Am 16. September 2023 finden die European Long Drive Championships in Warnemünde statt. Auch der amtierende Weltmeister aus Deutschland wird dann im GC Warnemünde anwesend sein. Vor dem Turnier sprach Martin Borgmeier über Turniere in Europa, wie er sich vorbereitet und wie wichtig das Publikum bei Long Drive Events ist.
European Long Drive Championships: Sieben Fragen an Martin Borgmeier
Dein Fokus liegt auf den World Long Drive Events in den USA, dennoch spieltest du auch wieder häufiger bei den European Long Drive Games mit. Wie fühlt es sich an, Long Drive Events in der deutschen Heimat zu spielen?
Martin Borgemeier: Da sich viele Veranstaltungen zeitlich überschneiden, gestaltet es sich für mich nicht immer einfach, in Europa anzutreten. Aufgrund der attraktiveren Preisgelder und der höheren Leistungsdichte tendiere ich meistens dazu, die World Long Drive Events zu wählen. Dennoch erfüllt es mich stets mit großer Freude, wenn ich sehe wie viele talentierte Spieler aus Europa auftauchen die zweifellos das Potenzial haben auch die World Long Drive Championship zu gewinnen. Schließlich habe ich in Europa meine ersten Erfahrungen gesammelt und Turniere gespielt, weshalb es mir immer wieder eine Freude bereitet dem europäischen Long Drive etwas zurückzugeben. Tatsächlich bin ich sogar Mitbegründer der European Long Drive Games und habe somit den Grundstein dafür gelegt, dass diese großartigen Wettbewerbe auch auf unserem Kontinent stattfinden.
Gleichzeitig versuche ich meine Verbindungen zu World Long Drive zu nutzen, um Long Drive in Europa zu fördern. Im Mai dieses Jahres fand auch das erste gemeinsame Tour-Event der European Long Drive Games und World Long Drive statt. Neben vielen bekannten Spielern aus den USA war die Live-Übertragung auf Sky Sport ein bedeutender Meilenstein für den europäischen Long Drive Sport. Da ich daran gerne anknüpfen möchte fühlt es sich für mich immer wieder an, als würde ich nach Hause kommen. Vor allem freue ich mich auf viele neue Athleten, die maßgeblich zur Weiterentwicklung des hochklassigen Long Drive Sports in Europa beitragen werden.
Martin Borgmeier: "Wir spielen Golf auf eine extrem intensive Art und Weise"
Welche Aspekte des Long Drive-Sports faszinieren dich am meisten und was macht ihn für dich so besonders?
Martin Borgemeier: Der faszinierende Aspekt ist für mich, dass es Golf ist aber doch ganz anders. Wir nutzen Schläger, die man auch für normales Golf verwenden könnte. Das würde ich allerdings nicht jedem empfehlen, da diese wirklich sehr schwer zu spielen sind.
Wir spielen Golf auf eine extrem intensive Art und Weise und verfolgen einen anderen Ansatz. Im herkömmlichen Golf geht es darum, sein Adrenalin über vier Stunden gleichmäßig zu kontrollieren und die Runde solide zu beenden. Beim Long Drive hingegen dreht sich alles darum, in 2 Minuten und 30 Sekunden volle Power zu geben und sämtliches vorhandenes Adrenalin zu nutzen. Long Drive verleiht dem Golfsport eine völlig neue Dimension und die Atmosphäre erinnert viel stärker an Dart-Events als an traditionelle Golfturniere.
In der Long Drive Welt bist du als amtierender Weltmeister ein bekanntes Gesicht. Kannst du uns etwas über deine bisherigen Erfahrungen bei internationalen Wettkämpfen und Meisterschaften erzählen?
Martin Borgemeier: Die Veranstaltungen in den USA sind im Grunde genommen ähnlich wie in Europa, jedoch in größerem Maßstab. Die Plattformen, Event-Infrastrukturen und vieles mehr sind dort in der Regel größer. Dabei spürt man immer wieder den Ansatz der Amerikaner, alles größer, schneller und weiter zu gestalten. Allerdings hat die Covid-Pandemie nicht nur in Europa, sondern auch in den USA zu Rückschlägen geführt. Schritt für Schritt sehen wir jedoch, dass sich beide Touren wieder erholen. In der letzten Woche gab es in den USA wieder die erste Liveübertragung eines Long Drive Events aus Kingsport im Fernsehen. Ich glaube dies legt den Grundstein dafür, dass zukünftig immer mehr Events im Fernsehen zu sehen sein werden.
Rein sportlich gesehen muss ich auf beiden Touren in 2 Minuten 30 sechs Bälle möglichst weit ins Grid schlagen, da ist der Unterschied höchstens am Umfeld zu merken.
