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Golf Post Premium Panorama

Golf im Wandel: „Den Servicestandard erhöhen und die Qualität stärken“

29. Sep. 2020 von Michael F. Basche in Wittenbeck, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Vergnügliche Spielwiese und "vergoldetes" Naturrefugium: Das Ostsee Golf Resort Wittenbeck an der Mecklenburger Bucht. Foto: Ostsee Golf Resort Wittenbeck

Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Die Entwicklung zur Freizeitgesellschaft und die moderne Spaßkultur beeinflussen die Ansprüche an den Golfmarkt und Angebotsausrichtung der Golfanlagen. So einzigartig wie jede Anlage sind auch die Ansätze zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Bei Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer, lesen Sie, wie sich Betreiber und Manager das Spiel in Zukunft vorstellen.

Dieser Tage gab‘s hohen Besuch im Ostsee Golf Resort Wittenbeck: SPD-Altkanzler Gerhard Schröder spielte, speiste und spazierte durch die frische Herbstluft an der Mecklenburger Bucht; weit weg war an diesem Tag das Rumoren um die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2, mit der Schröder als Verwaltungsratsvorsitzender der Projektgesellschaft und als Wirtschaftslobbyist eng verwoben ist.

„Bei uns verbinden sich Sport, Natur, Umweltschutz und ein Tourismusangebot auf höchstem Niveau“, hat Wittenbecks Geschäftsführer Werner Gallas schon zu einem früheren Zeitpunkt über seine Anlage und die Gegend mit dem quirligen Ostseebad Kühlungsborn, der klassizistischen „weißen Stadt am Meer“ Heiligendamm – Deutschlands ältestem Seebad – sowie dem beschaulichen Hinterland gesagt. Das war kurz vor dem Corona-Lockdown, als auch die Golfer sich dem gesellschaftlichen Gemeinsinn unterordnen und die Füße für ein paar Wochen still halten mussten.

Ausfälle durch Corona nicht zu kompensieren

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Golf vor naturbelassener Kulisse: Seit 2012 hält Wittenbeck den Gold-Standard in Sachen "Golf&Natur". Foto: Michael F. Basche

Der herrliche Sommer hat‘s ein wenig wieder herausgerissen. „Wir hatten seit der Wiederöffnung konstant täglich 80 Gäste-Spieler, und wenn uns das Klima auch noch einen goldenen Oktober beschert, dann werden wir sicher ein gutes Greenfee-Jahr haben“, berichtet Gallas und schränkt ein: „Aber die Ausfälle holen wir nicht wieder auf.“

Corona war auf gewisse Weise eine zwar unwillkommene, indes keineswegs völlig überflüssige Belastungsprobe. Vielmehr vielleicht ein – zugegeben heftiger – Warnschuss. Nicht nur, weil man wohl mit Viren und entsprechenden Einschränkungen wird leben müssen. Sondern weil auch extreme Wetterereignisse wie Hitze und daraus resultierende Wasserknappheit oder sintflutartige Regenfälle eine Anlage temporär lahm legen können und sich der Klimawandel längst zu den gesellschaftlichen Herausforderungen addieren, denen der Golfsport letztlich seit dem Jahrtausendwechsel ausgesetzt sind. Für all das gilt es sich zu wappnen, Vorsorge zu treffen, Ressourcen nachzuhalten.

Flexible Modelle und Expertise in der Führung

Ohnehin „müssen sich Golfanlagen auf die Fluktuation ihrer Nutzer einstellen, wenn sie eine Zukunft haben wollen“, so Gallas: „Wer bindet sich heutzutage, vor allem angesichts der Veränderungen in den Arbeitsstrukturen, noch dauerhaft an einen Club?“ Flexible Modelle sind gefragt, um dem Rechnung zu tragen.

Dafür freilich braucht es Leute in der Führung einer Golfanlage, deren Kompetenz sich nicht am Handicap, sondern an der betriebswirtschaftlichen Expertise fest macht. Die überdies andere Schwerpunkte haben: „Marketing, soziale Netzwerke etc.“, führt Gallas an: „Wir müssen begreifen, dass die Jugend in unserer heutigen schnelllebigen Zeit anders denkt und handelt. Man sollte wissen, wie die sozialen Medien ticken und sich fragen: Wie kann ich das nutzen?“ Auch, um den Sport „grundsätzlich interessanter zu gestalten“.

Attraktive Alternativen zu exotischen Exkursionen

Eine Golfanlage muss sich dafür nicht erweitern, nach Ansicht von Gallas jedoch ihren Servicestandard erhöhen und die Qualität stärken, auch oder gerade auf der grünen Wiese, fernab größerer Ballungsräume und Einzugsgebiete. Deshalb hat er sogar während der Corona-Zwangspause noch mal kräftig in den Pflegezustand des 18-Loch-Parcours Eikhof und des 9-Loch-Kompaktkurses Höstingen investiert. „Man muss einiges in die Platzarchitektur stecken, ansonsten hast du im Wettbewerb keine Chance.“ Das gilt gerade jetzt, wo die reiselustigen Golfer nach attraktiven Alternativen zur bislang gepflegten exotischen Exkursion suchen.

