"Entspanntheit, ergänzt um einige notwendige Grundprinzipien, ist die Grundlage dieses großartigen Spiels." - Harry Vardon
Harry Vardon - am 9. Mai 1870 auf Jersey, einer Kanalinsel kurz vor der französischen Küste im Ärmelkanal, geboren und am 20. März 1937 in England verstorben war einer der frühen Superstars des Golfsports, gewann die Open Championship bis heute unerreichte sechsmal und ist noch heute einer der berühmtesten Golfer der britischen Insel.
Sein Weg von Jersey auf die große, britische Insel
Als Sohn eines britischen Vaters und einer französischen Mutter kam Harry Vardon mit 7 Jahren nur durch einen Zufall zum Golf. Denn die kleine beschauliche Insel Jersey bot die perfekten Voraussetzungen für einen Golfplatz und so kam es, dass in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ein solcher erbaut wurde. Dort arbeitete erst als Caddie, bis ihn die Leidenschaft packte und er selbst zum Schläger griff. Trainerstunden nahm er nie, er näherte sich gemeinsam mit seinen Freunden durch leidenschaftliche Experimentierfreude dem vollkommenen Spiel an. Schon damals brachte er sich den mühelosen, aufrechten Schwung bei, der ihm für den Rest seines Lebens diente und ihn ausmachte.
Seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Tom, den das Golf-Fieber in jungen Jahren noch stärker packte, zog es dann wenig später nach England, er wollte seinen Traum verwirklichen, als Golfprofi Geld zu verdienen. Im Frühjahr 1890, nachdem Harry am Beispiel seines Bruders sah, dass sich als professioneller Golfer Geld verdienen ließ, folgte er ihm auf die große, britische Insel. Erst arbeitete er als Greenkeeper, wurde aber innerhalb eines Jahres zum Profi und landete schließlich im Ganton Golf Club in Yorkshire. Zeitzeugen berichteten in dieser Zeit über seinen unvergleichlichen Ehrgeiz und einen Golfschwung, der an ein Uhrwerk im positivsten Sinne erinnerte.
Harry Vardon, die Open Championship und das "große Triumvirate"
Er war sanftmütig und höfflich, entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zum größsten Golf-Superstar seit Young Tom Morris. Seine steigende Reputation lag nicht zuletzt an seinem Erscheinungsbild, denn Harry Vardon stach hervor. Als erster Profi spielte er in Knickerbockers, trug zusätzlich immer schicke Strümpfe, Jackett und Krawatte. 1896 gelang ihm sein Durchbruch. In Gullane gewann er den ersten seiner sechs Open-Championship-Titel, ein bis heute unerreichter Rekord. Im Playoff setzte er sich gegen J.H. Taylor durch, einen seiner beiden großen Konkurrenten. Gemeinsam mit James Braid bildeten die drei das "große Triumvirat" und dominierten den weltweiten Golfsport von Mitte der 1890er bis Mitte der 1910er Jahre. Braid und Taylor gewannen die Open Championship zu dieser Zeit jeweils fünfmal. Diese große Rivalität steigerten das Interesse der Öffentlichkeit am Golfsport enorm.
Seinen zweiten und dritten Open-Championship-Titel feierte er 1898 und 1899. Bei seinem zweiten Triumph bezwang er Willie Park Jr. mit nur einem Schlag Vorsprung. Dieser war so gekränkt über seine Niederlage, dass er Vardon zu einem Match Play herausforderte. Die britische Presse betitelte diese Begegnung als den größten Golfwettbewerb aller Zeiten, tausende Fans aus allen Regionen des Landes reisten an und sogar der Prinz von Wales wohnte dem Match bei. Vardon pulverisierte Park und beendete das Match Play mit einem 11-Loch-Sieg bei noch zehn zu spielenden Löchern. Spätestens nach diesem Triumph galt Harry Vardon als der größte Spieler des Planeten.
Amerika, die US Open und Tuberkulose
In den folgenden Jahren zog es Harry Vardon in die große, weite Welt hinaus. Dreimal reiste er Zeit seines Lebens nach Nordamerika, trat zu verschiedenen Golfturnieren in Kanada und der USA an und spielte in jeder seiner Reisen - 1900, 1913 und 1920 - die US Open. Sofort bei seiner ersten Teilnahme 1900 gewann er die US Open vor John Henry Taylor, seinem Konkurrenten von der britischen Insel und dem zu dieser Zeit amtierenden Open Champion. 1913 verlor er im Playoff gegen einen gänzlich unbekannten 20-jährigen Golfer aus den USA namens Francis Ouimet. Noch heute gilt die US Open 1913 als einer der beeindruckendsten Golfmomente aller Zeiten, in dem Film "Das größte Spiel seins Lebens" wurde diese Geschichte wunderschön aufbereitet. Auch bei seiner letzten US-Open-Teilnahme 1920, mittlerweile 50 Jahre alt, musste er sich trotz zwischenzeitlicher Führung mit dem zweiten Rang zufrieden geben.
Jahre vorher durchlebte Vardon eine schwierige Zeit. 1903, nach seinem vierten Open-Championship-Titel, wurde bei ihm Tuberkulose diagnostiziert. Nach eine langen Zwangspause kehrte er 1910, geheilt aber geschwächt, zurück und gewann die Open Championship in den Jahren 1911 und 1914 zwei weitere Male. Unter anderem gewann er auch die erste Ausgabe der German Open im Jahre 1911.
Golfplatzarchitekt, Buchautor und Erfinder des Vardon-Griff
In den Jahren nach seiner aktiven Karriere, Vardon war aufgrund seiner Ruberkulose-Erkrankung geschwächt, widmete sich Harry Vardon weiterhin dem Golfsport, allerdings in anderer Funktion. Er designte zahlreiche Golfplätze und schrieb Bücher über seinen geliebten Sport. In diesen teilte er seiner Erfahrungen, gab Trainingstipps und philosophierte über den Sport. Über sein gesamtes Leben verspürte Vardon ebenfalls eine große Begeisterung für den Fußball, betrieb es selbst sogar aktiv.
Neben seinen zahlreichen inspirierenden Trainingstipps lebt der Geist des Harry Vardon besonders durch seinen weltberühmten Vardon-Griff bis heute weiter. Nahezu jeder nutz ihn, doch die wenigstens kennen den Erfinder des zu seinen Lebzeiten revolutionären Griffes, bei dem der kleine Finger der rechten Hand auf dem Zeigefinger der linken Hand ruht. Er war seiner Zeit weiter voraus als jeder andere Golfer. Bernard Darwin schrieb über Vardon: "Ich glaube nicht, dass jemand, der ihn in seinen besten Jahren spielen sah, dem widersprechen wird: Ein größeres Genie als er übersteigt jede Vorstellungskraft."
Noch heute wird die "Vardon Trophy" vergeben
Harry Vardon verstarb am 20. März 1937 in London. Neben seinen zahlreichen Errungenschaften Zeit seines Lebens wurde zu Ehren von "Mr. Golf", wie Vardon genannt wird, eine Trophäe ins Leben gerufen. Bis heute erhält der Spieler, der über eine gesamte Saison den niedrigsten Schlagdurchschnitt aufweist, die sogenannte "Vardon Trophy" - sowohl auf der PGA Tour als auch auf der European Tour.