„Wir sind ein Club mit einem erheblichen Selbstbewusstsein“, sagt Georg-Wilhelm von Oppen und schlägt seinen Ball links an einem der „Heiligtümer“ des Freiburger Golf-Clubs vorbei. Eine mächtige Linde von mindestens 20 Metern Höhe steht mitten auf der sechsten Bahn und verteidigt das dahinterliegende Grün. „Man kann links vorbei spielen, rechts oder oben drüber", lautet der Tipp des Präsidenten. Schmunzelnd ergänzt er: „Oben drüber ist was für Single-Spieler.“
Neues Design zum Jubiläum
Zehn dieser teilweise 250 Jahre alten „Naturdenkmälern“ mit den meterdicken Stämmen säumen diese Parkland-Perle. Wir spielen eine Runde auf dem neu gestalteten Golfplatz. Er liegt am Rande der Stadt Freiburg, allerdings auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Kirchzarten. Zum 50-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr griff der Club tief in die Vereins-Kasse und leistete sich für
rund 2,5 Millionen Euro ein komplettes Re-Design aller 18 Bahnen. Verantwortlich dafür war der Münchner Golfplatz-Designer Thomas Himmel. Fazit des Präsidenten:
„Es ist ein völlig umgewandelter Platz geworden.“ Was auch daran liegt, dass der Verein, nach mühseligen Verhandlungen mit Eigentümern und Behörden, eine zusätzliche Wiesenfläche langfristig gepachtet hat. So konnten Bahn eins (Par 4) und zwei (Par 5) komplett neugestaltet werden.
Freiburg und die Natur - das ist so eine Sache
Der Präsident des Freiburger GC greift zum Eisen, fügt hinzu: „Es war nicht einfach“. Was eher untertrieben ist.
In der politisch Grün geprägten Breisgau-Region werden selbst kleinste Eingriffe in die Natur schnell von Bürgerinitiativen verhindert oder von den Besitzern der Flächen erst gar nicht zugelassen. Erschwerend kommt hinzu, dass das 56 Hektar große Golf-Gelände sowohl in einem Wasserschutzgebiet als auch in einem Landschaftsschutzgebiet liegt. So brauchte es schon die ganze Erfahrung des ehemaligen Kirchzartener Bürgermeisters Georg-Wilhelm von Oppen, um alle Genehmigungen zu erlangen. So waren beispielsweise die Naturschutzverbände wie NABU und BUND von Anfang an in die Planungen eingebunden, was sich als kluge Taktik erwies.
Der 1970 gegründete Freiburger Golfclub verfügt über einen 18-Loch-Platz, entworfen von Bernhard Limburger. Dazu eine Driving Range mit Rasenabschlägen, Abschlagshütten, einem großen Pitch- und Putt-Bereich. Eine Indoorhalle ergänzt das Übungsangebot. Der im ebenen Gelände des Dreisamtals gelegene Platz bietet die schönsten Ausblicke auf die Höhenzüge des Hochschwarzwaldes. Der Platz ist geprägt von den vielen Wasserläufen der Bäche Dreisam und Krummbach, die die Bahnen kreuzen und ein taktisches Spiel verlangen.
Vorlegen ist oft die klügere Entscheidung
So ist der Platz des Freiburger GC einerseits eine Herausforderung für jeden sportlich ambitionierten Spieler, andererseits ist er aber auch von Golfern mit höherem Handicap zu meistern. (Greenfee: 75/90 Euro, Info fr-gc.de)
Durch den Umbau entstand, zwischen Bahn sechs, sieben und zwölf ein neuer sportlicher Höhepunkt. „Unbeabsichtigt“, betont von Oppen. Was trotzdem dazu führte, dass die Mitglieder jetzt vom „Freiburger Amen-Corner“ sprechen.
Freiburger GC: Positiver Blick in die Zukunft
Positiv stimmen lässt beispielsweise der Andrang neuer Mitglieder. Derzeit hat der Verein insgesamt 1122 Mitglieder, was den Club an die Kapazitätsgrenzen führt. „Allein im letzten Jahr 40 neue Mitglieder“, schildert Clubmanager Rossini Postiglione die positive Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie nicht nur in Freiburg festgestellt worden ist. Einen weiteren Aspekt nennt Georg–Wilhelm von Oppen. „Der Verein wurde immer stark geführt.“ Was sich nach Eigenlob anhört, aber vom aktuellen Präsidenten so nicht gemeint ist. So gab es in den letzten 50 Jahren lediglich drei Präsidenten.