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Charmantes Provisorium: Das von grünberankte Container-Clubhaus samt Terrasse ist bald Geschichte. Foto: Michael F. Basche

Irgendwann demnächst schlägt aus diesem Grund auch dem so charmant platzierten, von grünen Ranken eingewachsenen und samt blickspendender Terrasse zur geselliger Gemütlichkeit gereiften Container-Provisorium namens Clubhaus das letzte Stündlein. Investor August Anno Jagdfeld, der mit seiner Entwicklungs- Compagnie Heiligendamm letztlich hinter dem Ostsee Golf Resort Wittenbeck steht, plant an selber Stelle den „Adlon Golf & Country Club“ – halt ein bisschen größer. Auf 10.000 Quadratmetern Fläche sollen ein neues Clubhaus und Ferien-Residenzen entstehen.

Auch der Golfer muss den Wandel akzeptieren

Aber zurück zu den Herausforderungen: Zur gelungenen Interaktion mit dem Markt gehört für Gallas überdies auch, Einsteiger besser zu integrieren, durch Sport-Patenschaften beispielsweise. „Unbenommen der Frage, ob einer mit 40 noch eine Prüfung machen will, sollten wir froh sein, wenn schon mal jemand dabei ist, den Schläger in die Hand zu nehmen. Nach der Golfschule fällt ein Anfänger allzu oft in ein tiefes schwarzes Loch, weil sie oder er von der Golfgemeinde nicht aufgenommen wird und im schlimmsten Fall wieder aufhört. So kriegen wir nie mehr Golfer auf den Markt.“

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Gefällige Gestaltung: Der 18-Loch-Platz Eikhof ist ideal in die Endmoränen-Landschaft eingepasst. Foto: Michael F. Basche

Diejenigen, die bereits „auf dem Markt“ sind, tragen den Wandel idealerweise mit und fördern seine Ausgestaltung. „Der Golfer muss beispielsweise von seinen hohen Qualitätsansprüchen runterkommen und sich der gesamten Umwelt und dem Klimathema beugen“, verdeutlicht Gallas. „Wenn man im Sommer 13 Wochen lang keine Niederschläge hat, kann ich nicht wahllos das Wasser auf den Platz bringen, damit da ein grüner Halm hochsteht.“

„Bereits während der Hitzeperioden 2018 und 2019 haben wir nur die Abschläge und Grüns bewässert“, ergänzt Head-Greenkeeper Henryk Gloger. „Das lässt sich der Öffentlichkeit gegenüber noch rechtfertigen. Als Spieler sollte man sich daran gewöhnen und akzeptieren, dass es künftig keine weichen Fairways mehr geben wird.“

„Ein Stück intakte Natur schaffen“

Seit Jahren fährt Wittenbeck in den diversen Teichen auf dem rund 86 Hektar großen Areal ein ambitioniertes und hoch effektives, natürliches Wassermanagement, das die beiden Plätze selbst zu Dürre-Hochzeiten halbwegs grün und saftig hielt: den „Eikhof“, ein 2007 gefällig in die Endmoränen-Landschaft gegossenes Layout, dessen Design mit meist solitären Bahnen abwechslungsreiche und anspruchsvolle Spielfreude garantiert; und den „Höstingen“, der in seiner Vergnüglichkeit weit mehr als nur ein Ableger des großen Bruders ist.

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Hühnerhaus an der 14: Bedrohte Haustierrassen, z. B. Deutsche Sperber, finden ein Habitat. Foto: Ostsee Golf Resort Wittenbeck

So, wie die gesamte Anlage eine Blaupause für das harmonische Zusammenspiel von Golf und Natur ist, der indigenen Fauna und Flora ein Refugium sowie bedrohten Haustierrassen wie Skudden-Schafen, Dexter-Rindern oder Deutsche-Sperber-Hühnern ein Habitat bietet. Wittenbecks Skuddenbock wurde gar zur Wappenfigur für den Slogan „Ein tierisches Golferlebnis“. Das ist der Gold-Standard im DGV-Umwelt- und Qualitätsmanagement-Programm „Golf&Natur“, was Anfang des Jahres zum vierten Mal in Folge bescheinigt wurde. „Uns ist wichtig, ein Stück intakte Natur zu schaffen“, betont Gallas. „Es ist ein ,Zuschussgeschäft‘, das man sich leisten wollen muss.“

„Runter vom Klischeeverhalten“

Apropos leisten. Das brisante und gern emotional diskutierte Thema der Greenfees darf nicht fehlen, wenn Überlebensperspektiven und Zukunftsfähigkeit erörtert werden. „40 Euro für eine Runde auf Golfplätzen von hoher Güte sind unrealistisch“, stellt Gallas klar: „Der Durchschnitts-Greenfeepreis muss langsam nach oben geführt, angepasst werden. Wir müssen uns mit unseren guten Anlagen nicht vor den Plätzen im Ausland verstecken. Aber dort zahlt der Golfer ungerührt 120 Euro, und hierzulande wird gemeckert, wenn es 60 sind.“

Da kommt eine Menge an Wandel und notwendigen Veränderungen zusammen. Vielen konservativ orientierten Clubgolfern, den „karierten Hosen“, wie der Wittenbeck-Macher sie nennt, dürfte das nicht zur Freude gereichen. „Hierzulande wird bei vielen möglichen und sinnvollen Innovationen direkt abgewinkt, aus Furcht die etablierten Mitglieder abzuschrecken“, schmunzelt Gallas. „Die Tradition wird mit aller Macht zusammen gehalten, aber man muss vom Klischeeverhalten runter! Auch wenn dann einige Mitglieder weg brechen, glaube ich, dass damit eine bessere Zukunft verbunden ist.“

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