Wie bereitest du dich körperlich und mental auf ein Event wie die European Championship vor?
Martin Borgemeier: Meine Vorbereitung auf alle Events verläuft weitgehend gleich. Mein Ziel ist es, mit dem bestmöglichen Gefühl ins Turnier zu gehen, um den Ball so weit wie möglich zu schlagen. Die European Championship dienen mir als wichtige Vorbereitung auf die bevorstehenden World Long Drive Championships, bei denen ich meinen Weltmeistertitel verteidigen möchte. Angesichts des mittlerweile sehr starken Teilnehmerfelds bietet sich mir die Gelegenheit, meine aktuelle Leistung einzuschätzen und festzustellen, an welchen Aspekten ich bis zu den World Championships noch arbeiten muss.
Kannst du uns einige Einblicke in deine Trainingsroutine und deine Vorbereitung auf die European Championship geben? Gibt es spezielle Übungen oder Trainingsmethoden, die du bevorzugst?
Martin Borgemeier: Meine Trainingsroutine bleibt im Grunde unverändert. Ich trainiere an vier aufeinanderfolgenden Tagen und nehme mir dann zwei Tage Pause. Der eigentliche Fokus liegt darauf, in den Tagen unmittelbar vor dem Turnier und während der Vorrunden vor Ort herauszufinden wie das Spielfeld (Grid) funktioniert. Kurz vor dem Event achte ich auch auf Wind- und Wetterbedingungen und bereite mich entsprechend vor. Es ist jedoch schon häufig vorgekommen, dass der Wetterbericht Gegenwind vorhergesagt hatte und ich in den Tagen zuvor flache Bälle mit wenig Spin trainiert hatte. Am Wettkampftag hat sich dann plötzlich der Wind gedreht, und auf einmal konnte ich mit dem flachen Ballflug nichts mehr anfangen. In solchen Momenten musste ich mich kurzfristig wieder auf einen hohen Ballflug umstellen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, über die Jahre hinweg im Training Vielseitigkeit zu entwickeln und flexibel auf verschiedene Bedingungen reagieren zu können. Genau diese Fähigkeit unterscheidet die herausragenden Long Drive Spieler von den Champions, die über viele Jahre hinweg erfolgreich sind.
"Die Atmosphäre bei einem Long Drive Event spielt eine entscheidende Rolle"
Wie würdest du die Atmosphäre und die Erwartungen bei einer Long Drive Meisterschaft wie der European Championship beschreiben, insbesondere vor einem großen Publikum?
Martin Borgemeier: Die Atmosphäre bei einem Long Drive Event spielt eine entscheidende Rolle sowohl für die Spieler als auch für die Zuschauer. Die gesamte Turniererfahrung kann maßgeblich von der Stimmung beeinflusst werden. Wenn die Atmosphäre ähnlich elektrisierend ist wie bei einem Dart Event, ist das für alle Anwesenden ein unvergessliches Erlebnis. Persönlich interagiere ich oft intensiv mit dem Publikum, um meine eigene Leistung zu steigern. Man kann es sich vorstellen wie das Ausnutzen einer Welle beim Surfen. Wenn sie kommt, ist es nur natürlich, sich so weit wie möglich davon tragen zu lassen. Sowohl bei den Long Drive Open dieses Jahres in Hannover als auch bei dem World Long Drive Event letzte Woche in Kingsport waren über 1000 begeisterte Zuschauer vor Ort, was zweifellos fantastisch ist. Für das anstehende Event in Warnemünde erhoffe ich mir natürlich ebenfalls eine große Zuschauermenge, die für eine mitreißende Stimmung sorgen wird.
Abschließend, was sind deine langfristigen Ziele im Long Drive-Sport, und wie siehst du die Zukunft dieses aufregenden Sports in Europa?
Martin Borgemeier: Persönlich engagiere ich mich nachdrücklich dafür, dass die European Long Drive Games und World Long Drive von ihren Synergien profitieren und gemeinsam wachsen können. Besonders für die World Long Drive ist es äußerst spannend auch in Europa Turniere auszurichten, da der Name bereits impliziert, dass die Tour weltweit präsent sein sollte – nicht nur in den Vereinigten Staaten. Die European Long Drive Games spielen dabei zweifellos eine Schlüsselrolle bei der Organisation von Veranstaltungen in Europa. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten 2-5 Jahren mindestens zwei TV-Events in Deutschland erleben werden, bei denen sowohl die World Long Drive als auch die European Long Drive Games eine bedeutende Rolle spielen werden.
(Text: European Long Drive)