von dem, was heutzutage zu den Aufgaben der weltbekannten Architekten gehört. Er entwickelte die Plätze nicht am Reißbrett, einer seiner wichtigen Designgrundsätze war das Anpassen des Golfplatzes an das gegebene Gelände. Dies war auch den mangelnden Möglichkeiten geschuldet: Maschinen und Technologien für aufwändige Umbauarbeiten waren schlicht nicht verfügbar. Oft kreuzten sich sogar Fairways, auch Spielbahnen wurden nicht voneinander abgegrenzt. Die Golfkurse von Old Tom Morris erinnerten teilweise an frei zugängliche Parkanlagen.
Zwar ist kein Kurs mehr so vorhanden, wie ihn der Pionier der Golfplatzarchitektur damals angelegt hat, der Einfluss des Großmeisters ist allerdings bis heute noch auf einigen der bekanntesten Plätze der Welt zu erkennen. Der Championship Course in Carnoustie, der Old und der New Course in St. Andrews und der Royal Portrush Golf Club - um nur einige zu nennen - tragen bis heute die Handschrift und den Geist von Old Tom Morris.
Old Tom Morris: St. Andrews bis zur letzten Sekunde
Familiär musste Old Tom Morris über sein Leben einige Schicksalsschläge verkraften. Sein erster Sohn starb im Jahre 1950 im Alter von vier Jahren, sein zweiter Sohn, der legendäre "Young Tom Morris", verstarb im Dezember 1975 in Folge einer Familientragödie mit gerade einmal 24 Jahren, nachdem er die Open Championship in vier aufeinanderfolgenden Jahren gewann. Nur der dritter Sohn überdauerte das Leben seines eigenen Vaters, der dieses bis zur letzten Sekunde dem Golfsport widmete. Er starb, nachdem er im Clubhaus des New Golf Club in St. Andrews eine Treppe hinuntergefallen war.
Feedback
Feedback geben