"Mein Gott, er sieht aus, als würde er ein Huhn verprügeln." (Byron Nelson über den Schwung des Schauspielers Jack Lemmon)
In einer Liste der größten Golfer des vergangenen Jahrhunderts geht einer neben Palmer, Jones, Player und Co. etwas unter: Byron Nelson. Doch der US-Amerikaner hat neben seinen etlichen Toursiegen auch fünf Majors gewonnen und eine legendäre Siegesserie aufgestellt.
Nelson wird am 04. Februar 1912 in Waxahachie, Texas geboren. Kenner des Golfsports wissen, was es mit dem Jahr 1912 auf sich hat: Byron Nelson, Sam Snead und Ben Hogen – drei der größten Golfer aller Zeiten erblicken das Licht der Welt. Nelson wächst in einer sehr gläubigen Familie auf. Mutter Madge und Vater John Byron Senior sind Baptisten. Mit elf Jahren bekommt der junge Byron Thyphus und verliert fast die Hälfte seines Körpergewichts. Nach seiner Leidenszeit erlangt er im benachbarten Glen Garden Country Club einen Job als Caddie. "Ich wusste anfangs nichts über einen Caddie, aber es war nicht schwer zu lernen. Die anderen Caddies sahen jedoch nicht gerne neue Caddies, weil das bedeuten könnte, dass sie irgendwann keinen Job mehr bekommen würden“, sagt er später. 1927 kommt es zu einem Turnier zwischen den Caddies im Club, bei dem auch Ben Hogan mitspielt. Nelson bezwingt den sechs Monate älteren Hogan nach einem Neun-Loch-Stechen. Im Teenageralter und in den frühen Profijahren verbindet die beiden trotz Rivalität eine enge Freundschaft. Mit dem frühen Erfolg Nelsons gibt es in der Beziehung der beiden Risse. Hogan, dessen Karriere nicht so steil startet, kann mit dem Erfolg des Kumpels nicht gut umgehen.
Fünffacher Majorchamp
1932 wird Nelson Profi, 1935 bekommt er einen Job als Assistenz-Pro im altehrwürdigen Ridgewood CC in New Jersey. Das Geld ist knapp, Nelson trainiert hart und gewinnt im selben Jahr mit der New Jersey State Open sein erstes Turnier auf der PGA Tour. Im Gegensatz zu Jugendfreund Hogan braucht Nelson nicht viel Anlaufzeit als Professional bei den Großen. 1937 gewinnt Nelson sein erstes Major. Bei der Augusta National lnivitation (heute: The Masters) geht er mit sechs Schlägen Rückstand auf Ralph Guldahl in den finalen Tag. Nelson spielt die Löcher 10 bis 13 in Birdie-Par-Birdie-Eagle, holt Schlag für Schlag auf und besiegt Guldahl mit zwei Schlägen. 1942 folgte ein weiterer Sieg in Augusta. Zudem setzt er sich 1939 bei der US Open durch und triumphiert 1940 und 1945 bei der PGA Championship.
Byron Nelson: Majorsiege | Jahr | |
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Masters | 1937, 1942 | |
US Open | 1939 | |
PGA Championship | 1940, 1945 | |
Anzahl Siege auf PGA Tour | 52 | |
Anzahl weitere Siege | 7 |
Der moderne Golfschwung
Die Golf-Technik Nelsons wird heute als der erste „moderne Golfschwung“ bezeichnet. Der großgewachsene Amerikaner verwendet statt der damals noch weit verbreiteten Hickoryhölzer Stahlschäfte in seinen Schlägern. Da diese deutlich schwerer sind, muss er mehr Kraft aus der Hüfte und den Beinen aufwenden und weniger aus dem Handgelenk. Nelson perfektioniert diese Technik mit Hilfe einer vollen Schulterdrehung und schlägt den Ball effektiver und kraftvoller als bisher. Jack Nicklaus schreibt über Nelson in einem Buch, dass er der „geradeste Golfer war, den er je gesehen hat“. Er gilt bis heute als einer der besten „Ballstriker“ jemals. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Golf-Roboter, der von der USGA und verschiedenen Golffirmen benutzt wird, um Schläger und Bälle zu testen, den Namen „Iron Byron“ trägt
Nelsons sensationelle Serie
Das Jahr 1945 markiert Nelsons erfolgreichstes seiner Profikarriere. Zwischen März und August gewinnt er sensationelle elf Turniere in Folge. Dieses Phänomen geht mit dem Namen „The Streak“ in die Geschichte ein. Insgesamt steht er in diesem Jahr bei 18 von 35 PGA-Tour-Turnieren auf dem ersten Platz - bis heute eine Bestmarke. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand jemals das übertreffen wird, was Byron tat, als er elf Turniere in einem Jahr hintereinander gewann“, machte Arnold Palmer einst deutlich. „The Streak“ wird beendet, als der Amateur Freddie Haas Jr. beim Memphis Invitational siegt und Nelson auf den vierten Platz verweist.
Watsons Trainer
„Lord Byron“, wie er in Anlehnung an den großen englischen Dichter ob seiner charmanten Art getauft wurde, beendet schon im Alter von 34 Jahren seine Vollzeit-Karriere und kauft sich eine Ranch in Texas. Gemeinsam mit seiner ersten Frau Louise, die er 1934 heiratet, lebt er dort. Ein Jahr nach ihrem Tod heiratet er seine zweite Ehefrau, Peggy. Dank seines ungemein hohen Golfschwung Verständnisses ist Nelson nach seiner Karriere ein gefragter TV-Experte und Schwung-Analyst. So analysiert er als einer der ersten überhaupt den Schwung des achtfachen Majorsiegers Tom Watson und wird dessen Trainer. Seit 1968 heißt die Dallas Open "Byron Nelson Golf Classic" und ist das erste PGA Tour Event, das den Namen eines Profigolfers trägt. Bis heute ist das Turnier im jährlichen Turnierkalender vertreten und Nelson gratulierte dem Gewinner bis zu seinem Tod 2006 persönlich am Ende des Finaltages. 1974 wird Nelson in die World Golf Hall of Fame aufgenommen, 1994 erhält er den Old Tom Morris Award - eine der größten Auszeichnungen im Golfsport. Nach seinem Tod erhält Nelson die „Goldene Ehrenmedaille des Kongresses“. Es ist neben der „Medal of Freedom“ die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Am 26. September 2006 im Alter von 94 Jahren verstirbt „Lord Byron“.