Der Freiburger GC ist zudem gemeinnützig, worauf der Präsident großen Wert legt. Die Gemeinnützigkeit ist für ihn „ein Aushängeschild.“ Es soll nach außen zeigen, dass der Club ein „ganz normaler Sportverein“ ist. Was zunächst schwierig nachzuvollziehen ist, wenn man auf der Website des Clubs liest, was die Mitgliedschaft kostet. Der Jahresbeitrag liegt derzeit bei 1350 Euro. Dazu kommen für neue Mitglieder nochmals – zehn Jahre lang - eine jährliche Rate von Aufnahmegebühr und Investitionszuschlag in Höhe von 710 Euro. Macht zusammen über 2000 Euro. Danach wird vom Club nur noch der fällige Jahresbeitrag verlangt. Von Oppen: „Wir sind einer der günstigsten Golfclubs in der Region.“
Probezeit für Mitglieder um sich gegenseitig kennen zu lernen
Das ist die finanzielle Hürde, die akzeptiert werden muss. Die zweite Hürde ist die zweijährige Probezeit für jedes Mitglied, wozu auch ein Kennenlern-Treffen mit den Club-Verantwortlichen gehört. Das hört sich nach einem überheblichen Getue eines elitären Clubs an, der damit filtern will, ob Neumitglieder passen oder nicht. Der Ton des Präsidenten wird schärfer, während er gleichzeitig ein Eisen aus dem Bag zieht. „Wir sind in keiner Weise elitär.“ Unterstützung erhält er vom Clubmanager Rossini Postiglione, der darauf verweist, dass die Test-Jahre einen Vorteil für beide Seiten darstellen.
„Der oder die Neue lernen uns kennen und wir sie.“ Beide verweisen auf die Jugendarbeit des Clubs, in dem derzeit über 200 Jugendliche ausgebildet werden, darunter auch Kinder mit Migrationshintergrund. Dafür wirbt der Club erfolgreich in den Grundschulen der Region, wo sie Turnhallen zu Golfübungsplätzen umgestalten.
Von Oppen: „Jedes Kind, jeder Jugendliche, der Lust hat bei uns Golf zu lernen erhält ein Stipendium.“ Dazu zählt ein kostenloses Golf-Set und wöchentlich vier Stunden kostenloser Golf-Unterricht. Später wechseln die Kinder dann in die verschiedenen Leistungsklassen. Seither zählt Freiburg im Jugendbereich bundesweit zu den besten 20 Clubs und erhielt dafür bereits die Gold-Auszeichnung des DGV.
Tolles Alternativprogramm - auch abseits des Platzes
Wer jedoch keine Lust mehr hat, Golf im Freiburger GC zu spielen, der findet viele Alternativen. Beispielsweise der Aufstieg auf den 116 Meter hohen Westturm des Freiburger Münsters, was konditionell mehr fordert als eine schnelle 18-Loch-Runde. Die müden Füße lassen sich anschließend im klaren Wasser der Freiburger Bächle kühlen, die sich durch die ganze Stadt ziehen und den Reiz der historischen Altstadt noch vergrößern.
Wem das nicht reicht, dem bieten sich hunderte von Kilometern Wanderwege an: von den Weinreben-Hängen des Kaiserstuhls bis auf den höchsten Berg des Schwarzwaldes, den Feldberg.
Kulinarische Abwechslung
Bleibt nur noch eines. Die Qualität der badischen Küche muss nicht mehr erwähnt werden. Aber selbst der beste Schwarzwälder Schinken, die leckersten Spätzle oder der bissfesteste Spargel...! Irgendwann ist genug. Dann lohnt es sich, das Restaurant des Golfclubs aufzusuchen. Eine echte Alternative! Thailändische Küche vom Besten. Hausgemachte Frühlingsrollen oder Gebratene Glasnudeln. Was für eine grandiose Idee! Wo steht denn geschrieben, dass es am 19. Loch immer nur Burger, Wurstsalat oder Schnitzel geben muss?