Auch beim Fußballgolf lippen die Bälle aus. Kreiseln um den scheinbar so großen Betonring. Und fallen doch nicht. Die Kunst beim Golfen sei, so heißt es, mit dem Schläger erst die kleine Kugel (den Golfball) und dann die große Kugel (den Erdball) zu treffen. In diesem Fall ist die „kleine“ Kugel ein Fußball, der rechte Fuß ersetzt den Schläger, die „große“ Kugel bleibt beim „Impact“ tunlichst aus dem Spiel.
So schwierig kann das nicht sein, Fußball hat doch jeder mal gespielt. Also: „Innenspannstoß“ in Richtung Fahne; bitte mit leichtem Draw, äh, Effet; zwischen zwei Hindernissen hindurch; möglichst Mitte Fairway für den „Innenseitstoß“ aufs Grün, gern tot an die Fahne.
Fußballgolf mit Rough und Breaks
Hoppla, doch nicht so einfach! Erstaunlich: Dass diese „doofen“ Hindernisse, aktuell zwei zum Trichter gelegte Baumstämme, dermaßen im Weg sein können. Dass ein bisschen Rough sogar einen Fußball mit seinen 68 bis 70 Zentimetern Umfang aufhalten kann. Dass auch eine so große Kugel gern Breaks annimmt – oder eben nicht! Dann plumpst der Ball in die Betonschüssel mit der Fahne. Auf zum nächsten Loch!
Fußballgolf oder Soccergolf wurde vor ca. 30 Jahren in Schweden erfunden und ist längst international wie national organisiert. Auch sonst ist alles eigentlich wie beim Golf: Es gilt, mit so wenig Schüssen wie möglich ins Loch zu kommen. Der Ball wird gespielt wie er liegt. Jede Berührung zählt als Schuss. Die Löcher sind zwischen 50 und 250 Meter lang. Jedes Loch hat ein Par. Ein Meisterschafts-Fußballgolfplatz muss 18 Bahnen haben. Der Lochdurchmesser beträgt 60 Zentimeter, was einem straßenbauüblichen Kanalrohr entspricht.
Parcours wie beim Minigolf
Nebst diesen Standards sind der Fantasie des Soccergolf-Designers kaum Grenzen gesetzt. Das Ziel kann die erwähnte Betonschüssel sein, aber auch ein Netz, eine Torwand, gar Skurriles wie eine Mülltonne oder der Kofferraum eines Autos. Auf dem Weg dahin finden sich gemeinhin allerlei Hindernisse, die den Ball magisch anziehen: Sandbunker und Grashügel, Tore, die es zu durch- und Heuballen, die es zu umspielen gilt; kegelförmige Grüns mit dem Loch auf anderthalb Metern Höhe etc. Angesichts solcher Parcours ist auch der Vergleich zum Minigolf nicht weit hergeholt.
Die nächste Bahn ist richtig gemein! Es geht bergab, und der Bereich rund ums Loch ist mit Rindenmulch überstreut. Das spielt sich wie die Grüns von Augusta beim Masters. Der Ball – nur leicht angetippt – rollt und rollt. Zwölf auf dem Stimpmeter oder so, dieses Mulch-Grün.
Nebenan jubelt eine Fußballgolferin, die ihrem Begleiter schon wieder gezeigt hat, wer in dieser Partnerschaft das Trikot von Lionel Messi tragen darf. „Ich sollte ja wohl eher im Fußballverein sein!“, jauchzt sie und ballt hinter seinem Rücken triumphierend die Faust. Ihr Freund tut derweil so, als habe er nichts gehört.
Soccergolf bringt neue Golfer
26 Soccergolf-Anlagen gibt es in Deutschland. Auch die Golfplatz-Betreiber haben den speziellen Kick zur Erweiterung ihres Angebots entdeckt. Aber nicht nur dafür. Es lassen sich so auch neue Golfer finden. „Mit Fußballgolf“, sagt Werner Gallas vom Ostsee Golf Resort Wittenbeck, „locken wir Nichtgolfer auf die Anlage, die die vermeintlich elitäre Enklave Golfclub sonst nie betreten würden. Unser ,Gofu Park‘ baut regelrecht Hemmungen ab.“ Seit der Eröffnung des 1.145 Meter langen Par-72-Kurses am 20. Juni diesen Jahres verbuchte Wittenbeck allein 28 Platzreifen von Leuten, die nur mal kamen, um sich beim Fußballgolf zu amüsieren.
Einen Tipp gibt‘s auch noch: „An der Fahne nicht mit der Fuß-Innenseite schießen“, verrät Gallas, „sondern die Schuhsohle auf den Ball stellen und ihn ins Loch rollen!“ Das erinnert an die Markierung auf dem Golfball zum Ausrichten beim Putten. Tatsächlich, es zielt sich besser so!
Soccergolf ist witzig, dabei sportlich durchaus herausfordernd. Sportives Schuhwerk genügt, Golfer-Kleidung muss nicht sein. Es macht in der Gruppe Riesenspaß und geht zu zweit in anderthalb Stunden über die Bühne. Es verbessert nicht den Umgang mit Driver und Putter, ist aber „der koordinativen Ausprägung keineswegs abträglich“, wie Max Pingel, der Chef-Pro in Wittenbeck, versichert. Sowieso rümpft die Nase über Fußballgolf nur, wer auch Golf nicht für einen Sport hält.