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Panorama

Tiger Woods erbost von Satire-Interview: „Es ist Rufmord“

20. Nov. 2014 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Tiger Woods ist not amused: "Über die meisten Medienberichte sieht man hinweg, aber bei manchen kann und sollte man das nicht tun", leitete der Golf-Profi seine Gegendarstellung zum Fake-Interview von Dan Jenkins ein. (Foto: Getty)

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Dan Jenkins ist eine Ikone des Golfjournalismus. Der Texaner war seit der US Open 1951 bei über 200 Majors im Einsatz, hat mehr als 20 Bücher verfasst und alle Großen und die Größten des Spiels zum persönlichen Gespräch vor dem Notizblock gehabt. Nur Tiger Woods nie. Warum auch immer. Jetzt hat sich Jenkins den Spaß gemacht, für „Golf Digest“ ein fiktives und unübersehbar als „Fake“ ausgewiesenes Interview mit dem Superstar zu kreieren. Bloß, Woods kann über die Parodie gar nicht lachen. Stattdessen schrieb der Tiger höchstselbst eine gallige Stellungnahme und nennt Jenkins‘ Werk „neiderfüllten Rufmord“.

„Unter die Gürtellinie“

Unter dem Titel „Mein (fingiertes) Interview mit Tiger – Oder wie es sich in meiner Phantasie abspielte“ zieht die Schreiberlegende Woods gehörig durch den Kakao. Sei‘s der Ruf als schlechter Trinkgeldgeber, die gescheiterte Ehe mit Elin Nordegren oder der mittlerweile sechsjährige Major-„Entzug“ und die verbleibende Zeit, um Jack Nicklaus‘ Rekord zu knacken: Jenkins lässt in seinen „Fragen“ kaum etwas aus und den Tiger meist eher einsilbig antworten.

Auf der Webseite „The Players‘ Tribune“, die vom Ex-Baseballstar Derek Jeter für die Kommunikation zwischen Sportlern und Fans betrieben wird, ging Woods mit einer Kolumne namens „Nicht wahr, nicht lustig“ zum Gegenangriff über: „Ich denke, dass ich durchaus Sinn für Humor habe und auch bereit bin, über mich selbst zu lachen. Aber dieser zusammengebraute Artikel zielt unter die Gürtellinie.“

Ein paar Beispiele gefällig? Jenkins, der im Lauf seiner Karriere allein für Sports Illustrated mehr als 500 Beiträge verfasste und 2012 in die Golf-Ruhmeshalle aufgenommen wurde, fragt mit Blick auf die häufigen Trainerwechsel, warum Woods seinen Manager Mark Steinberg nicht auch schon gefeuert habe? „Das kommt vielleicht noch“, lautet die – erfundene – Antwort. „Ich liebe es, Leute zu feuern. Das füllt meine Zeit aus, wenn ich nicht gerade an meinen Golfschlägen arbeite.“

Management verlangt Entschuldigung

Oder zum Skandal um die außerehelichen Affären: „Wie fällt für Dich die Moral von der Geschichte aus?“ Antwort: „Das ist ganz einfach. Lass Dich nicht erwischen!“ Zum Woods-Kritiker Brandel Chamblee „zitiert“ Jenkins seinen „Interview-Partner“: „Chamblee? Hat der ein Major gewonnen? Hat er überhaupt mal ein Major gespielt?“ Und in Sachen Trinkgeld legt der Journalist dem Golfstar in den Mund: „Warum soll ich Leuten ,Tip‘ für etwas geben, für das sie eh bezahlt werden? … Wenn sie Trinkgeld zur Gehaltsaufbesserung brauchen, dann sollen sie sich einen besser bezahlten Job suchen.“

„Ich war ziemlich überrascht, als ich sah, dass dieses Stück von Dan Jenkins ist. Denn er ist einer der hervorragendsten Schreiber, die es gibt“, erklärte Woods in seiner Gegendarstellung und spricht von „purer Gemeinheit“, die er nicht auf sich sitzen lassen könne. Sein Management hat sich offiziell bei „Golf Digest“ beschwert („Diese Bemerkungen sind keine Witze, sondern Ehrverletzungen“) und verlangt eine Entschuldigung.

Der Verlag hingegen weist darauf hin, dass der Beitrag deutlich als Fiktion gekennzeichnet sei. Auch Dan Jenkins hat sich geäußert. Auf Twitter. „Meine nächste Kolumne für Tiger: Die Definition von Satire und Parodie“, „zwitscherte“ das 84-jährige Journalisten-Urgestein: „Ich dachte, ich hätte ihn bei der Sache gut wegkommen lassen.“

Würze für die Saure-Gurken-Zeit

Fazit: Ein hochdekorierter Journalist wie Dan Jenkins hat derart flachen Mumpitz nicht nötig. Und Tiger Woods macht aus der Sache erst eine Affäre, weil er etwas aufkocht, was eher wirkt wie die dümmliche Idee eines Anfängers. Viel Lärm um nichts, aber ganz gut geeignet, die Saure-Gurken-Zeit auf der US-Tour ein bisschen zu würzen. Ende der Geschichte! Ach, eins noch: Ein echtes persönliches Interview mit Woods wird Jenkins jetzt gewiss nicht mehr kriegen.

Was denken Sie: Ist Woods überempfindlich oder hat Satire ihre Grenzen?

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