Zugespitzt: Chambers Bay hat sich am ersten Tag dieser 115. US Open als der erwartet schwierig zu bewältigende Kurs erwiesen, mental wie physisch. Das befürchtete Monstrum war er indes (noch) nicht. Dafür fokussiert sich die Kritik der Spieler nun auf die Grüns. Rory McIlroy formulierte es noch diplomatisch: „Das sind nicht die besten Grüns, auf denen ich jemals geputtet habe.“ Sergio Garcia wurde per Twitter viel deutlicher: „Ein Major verdient bessere Grüns als diese. Sie sind so schlecht, wie sie im TV aussehen.“ Colin Montgomerie nannte die Putt-Oberflächen gar „armselig“, „manche noch armseliger als andere“. Das größte Problem, erklärte Phil Mickelson, sei die „unterschiedliche Geschwindigkeit von Grün zu Grün“. Auf einigen Grüns laufe der Ball schneller, auf anderen langsamer: „Es gibt keinen einheitlich ,Touch‘, und das richtet ziemliches Chaos in unserem Gefühl für die Grüns an.“
„D.J.“ und Stenson auch statistisch im Gleichschritt
Parallel-Slalom: Die Spitzenreiter Dustin Johnson und Henrik Stenson absolvierten den Auftakt nicht nur mit identischen Ergebnissen, sondern marschierten auch statistisch nahezu im Gleichschritt über den Platz. Beide trafen elf Mal das Fairway und 14 Mal das „Green in Regulation“. Bei den Putts und bei den Birdies war Stenson mit 27 gegenüber Johnsons 28 bzw. mit 7:6-Schlaggewinnen etwas besser als der lange Amerikaner. Dafür leistete sich der Schwede aber auch ein Bogey mehr als „D.J.“, der nur ein Mal patzte.
Tiger Woods: Wenigstens besser als Rickie Fowler
Neuer Negativ-Rekord: Tiger Woods sammelt weiter fleißig Bestmarken als Golf-Hinterbänkler. Sein Zehn-über-Par-Umlauf am ersten Tag von Chambers Bay ist die schlechteste Runde des 14-fachen Majorsiegers bei einer US Open, seiner 19 insgesamt. Die Höchststrafe freilich kam an Loch 18, als Woods nach einem getoppten Schlag von den Zuschauern sogar ausgelacht wurde. Er nahm das Debakel gleichwohl mit Humor: „Natürlich bin ich momentan nicht besonders glücklich. Der einzige Lichtblick an diesem harten Tag ist, dass ich Rickie in den Hintern getreten habe“. Flightpartner Fowler nämlich war noch einen Schlag schlechter als Woods.
Durchschnittsscore von 72,72 an Tag eins
Zahlen-Inflation: Wie krumm und schief, gewellt und geneigt, uneben und schräg die Fairways von Chambers Bay sind, zeigt am besten der Blick ins Yardage Book, mit dem die Spieler über den Platz „navigieren“. Es erinnert irgendwie an einen Schnittmusterbogen aus frühen Näh-Anleitungen für Do-it-yourself-Textilien. Das Auf und Ab am Puget-Sund meisterten zum Auftakt übrigens nur 25 US-Open-Teilnehmer unter Par. Der Durchschnittsscore auf dem Par-70-Kurs lag bei 72,72.
No excuses for caddies to get yardages wrong this week! #HolySprinklerHeadsBatman @TheAPTC #USOpen2015 @usopengolf pic.twitter.com/zltXcSvf6H
— Michael Collins (@ESPNCaddie) 16. Juni 2015
Cole Hammer und sein Stoßgebet
Gottvertrauen: Drittjüngster Teilnehmer bei einer US Open und dann das Debüt auf einem „Ungetüm“ wie Chambers Bay – eigentlich müsste Cole Hammer richtig die „Flatter“ gehabt haben. Von wegen! „Ich habe gebetet“, erzählte der 15-Jährige von dem besonderen Moment unmittelbar vor dem ersten Abschlag. „Ich bete immer vor meiner Runde am ersten Tee.“ Aber er sei natürlich trotzdem sehr nervös gewesen: „So eine Gefühlswirrwarr habe ich noch nie erlebt.“ Am Ende des Tages kam eine 77er-Runde dabei heraus.
Zehn Millionen Dollar im US-Open-Topf
Die USGA hat was draufgelegt: Diese 115. US Open ist mit insgesamt zehn Millionen Dollar (8,824 Millionen Euro) dotiert, ein Plus von einer Million „Bucks“ gegenüber 2014. Damit ist der US-Golfverband in Sachen Preisgeld auf Augenhöhe mit dem Masters, der PLAYERS und der PGA Championship.
Kaymer holt Management-Gigant IMG ins Boot
Großes Kaliber: Martin Kaymer hat in Sachen Management „richtig zugeschlagen“. Der zweifache Majorsieger wird künftig vom Branchenriesen IMG betreut. Die „International Management Group“, deren Golf-Aktivitäten 1958 mit der Verbindung zwischen Firmengründer Mark McCormack und Superstar Arnold Palmer begannen, arbeitet eng mit Kaymers Bruder Philip und PR-Mann Dirk Schimmel zusammen, die nach der Trennung von Ex-Manager Johan Elliott als Managementteam eingesprungen waren.
Camilo Villegas im Bunker
Das hat was von den Mühen des „ollen“ Sisyphos aus der griechischen Mythologie, der mit dem Stein und dem Berg: Blogger Donal Hughes hat für sein Portal „Golf Central Daily“ die Leiden des jungen Camilo V. im Bunker an Loch zwölf mitgeschnitten: