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Golf Legenden: Wie eine schüchterne Schwedin zum Weltstar wurde – Annika Sörenstam

25. Mai. 2020 von Eric Effey in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Annika Sörenstam 2003 bei der Bank of America Colonial, als sie bei den Herren auf der PGA Tour mitspielte. (Foto: Getty)

Annika Sörenstam 2003 bei der Bank of America Colonial, als sie bei den Herren auf der PGA Tour mitspielte. (Foto: Getty)

"Ich habe immer meinen Schlägern das Reden überlassen." (Annika Sörenstam)

Annika Sörenstam wird am 09. Oktober 1970 im schwedischen Bro geboren. Papa Tom ist ein Manager beim Technologieunternehmen IBM, ihre Mama arbeitet in einer Bank. Schon als Kind ist Annika eine echte Sportskanone. Fußball, Skifahren, Tennis – überall mischt sie leidenschaftlich mit. Mit zwölf Jahren nimmt Sörenstam zum ersten Mal einen Golfschläger in die Hand, als sie sich mit ihrer Schwester Charlotta einen Satz Eisen teilt. Schnell merkt die zurückhaltende Schwedin, dass Golf ihre Sportart Nummer eins werden könnte und greift bei den ersten Juniorenturnieren an. Doch Sörenstam ist so schüchtern, dass sie durch verschobene Putts absichtlich nicht gewinnt und Zweite wird, um sich einer Sieger-Dankesrede zu entziehen. Sörenstam wird besser und besser und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Mit 17 Jahren wird sie zum schwedischen Golf-Nationalteam eingeladen und krönt sich fünf Jahre später zum World Amateur Champion. Als sie die amerikanischen College-Scouts beeindruckt, bekommt sie einen Studienplatz an der University of Arizona in Tucson und gewinnt dort insgesamt sieben Titel.

Mit Liegestützen zum Erfolg

Doch es muss der nächste Schritt her und Sörenstam entscheidet sich mit 22 Jahren ins Profilager zu wechseln. Nur knapp verpasst sie die Qualifikation zur LPGA Tour und fängt auf der europäischen Ladies European Tour an. Dort wird sie 1993 zum „Rookies des Jahres“ gewählt, nachdem sie vier Mal auf dem zweiten Platz landet. Doch sie hat ein großes Ziel: die LPGA Tour. „Als ich das erste Mal auf Tour kam, spielte ich um Geld. Jetzt spiele ich, um Golfturniere zu gewinnen, und das Geld ist mehr, als ich mir je erträumt hätte“, wird sie später einmal sagen. 1994 ist es dann soweit. Sörenstam wird Mitglied bei den "großen Damen" des Golfsports und kann in der folgenden Saison gleich triumphieren. Doch es ist nicht irgendein Turnier, sondern die US Women’s Open – eines von damals vier Damenmajors. Sie lässt die amerikanische Proette Meg Mallon mit einem Schlag hinter sich und schafft ihren endgültigen Durchbruch in der Golfwelt.

Nur eine Saison später kann Sörenstam ihren Titel bei der US Women’s Open verteidigen und sie durchbricht die Schallmauer von einer Million US-Dollar Preisgeld. Jahr für Jahr gewinnt sie Turniere auf der LPGA Tour, rangiert in den Bestenlisten vorne, doch ein weiteres Major bleibt ihr viele Jahre verwehrt. Aber Sörenstam ist eine Kämpferin, macht unerbittlich weiter, und bringt ihre körperliche Stärke auf ein anderes Level. Sie schnapp sich einen Personal Trainer, feilt mit ihm an einem Trainingsprogramm und arbeitet fünf Mal die Woche an ihrer Fitness. „Geschichten über ihr Training, darunter Liegestütze mit 50 Pfund auf dem Rücken, sind legendär“, schreibt die World Golf Hall of Fame, in die sie 2003 aufgenommen wird.

Durch ihre verbesserte Physis kann Sörenstam ihre Driving-Distanz um satte 18 Meter verbessern und lässt die anderen Proetten die meiste Zeit kurz. Von 2001 bis 2005 dominiert sie das Spiel, wie keine andere. Insgesamt fährt sie in dieser Zeit 43 Siege ein, darunter sieben weitere Triumphe bei Majors. Vergleiche mit Tiger Woods, der bei den Herren zu der Zeit ähnlich erfolgreich ist, werden zuhauf gezogen. Sörenstam ist die erste und bis heute einzige Spielerin, die auf der LPGA Tour eine 59er Runde (-13) auf die Scorekarte bringt. Bei der Standard Register PING 2001 gelingen ihr insgesamt 13 Birdies. Auch beim Solheim Cup ist sie in den Jahren 1994 bis 2007 eine tragende Säule im Team der Europäerinnen und führt sie zwei Mal zum Sieg. 2017 ist sie dann selbst Team-Kapitänin, doch unterliegt ihrer Konkurrentin Juli Inkster und der amerikanischen Mannschaft in Des Moines, Iowa.

Annika Sörenstam: Majorsiege Jahr
ANA Inspiration 2001, 2002, 2005
Women's PGA Championship 2003, 2004, 2005
U.S. Women’s Open 1995, 1996, 2006
Women's British Open 2003
Anzahl Siege auf LPGA Tour 72
Anzahl weitere Siege  21

"Sie ist eine Maschine"

Als die PGA Tour 2003 das Bank of America Colonial austrägt, geht ein Raunen durch die Golfwelt. Als erste Frau seit 1945 nimmt Sörenstam bei einem PGA-Tour-Turnier teil, der Sponsor des Events hat sie eingeladen. Die Meinungsverschiedenheiten zu Sörenstams Auftritt sind groß. Vijay Singh wollte überhaupt erst gar nicht mitspielen, falls er in einem Flight mit Sörenstam spielen müsse: „Ich hoffe sie verpasst den Cut“, machte er deutlich. Doch Sörenstam will es sich und besonders den Kritikern zeigen. „Ich bin neugierig, ob ich bei einem PGA-Tour-Event mithalten kann“, begründet sie die Teilnahme. Trotz ihres verpassten Cuts bei vier über Par, ist das Turnier ein großer Erfolg für die Schwedin. Auch ihr Flightpartner Dean Wilson ist beeindruckt: "Sie ist eine Maschine. Ich habe noch nie mit jemandem über 18 Löcher gespielt, der keinen einzigen Schlag verpasst hat.“

Prioritäten setzen

Nach 15 Jahren im Profigolf verkündet Sörenstam 2008 ihren Rücktritt. Sie wolle sich auf die Familienplanung konzentrieren und ihr Leben ändern. „Colonial war meine Misson“, machte Sörenstam nach ihrem Karriereende deutlich. „Es war mein Weg, meine Reise, und ich hatte das Gefühl, dass die Leute das akzeptieren: 'Hey, sie ist eine Athletin, und sie will besser werden'. Ich habe immer meinen Schlägern das Reden überlassen. Und ich hatte das Gefühl, dass die Leute mich dafür akzeptiert haben." 2009 heiratet sie ihren langjährigen Lebensgefährten Mike McGee und geht ihre zweite Ehe ein, nachdem sie von 1997 bis 2005 mit David Esch verheiratet war. 2009 und 2011 bekommen Sörenstam und McGee gemeinsamen Nachwuchs. Doch ganz weg vom Golfsport ist Sörenstam nicht zu bekommen. Inzwischen betreibt sie eine eigene Nachwuchsakademie, ist Namensgeberin von Turnieren, designt Golfkurse und hat ein Modelabel gegründet. „Meine Prioritäten haben sich geändert“, so Sörenstam.

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