Die Kameras sind auf den Spieler gerichtet, dessen Ball tief im Bunker liegt. Während er noch überlegt, wie er den nächsten Schlag angeht, gibt es einen langen Putt von einer anderen Ecke des Platzes zu sehen und von dort geht es direkt weiter zum Abschlag des Spitzenreiters. Heutzutage entgeht dem interessierten Golfer zuhause vor dem Fernsehapparat kaum ein wichtiges Detail mehr - wenn er ein Abonnement des Bezahlsenders Sky oder keine Skrupel vor illegalen Livestreams im Internet hat.
Golf im Free TV
Einen eigenen Sender für Golfsport im frei empfangbaren Fernsehprogramm gibt es hierzulande freilich nicht. Aber kleine Lichtblicke finden sich doch hier und da: Golf Post zeigt Livebilder von der Frauen-Tour LPGA, Sport1 und Eurosport berichten wöchentlich im Magazinformat über die Profitouren, die Magazine der Hauptsender widmen sich gelegentlich einzelnen Golfsportlern oder Golfsportvariationen. Golf ist im Free TV nicht etabliert, aber auch nicht mehr völlig abwesend.
Wer will (und zahlt), bekommt also viel Golf im TV zu sehen. Pionier dessen war die Reporter-Legende Harry Valérien, dessen Todestag sich am 12. Oktober 2013 erstmals jährt.
Harry Valérien - Pionier des Golfsports im Fernsehen
Schon im Jahr 1956 hat Valérien in Garmisch-Partenkirchen mit einer kleinen Handkamera versucht, ein Golfturnier zu filmen – für eine Sendung des Bayerischen Fernsehens. Später, als er beim ZDF angestellt war, brachte er mithilfe des damaligen Sportchefs Hans-Joachim Friedrichs den Golfsport immer öfter auf Sendung, musste sich dafür allerdings immer wieder den Spott der Kollegen gefallen lassen. Wie man Golf zu filmen hat, erklärte Valérien selbst erfahrenen Kameramännern - etwa, wie man die Flugbahn eines Balles richtig verfolgt. Auch vor der ersten Live-Übertragung eines Golfturniers im deutschen Fernsehen verteilte er Crashkurse an alle, die eine Kamera bedienten. Das war im Jahr 1975 bei der ersten Übertragung der German Open im Fernsehen.
Ebenfalls Mitstreiter in den Anfängen der Golfübertragung war Eberhard Gienger. Er arbeitete als Sport Marketing Director Europe beim Technologieriesen Hewlett-Packard, der sich zunächst eher dem Tennissport, später aber voll und ganz dem Golfsport widmete. Auch heute ist HP noch im Golfsport engagiert und sponsort unter anderem die HP Byron Nelson Championship auf der PGA Tour.
Golfübertragungen waren eine Herausforderung
Damals, so Eberhard Gienger, sei es zunächst das Ziel gewesen, den Sport mit Einblendungen und Erklärungen für den Zuschauer verständlich zu machen. Den Golfturnieren sollte damit zu mehr Popularität im Fernsehen verholfen werden. So wurden zum Beispiel stets die aktuellen Zwischenstände und die Ergebnisse der jeweiligen Spieler im Einzelnen so schnell wie möglich zu Infografiken und Tabellen verarbeitet. Zu dieser Zeit ein Novum. „Wir wollten aber immer direkt am Geschehen sein“, sagt Gienger.
Deutschland war den englischen Konkurrenten, wo Golf viel populärer ist, schon damals in der Golf-TV-Produktion hinterher. Im Königreich sei immer alles sehr professionell gewesen – etwa die Kameraführung -, während in Deutschland vieles noch in den Kinderschuhen gesteckt habe: „Der Zuschauer in Deutschland hat vom Ballflug nur den Abschlag gesehen, dann lange nur ein schönes Landschaftsbild und irgendwann wurde mit einer anderen Kamera wieder der liegende Ball gezeigt“, erzählt Gienger. Der fliegende Ball war eine frühe Herausforderung, der man heute mächtig ist. Trotzdem war der technische Aufwand groß.
Gienger: "Vielleicht wird bei Olympia mehr über Golf berichtet"
Auch wegen des noch immer großen Produktionsaufwandes ist Golf heute nur ausnahmsweise im Free TV zu sehen. Die Nische der interessierten Golfer steht für private und öffentlich-rechtliche Sender in einem nicht ausreichend lohnenswerten Verhältnis zu den Kosten der Bildrechte und den langen Sendestrecken, die benötigt würden, um die Turniere live zu zeigen. Stattdessen ist Golf im Free TV ausschließlich mit Zusammenfassungen, Porträts oder kurzen Beiträgen zu sehen.
Auch deswegen sieht Gienger die Entwicklung der TV-Übertragungen in Deutschland kritisch: „Der Golfsport hat hierzulande leider immer noch eine Außenseiterrolle. Die Präsenz im Fernsehen ist doch recht kurz gehalten“, findet der 62-Jährige. Große Hoffnung setzt er dabei auf Rio de Janeiro 2016. „Vielleicht wird mit den Olympischen Spielen ja auch bei uns noch mehr über Golf berichtet“, sagt Gienger, der als ehemaliger Kunstturner mit olympischer Medaille nun auch aktiv Golf spielt.
moin moin,
ich glaube nicht – das Olympia für mehr Golf im Fernsehen sorgen wird. Man wird was zeigen. aber wenn man bedenkt, das Golf dort nur eine von 100 anderen Disziplinen sein wird – kann man sich selber ausrechnen, wie viel man sieht. dazu kommt noch das falsche Turnierformat. noch „langweiliger“ hätte man es nicht machen können. Aber leider haben ja die Fans nichts zu sagen was ihnen gefällt. Allein wenna man sieht, wie vielen Menschen der RyderCup gefällt – sollte man über den Modus dringend noch mal reden. So wird Olympia ein Turnier unter vielen sein…
bis denne
rebel
Hallo rebel,
das ist tatsächlich schade. Offenbar war das Risiko zu groß, dass ein medienwirksamer Tiger Woods im Lochspiel zu früh ausscheiden könnte. Wir sind auch gespannt, wieviel man tatsächlich zu sehen bekommen wird.
Wie oft muss ich das noch wiederholen.Die Außenseiterrolle des Golfsports rührt auch daher,dass dieses unselige Hologramm eingeführt und damit eine Diskriminierung innerhalb der Mitglieder von oberster Stelle abgesegnet wurde.Das ist nicht zeitgemäß,das ist nicht publikumswirksam,das ist kontraproduktiv.Aber Beton hält leider gut.