Esther Henseleit hat mit der Silbermedaille bei Olympia und ihrer ersten Solheim-Cup-Teilnahme ein aufregendes Jahr 2024 hinter sich. Das erste Highlight für 2025 steht auch schon fest: Vom 26. bis 29. Juni 2025 tritt die 25-Jährige beim Amundi German Masters auf dem Nord Course von Green Eagle bei Hamburg an. Erstmals findet dort eine Austragung des German Masters auf der Ladies European Tour statt. Am 17. Dezember sprach Henseleit bei einem Pressetermin zum Turnier darüber, was ihr hier Heimturnier bedeutet und machte eine spannende Ankündigung: Vor dem LET-Turnier soll es ein Qualifikationsturnier für Mädchen unter 18 Jahren geben. Auf die Siegerin der Quali wartet eine Teilnahme beim Amundi German Masters 2025.
"brauchen meine Hilfe nicht, um deutsche Meisterschaften zu gewinnen."
Frage: Esther, Du bist Hamburgerin und wohnst mittlerweile in den USA. Wie oft bist Du im Jahr noch hier?
Esther Henseleit: Nicht so oft. Jetzt im Dezember bin ich tatsächlich drei Wochen in Deutschland, auch ohne meine Golfschläger, was mal ganz angenehm ist. Im Zuge der europäischen Turniere im Sommer bietet es sich auch immer an, die Familie zu besuchen. Aber ansonsten bin ich hauptsächlich in den USA unterwegs.
Frage: Inwiefern freut es Dich, dass Du hier ein doppeltes Heimspiel hast? Einerseits warst Du bekanntlich sehr, sehr erfolgreich mit dem Hamburger GC, andererseits bist Du eigentlich Niedersächsin mit dem Golfclub am Meer. Wie eng bist Du noch an deinem Ursprungsverein in Niedersachsen dran?
Esther Henseleit: Meine Eltern wohnen sehr nah am Golfclub am Meer in Bad Zwischenahn. Immer, wenn ich sie besuche, gehe ich zur Range und meistens trifft man ein paar bekannte Gesichter. Der Golfverband Niedersachsen-Bremen war mein Urverband, wo ich als Neunjährige im Kader war. Und es ist schön, dass diese beiden [Anm.d.Red.: Hamburger GC und Golfclub am Meer] in der Nähe des Austragungsortes sind und Familie und Freunde aus der Gegend wirklich eine Chance haben, uns zuzuschauen.
Frage: Welche Verbindung hast Du noch zum Hamburger GC? Sprichst Du mit Spielerinnen, gibt es da einen Austausch?
Esther Henseleit: Es gibt immer noch einen Austausch. Ich komme so oft wie möglich zurück in den Hamburger GC und versuche mich mit den Mädels, mit denen ich früher in der Mannschaft gespielt habe, aber auch mit dem Nachwuchs, auszutauschen. Es wird natürlich immer schwieriger dadurch, dass ich nicht so viel in Deutschland bin, aber ich probiere auf jeden Fall den Kontakt zu bewahren.
Ich schaue mir immer die DGL-Ergebnisse an - jeden Spieltag. Es ist extrem schön zu sehen, wie gut sie auch ohne mich klarkommen. Sie brauchen meine Hilfe nicht, um deutsche Meisterschaften zu gewinnen.
Esther Henseleit: "Hoffentlich kommen so viele Leute wie möglich"
Frage: Wie vertraut bist Du mit dem Nord Course der Green Eagle Golf Courses?
Esther Henseleit: Ich habe hier vor ein paar Jahren das Pro-Am bei den Herren gespielt. Das war das erste Mal, dass ich den Platz gespielt habe. Ich hoffe, dass wir den Kurs nicht ganz von hinten spielen werden.
Frage: Deine Stärke ist das lange Spiel. Liegen Dir solche Plätze wie bei Olympia und wie hier in Green Eagle, wo sich vom Tee aus die Spreu vom Weizen trennt?
Esther Henseleit: Je schwieriger der Golfplatz ist, umso besser ist es normalerweise für mich, da meine Stärke im langen Spiel liegt. Wie man bei den Majors und in Paris gesehen hat, macht es mir immer Spaß, wenn es wirklich drauf ankommt vom Tee aus und ins Grün, wenn die Grüns schnell und hart sind. Ich hoffe natürlich, dass wir das auch hier erwarten dürfen.
Frage: Wie gehst Du mit der Aufmerksamkeit beim Heimturnier um?
Esther Henseleit: Es ist beim Heimturnier sicherlich immer ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auf einen gerichtet. Das ist natürlich auch schön. Ich hoffe, dass wir so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf uns ziehen können. Man freut sich natürlich auch, wenn man ein bisschen mehr mit den Medien zu tun hat und einfach die Chance bekommt, die Bühne noch ein bisschen größer zu machen.
Sobald ich dann auf dem Golfplatz bin - und auch hier ist der Fokus auf mir - schaffe ich es eigentlich immer ganz gut, eine Grenze zu ziehen. Das ist so ein bisschen mein Raum. Das ist das, was mir Spaß macht, was ich auch genieße, unter Druck zu spielen.
Selbstverständlich hoffe ich, dass mein Golf auch gut um die Ecke kommt und ich vorne mitspielen kann. Hoffentlich kommen so viele Leute wie möglich.
Frage: Du wolltest heute noch etwas sportliches ankündigen.
Esther Henseleit: Ja. Es wechseln immer wieder neue, gute Spielerinnen in den Profibereich. Und um das eben noch ein wenig zu fördern, wird es ein Qualifikationsturnier für Mädchen unter 18 Jahren geben.
Die Gewinnerin dieser Qualifikation wird eine Einladung in das Profiturnier erhalten und so die Chance bekommen, wirklich Turnier-Erfahrung auf der Ladies European Tour zu sammeln. Ich hoffe natürlich, dass viele Mädchen aus ganz Deutschland, aber besonders auch aus der Region Hamburg, mitspielen werden.
Frage: Wie bist Du auf diese Idee gekommen?
Esther Henseleit: Die Jugendarbeit und der Nachwuchs im deutschen Golf, vor allem auf der weiblichen Seite, ist extrem wichtig für mich. Ich war selbst einmal ein kleines Mädchen, das irgendwie eine Vision brauchte und ich war mal als kleines Mädchen bei dem Turnier in München, was wir damals hatten, und habe zugeschaut. Letztendlich habe ich einen Golfball geschenkt bekommen von Mel Reid. Der Ball war unterschrieben. Es war ein ganz besonderer Moment.
Mel Reid hat mich gefragt, ob ich Golf spiele und dann hat sie gesagt: "Mach weiter, irgendwann schaffst du es auch." Dieser Moment hat mir irgendwie so den Ansporn gegeben und ich hoffe, dass ich das auch an ein paar junge Mädchen weitergeben kann. Das Qualifikationsturnier ist eben jetzt die Gelegenheit, einer guten Juniorin aus Deutschland die Chance zu geben, eine besondere Erfahrung auf der Ladies European Tour zu sammeln.