Als Donald Trump unlängst ankündigte, im Rahmen seiner Asien-Reise mit Japans Premierminister Shinzo Abe eine Runde im Kasumigaseki Country Club spielen zu wollen, da jubelte der „Golf.com“-Boulevard: „Golf bringt zwei Führer der Welt zusammen.“ Welch ein Euphemismus! Mal wieder ein Fairway als Bühne der Selbstdarstellung, diesmal der Schauplatz des Olympia-Turniers 2020, und mit Hideki Matsuyama gehörte einer der Golfstars zur Inszenierung des Trump‘schen Auftritts, die „The Donald“ so gern medienwirksam um sich schart.
Heute vor einem Jahr wurde der ebenso selbstverliebte wie fragwürdige Immobilien-Unternehmer und Golfanlagen-Mogul zum 45. US-Präsidenten gewählt, und schon damals hieß es an dieser Stelle „Mehr Golf war nie im Weißen Haus“. Die Monate seit der Amtseinführung im Januar haben es bestätigt: Mit Trump ist Golf in den globalen weltpolitischen Alltag eingezogen und Bestandteil des Politgeschäfts geworden. Zum Vorteil freilich gereicht dem Spiel das nicht.
Verkörperung des Negativ-Images
Vergangen sind die Zeiten, da Barack Obamas fast kindliche Passion den Wunsch nährte, hierzulande mögen sich ebenfalls mehr Politiker zum kleinen weißen Ball bekennen. Als personifiziertes Triple-Bogey tritt Donald Trump die zarte Pflanze der wachsenden gesellschaftlichen Golf-Akzeptanz eher mit Füßen, wie kaum ein Zweiter verkörpert der 71-Jährige durch seine arrogante, protzige, rassistische und frauenfeindliche Attitüde das negative Image des Sports. Es sei daran erinnert, dass dieser „unternehmerische Adonis von unvorstellbarer Blondheit“, wie ihn die britische Internet-Zeitung „The Independent“ einst nannte, vor einigen Jahren wortwörtlich zu Protokoll gab, Golf müsse man sich leisten können, es sei halt ein Vergnügen für die Elite.
Golfanlagen machen Verluste
Heute ist der Republikaner Amerikas „First Golfer“ und für die Weltöffentlichkeit damit exponiertester Vertreter der Fairway-Zunft. Seine Organisation nutzt das weidlich zur Vermarktung des Namens und der ingesamt 17 Golfensembles im Portfolio. Demnächst kommen drei weitere dazu, in Dubai und in Indonesien (2). „Die Marke ist heißer denn je“, sagt Eric Trump als geschäftlicher Statthalter des Vaters. 2016 allerdings hat der Präsidentschaftskandidat dem „Family Business“ wohl eher geschadet. Welch Wunder bei Trumps Eskapaden und Ausfälligkeiten im Verlauf der Bewerbung.
Doral in Florida beispielsweise machte 2,4 Millionen Dollar Miese. Die „Trump Golf Links Ferry Point“ in der New Yorker Bronx verzeichneten einen Umsatzrückgang von zwölf Prozent. Der „Trump National Golf Club Los Angeles“ verlor nicht nur 2015 den Grand Slam of Golf, sondern in der Folge etliche Wohltätigkeitsveranstaltungen, beispielsweise die Benefiz-Turniere des TV-Senders ESPN und des Fußballklubs L.A. Galaxy. In Schottland schließlich addierten sich die Verluste von Turnberry und Aberdeen fürs vergangene Jahr auf 23 Millionen Dollar, was jedoch sicherlich teils dem Niedergang des britischen Pfunds durch den Brexit und den Nachwehen der Turnberry-Sanierung geschuldet ist.
Buhlen um Ryder Cup und Olympia
Apropos Grand Slam of Golf: Der Abzug des mittlerweile ganz aufgegebenen Major-Sieger-Stelldicheins, dessen letzter Gewinner damit Martin Kaymer 2014 war, hat sich als die erwartet lauwarme Alibi-Reaktion der Golf-Hoheiten erwiesen. Ernsthaft wollten und wollen sich PGA, USGA und R&A nicht mit Trump anlegen. Heuer schon durfte sich der Präsident im Glanz von Senior PGA Championship und Women‘s US Open sonnen – von letzterem Major versandte er übrigens mit acht Tweets mehr Twitter-Sprechblasen als bislang in Sachen Drogenproblematik, Flüchtlingskrise und Klimawandel zusammen.
