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Ryder Cup

Ein europäischer Sieg und eine deutsche Niederlage – Ryder Cup 2018/22

26. Okt. 2018 von Benjamin Reeve in Köln, Deutschland

Ryder Cup 2022, Rom, Pressekonferenz

Der Ryder Cup bei der Pressekonferenz im Foro Italico im Dezember 2015 in Rom.

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Außer, dass das Happy-End ohne „Star-Spangled Banner“ auskommen musste, hatte der Ryder Cup 2018 in Paris alle Komponenten eines amerikanischen Blockbusters. „Against all Odds“ – steht die geballte Major-Power (31 Titel) dem „European Dozen“ (6 Majortitel) gegenüber. Elf Spieler des amerikanischen Teams unter den Top-20 der Welt. Europa ist klarer Außenseiter und startet zittrig im Fourball-Auftakt. Die Hoffnungen schwinden. Doch das Team um Thomas Björn rauft sich zusammen, wächst über sich hinaus und reißt 270.000 Fans vor Ort und 620 Millionen an den TV-Geräten mit, während die Amerikaner in Egomanie verfallen und enttäuschen. Am Ende wird das „Märchen von Paris“ mit einem 10,5 zu 17,5 Sieg für Europa in die Geschichtsbücher des Golfsports eingehen.

Europäischer Blockbuster wird zu deutscher Tragödie

Solch einen sportlichen und durchaus emotionalen Höhepunkt des Golfsports in Deutschland austragen zu dürfen, darum bewarb sich der Deutsche Golfverband mehrfach und scheiterte mehrfach. Zuletzt unterlag Deutschland der Bewerbung Italiens um den Ryder Cup 2022.

Zwar galt Deutschland und das A-Rosa-Resort am Scharmützelsee (Bad Saarow) lange als Favorit. Neben Wirtschaftspartnern, konnten die Bewerber eine Steuerbefreiung erreichen. Dass diese als „Meilenstein“ bezeichnet wurde, zeigt wiederum den Stellenwert des Golfs in Deutschland. Voraussetzung für den Steuerrabatt sei ein besonderes öffentliches Interesse, welches vom damaligen Finanzminister Wolfgang Schäuble zunächst bezweifelt wurde. Erst durch die mediale Unterstützung des DOSB und mehrerer prominenter Partner, wurde dem Finanzministerium das öffentliche Interesse verdeutlicht und die Befreiung ermöglicht. „Wir freuen uns sehr, dass wir die Politik von der überragenden Bedeutung des Ryder Cups mit einer Entscheidung pro Steuerbefreiung überzeugen konnten“, resümierte Verbandspräsident Kobold 2015. Dabei waren die Befreiungszusagen keinesfalls umfänglich. Sie umfassten zwar die Umsatzsteuer der Miete des Golfplatzes, Eintrittskarten und Merchandising-Produkte hätten jedoch weiterhin versteuert werden müssen. Den Kampf um das Turnier gewann letztlich dennoch Italien gegen Deutschland, Österreich und Spanien.

Kleiner Verband – großes Geld

Ein vergleichender Blick auf die europäischen Nachbarn offenbart, dass Deutschland mit 644.943 Mitgliedern Platz zwei der mitgliederstärksten Verbände der EGA. Und dies nur knapp hinter England (652.000 Mitglieder) und weit vor Schweden (491.768 Mitglieder) aber auch, dass im europäischen Ausland eine größere Verzahnung von Politik und Golfsport besteht und der Zugang zu staatlichen Fördertöpfen für die Golfverbände scheinbar einfacher ist. Der französische Golfverband (410.261 Mitglieder) versprach in seinem Antrag, um den Ryder Cup 2018 ausrichten zu können, 100 neue Golfplätze zu bauen. 83 Plätze wurden auch dank großzügiger staatlicher Subventionen realisiert. Eine Steuerbefreiung war sowohl für Frankreich 2018 als auch für Italien 2022 das kleinste Problem. Ausschlaggebend dafür, dass der kleine italienische Verband (85.750 Mitglieder) den Ryder Cup 2022 im Marco Simone Golf & Country Club in der Nähe von Rom austragen wird, war jedoch vor allem die überwältigende Zusage von 150 Millionen Euro an die Ryder Cup Europe (Deutschland versprach 20 Millionen und Österreich 44 Millionen). Darin enthalten war eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 97 Millionen Euro. Doch das italienische Gesamtkonzept wurde als noch umfassender dargestellt. Die Italian Open sollen künftig mit Etihad Airways als neuem Namensgeber und Financier aufgewertet werden. Für das auf nunmehr sieben Millionen Euro dotierte Preisgeld soll die Fluggesellschaft sorgen. Zu guter Letzt hat das Nationale Olympische Komitee Italiens den Antrag für den Ryder Cup finanziell unterstützt, da es die Bewerbung als Teil der Strategie ansah, Olympia nach Italien zu holen.

Mit diesen Versprechungen könne und wolle man nicht mithalten, hieß es aus informierten Kreisen. Staatliche Bürgschaften in dieser Höhe seien für ein Turnier wie den Ryder Cup nicht schlüssig begründbar. Und tatsächlich stellten sich die italienischen Finanzierungszusagen als Schnellschüsse heraus.

Rom: Kein Olympia, kein Ryder Cup?

Nachdem die geplante Olympia-Bewerbung Roms von Bürgermeisterin Virginia Raggi mit Verweis auf mangelhafte Finanzierungspläne abgesägt wurde, häuften sich die Gerüchte, dass auch der Ryder Cup nicht in Rom stattfinden wird. Jedenfalls stellte Pietro Grasso, Präsident des italienischen Senats, die Begründetheit der 97-Millionen-Bürgschaft in Frage und lehnte das Gesetz, in dem die Bürgschaft verbrieft war, ab. Die Ryder Cup Entscheidung für Italien war allerdings gefallen und so musste Verbandspräsident Franco Chimenti umdenken und ließ zunächst eine Frist zu Sicherstellung der Finanzierung verstreichen. Daraufhin stellte der italienische Ryder-Cup-Turnierdirektor Gian Paolo Montali seinerseits der Regierung in Rom ein Ultimatum. „Entweder wir liefern die geforderte Bürgschaft, oder wir verlieren den Auftrag für die Organisation des Events.“ Letztlich präsentierte man Verträge mit der schweizerischen Sportmarketing-Agentur Infront Sport & Media, die dem Verband Einnahmen von 40 Millionen Euro über einen Zeitraum von elf Jahren garantieren sollen und eine staatliche Bürgschaft für den Restbetrag in Höhe von 57 Millionen Euro.

Die Sportmarketing-Agentur untersteht einem chinesischen Eigner und erhält vom italienischen Golfverband die Eventmanagement-, Vermarktungs- und Digitalrechte für u.a. elf Austragungen der Italian Open, 88 Turniere der Italian Pro Tour und 30 Events der „2022 Road to Roma“-Reihe.

Bleibt abzuwarten in welchen finanziellen Dimensionen folgende Bewerbungsrunden für den Ryder Cup stattfinden und wie sich der Deutsche Golfverband darin aufstellt.

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