Es sind nur noch neun Monate, bis das sogenannte "Anchor Putting" Golfgeschichte ist. Ab 2016 ist die "Verankerung" des Griffs am Körper offiziell durch die United States Golf Association (USGA) und die R&A in St. Andrews verboten. Doch das muss nicht das Ende der langen Schäfte sein.
Die werden nämlich auch weiterhin erlaubt sein, man wird sie aber nicht mehr am Bauch, an der Brust oder unterm Kinn fixieren dürfen. An diesem Punkt kommt das "Sidesaddle Putting" ins Spiel. Der Name (übersetzt "Damensitz-Putting") beschreibt die Position des Golfers, der nicht seitlich zum Loch steht, sondern gerade zum Ziel. Daher wird es auch "Face-on-Putting" genannt. Der Ball wird also nicht vor, sondern neben dem Körper geschlagen.
Bericht aus dem Selbstversuch
Golf.com-Autor Gary van Sickle hat den Selbstversuch gewagt und die Technik ausprobiert. Er beschreibt sein Trainingserlebnis wie folgt: "Zuerst stehe ich eine Armlänge hinter dem Ball, richte den Putterkopf aufs Ziel aus, während er auf dem Grün ruht. Wenn der Schläger ausgerichtet ist, trete ich neben den Ball. Mein rechter Fuß ist vorn und trägt das meiste Gewicht. Der Linke steht außen und etwas weiter hinten für die Balance. Dann beuge ich mich etwas nach vorn. Meine linke Hand ist ausgestreckt vor mir, der Daumen liegt oben auf dem Ende des Griffs. Er ist der Anker, der sich nicht bewegt."
Van Sickle führt weiter aus: "Mein linker Ellenbogen ist in die Seite gestemmt. Mit der rechten Hand greife im gewohnten Claw-Griff, allerdings etwas tiefer als gewöhnlich. Ich drehe die rechte Hand nach links, so dass der zweite und dritte Fingerknöchel auf dem Schaft in Richtung Loch zeigen. Der Effekt: Ich ziehe den Putter nun mehr, als dass ich ihn schiebe. Danach visiere ich das Loch an, schaue zurück auf den Ball und schwinge meinen rechten Arm entlang der Putting-Linie."
Brian Manzella erklärt das Sidesaddle-Putting
Sidesaddle-Putting - Sam Snead blieb keine Wahl
Das Sidesaddle-Putting neu zu nennen, wäre nicht richtig. Eher wurde es über Jahre hinweg mehr oder weniger ignoriert, wenngleich es sogar auf der PGA Tour genutzt wurde. KJ Choi puttete beispielsweise bei der Greenbreer Classic 2010 mit dem langen Stiel neben seinem Körper. Doch die Erfindung des Sidesaddle-Putting geht noch viel weiter zurück und war die Folge des Croquet-Putting-Verbots von 1968.
Das Verbot des Croquet-Putting
Sam Snead hatte zuvor als Erster in den 1960er Jahren damit begonnen, sich mit gespreizten Beinen über den Ball zu stellen und den Putter unter sich hindurch zu schwingen. Die USGA reagierte mit der Änderung der Regel 35-1 (heute 16-1). Der Golfer durfte nun nicht länger auf einer Linie mit seinem Ball stehen. Doch auch Sam Snead ließ sich wiederum etwas Neues einfallen und stellte sich nicht mehr hinter, sondern einfach neben seinen Ball - das Gesicht zum Loch. Das Sidesaddle-Putting war geboren.
Nun könnte es wieder aufleben, wenn Spieler wie Bernhard Langer oder Adam Scott, die bisher gern zum Besenstiel-Putter griffen und ihn am Körper fixierten, auf die Verankerung verzichten müssen. Um den langen Schaft zu behalten, müssten sie ihren Stand und die Blickrichtung ändern. Wollen sie stehenbleiben wie bisher, müssen sie in Zukunft den kurzen Putter nehmen.
Mit dem letzten Satz bin ich nicht einverstanden. Man kann auch wie Langer oder Scott mit dem Bestenstiel putten ohne zu ankern (siehe letztes Bild auf http://www.randa.org/en/Rules-and-Amateur-Status/Anchoring/Prohibited-And-Permitted-Strokes.aspx). Ich bin allerdings seit 2010 Sidesaddler und schwöre auf diese Methode. In 35 Jahren Golf habe ich nur zweimal jemanden angetroffen, der so puttet. Erstaunlich, wenn doch Sam Snead (immer noch am meisten Siege auf der US-Tour) es schon vor über 50 Jahren vorgemacht hat.
Zitat:
“Mein linker Ellenbogen ist in die Seite gestemmt“
Scheint auch verboten zu sein. Die neue Regel führt ja aus, das nicht nur der Putter nicht verankert sein darf, sondern auch das die Arme frei schwingen müssen. Damit auch kein verankern des Ellenbogens. Man kann es im Video nicht genau erkennen, ob der linke Ellenbogen den nun verankert ist oder sich nur sehr wenig bewegt. Die Formulierung ist aber gefährlich, da ein „gestemmt“ einem verankern gleich kommt.