2022 erhält Trump mit der PGA Championship in Bedminster/New Jersey den sehnlichst gewünschten Ritterschlag eines Herren-Majors, während sich die Briten bezüglich einer Open Championship in Turnberry hinter ihrer Rota und den bis 2021 gesetzten Schauplätzen verstecken. Parallel buhlt Trump mit seinen Aberdeen-Links um die Scottish Open für 2019, sowieso um einen Ryder Cup und nicht zuletzt um die Austragung des olympischen Turniers bei den nach Los Angeles vergebenen Sommerspielen 2028.
Zahlreiche Vorwürfe und viele Prozesse
Bei alldem gibt es eine Menge obskurer Begleiterscheinungen. Es stehen Vorwürfe und gar Prozesse wegen zugesagter, jedoch nicht geleisteter Geldstiftungen oder nicht weitergeleiteter Spenden im Raum. Es laufen arbeitsrechtliche Verfahren und gerichtsnotierte Klagen von Mitgliedern der Trump-Klubs oder übervorteilten Subunternehmern und Handwerksfirmen. Trotz „America First“ und dem propagierten Verzicht auf geschäftliche Zusammenarbeit mit staatlich assoziierten Unternehmen anderer Länder baut eine Tochter der „China State Construction Engineering Corporation“ für 32 Millionen Dollar am neuesten Projekt „The Trump World Golf Club Dubai“, Designer ist Tiger Woods. Und während Trump Senior im Weißen Haus am Einreiseverbot für Muslime feilte, nahmen die Söhne Eric und Donald Jr. an der pompösen Eröffnung des „Trump International Golf Club Dubai“ teil, bewacht vom Secret Service.
Man mag das alles als Kollateral-Erscheinungen werten, wenn ein Unternehmer dieses Schlages zum ersten Mann im Staate avanciert. G‘schmäckle hat es gleichwohl.
Golfvergnügen von Donald Trump kostet Millionen
Der gerade erwähnte Secret Service hat mit den Bewohnern des Weißen Hauses ohnehin alle Hände voll zu tun. Allein wegen der Golf-Ausflüge des Hausherrn. 77 Mal war Donald Trump seit seiner Vereidigung in einem seiner Klubs, mindestens 60 Mal hat er dabei auch gespielt. Das wird für's Jahr mehr als doppelt so viel, wie die National Golf Foundation ihren 3,5 Millionen sogenannten „Golf-Nuts“ attestiert, also den wahrhaft Golfverrückten. Zu denen zählt statistisch auch Barack Obama, Trump hatte seinen Vorgänger dafür heftig kritisiert.
Jetzt kostet das präsidiale Golfvergnügen den US-Steuerzahler noch mehr Geld. 33 Millionen Dollar hat der Secret Service für 2018 zum Schutz der Präsidentenfamilie veranschlagt, nur für die Einsätze im Bereich New York und auf den Golfplätzen. 137.000 Dollar wurden bislang für die Anmietung von Carts berappt, 8.600 Dollar kosteten die mobilen Toilettenhäuschen der Einsatzagenten auf den Plätzen. Wenn die Küstenwache aufpassen muss, schlägt das mit 236.000 Dollar pro Tag zu Buche. Jede Betriebsstunde der „Airforce One“ verschlingt 206.337 Dollar.
„Der Präsident verliert niemals“
Im Gegenzug vermeldete der Erfinder der „Fake-News“ gerade einen Score von 68, er will auf seinem Championship-Parcours in Washington, D.C. vier unter Par gespielt haben und beansprucht seither ein Handikap von 2,5. Flightpartner erzählen hingegen, dass Trump zwar ein perfekter Gastgeber sei, sich aber gern Mulligans genehmige. Doch wie sagte Kentuckys republikanischer Senator Rand Paul kürzlich nach einer gemeinsamen Runde: „Der Präsident verliert niemals, wussten Sie das nicht?“
ausführlich und gut recherchiert. Klasse.
Bitte mehr davon 😉