Auf königlichem Rasen ging es auf der European Tour in Marokko am Samstag in die dritte Runde der Trophée Hassan II, und einer hatte sich für dieses Wochenende bekanntlich was ganz Besonderes vorgenommen: Marcel Siem wollte seinen Titel verteidigen. Von Rang acht aus ging er in den Moving Day, vor ihm waren aber schon Maximilian Kieffer und Florian Fritsch auf dem Platz unterwegs. Aber das mit dem Titel hatte sich schnell erledigt, als zwei dicke, schwarze Kringel die ersten beiden Zahlen auf der Score-Karte einkreisten, und es sollte noch schlimmer kommen. Max Kieffer kam nach einer durchwachsenen Leistung als Erster ins Clubhaus und Florian Fritsch legte einen beeindruckenden Endspurt hin.
Süßes oder Saures? Bei Marcel Siem gibt's die volle Packung
Es hätte kaum schlimmer kommen können. Schon am Freitag began Marcel Siem seine Runde mit einem Doppelbogey auf der Eins, und man wollte glauben, so etwas kommt nur einmal vor. Doch der Ratinger setzte noch einen drauf: Erst die Sieben auf Loch eins, gefolgt von der Fünf auf Loch zwei. Von sechs unter Par ging es innerhalb zweier Bahnen auf zwei unter Par, und im Leaderboard gefühlte 50 Plätze runter. Ab Loch drei war also Schadensbegrenzung angesagt.
Was man Marcel Siem aber zugute halten muss: Er hielt dagegen. Nach Birdies auf den Bahnen fünf und acht war ein Fehler wieder ausgeglichen, nach einem Bogey auf der Zehn schien es ab Bahn 13 wieder zu laufen: Birdie auf der 13, Birdie auf der 14, und dann - festhalten - Doppelbogey auf der 15. Alles wieder dahin.
Wer mit Marcel Siem mitfiebert, der brauch Nerven aus Stahl, aber das ist ja nichts Neues. Und es ging weiter im Programm, Birdie auf Loch 16, Bogey auf der 17, es waren einfach zu viele grobe Schnitzer dabei in Marcel Siems dritter Runde. Mit drei Doppelbogeys lässt sich auf der European Tour nichts holen. Bei -3 liegt Siem vor der Finalrunde auf Rang T29, mit einem starken Sonntag wäre also zumindest die Top Ten noch möglich.
Maximilian Kieffer mit zu vielen Fehlern auf der Front Nine
Die ersten Neun des Golf du Palais Royal in Agadir glichen für den 23-jährigen Max Kieffer im dritten Durchgang auf der European Tour einer Achterbahnfahrt. Freude und Ärger lagen dicht beieinander, allein auf den ersten fünf Bahnen ging es für Kieffer zweimal einen Schlag rauf, und im Anschluss wieder runter. Es schien wie verhext, jedes Birdie zog unweigerlich Schlagverluste nach sich, das auf der Sieben gar ein Doppelbogey auf der Acht und ein weiteres Bogey zum Abschluss der Front Nine.
Auf der Back Nine kehrte dann endlich die Ruhe in sein Spiel ein, die der gebürtige Düsseldorfer auf den vorderen Neun vermissen ließ. Einen Schlag holte sich Kieffer gleich auf der Zehn zurück, anschließend folgten sieben Pars, der letzte Schlagverlust auf dem letzten Loch ist besonders ärgerlich. Es wurde nur die 74 (+2) am Moving Day. Nach der Runde äußerte sich Kiwi so: „Ich bin momentan irgendwie unkonzentriert oder verunsichert, je näher ich an Loch komme. Die Drives sind perfekt, dann aber nimmt alles, bis zum Putten, stetig ab. Morgen versuche ich noch einmal mein Bestes zu geben, vielleicht geht es ja noch einmal nach vorne.“ Kieffer belegt bei +1 fürs Turnier den geteilten 55. Platz.
Florian Fritsch mit klasse Finish am Moving Day
Auch bei Florian Fritsch gab es die Birdies am Samstag anfangs nur in Kombination mit Schlagverlusten. Denkbar schlecht ging es mit dem Doppelbogey auf der ersten Bahn los, wobei er sich zumindest einen Schlag auf Loch zwei zurückholen konnte. Anschließend schlichen sich zwei der angesprochen ärgerlichen Pärchen ein: Birdie - Bogey auf Sieben und Acht, Birdie - Bogey auf Zehn und Elf. Doch zum Ende der Runde drehte der gebürtige Münchner nochmal richtig auf - mit drei Birdies auf den letzten drei Bahnen konnte er, wie am zweiten Tag, die 70 ins Clubhaus bringen.
Der 28-Jährige scheint sein Spiel zur Zeit insgesamt gut unter Kontrolle zu haben. Im vergangenen Jahr konnte Florian Fritsch bei seinen beiden Auftritten auf der European Tour kein Preisgeld mitnehmen, 2014 wird das anders sein, soviel ist bereits klar. Und bei insgesamt -4 auf Platz T20 liegend, ist für den Finaltag noch ein guter Sprung auf dem Leaderboard drin. Sein höchstes Preisgeld auf der European Tour nahm Fritsch 2011 mit nach Hause, und zwar zufälligerweise bei der Trophée Hassan II. Nach Runde drei ist er der bestplatzierte Deutsche.
Spanier Cañizares meilenweit vorne
Dass nahezu alle Spieler aus der erweiterten Führungsgruppe am Moving Day Schwächen offenbarten, nutze besonders einer aus: Spitzenreiter Alejandro Cañizares. Der Spanier spielte seinen Stiefel lässig runter liegt vor dem Finale bei -17 mit sechs Schlägen Abstand auf den zweitplatzierten Seve Benson (-11) ungefährdet in Front. Dritter ist Robert-Jan Derksen bei -10.
Das Leaderboard der European Tour
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