Denke ich an die Toskana, kommen mir säulenförmige Zypressen, hügelige Weinberge, malerische Olivenhaine und mittelalterliche Bergdörfer in den Sinn.
All dies treffe ich bei meiner Reise in die Maremma an, wie der Küstenstreifen und dessen Hinterland in der südlichen Toskana genannt wird. Früher war es ein Sumpfgebiet, in dem die Malaria vorkam. Doch dies gehört längst der Vergangenheit an. Ebenso wie die Etrusker, die hier einst zuhause waren.
Der Großteil der Maremma liegt in Grosseto, der zweitgrößten der zehn toskanischen Provinzen mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt. Dicht besiedelt ist die Gegend nicht. Auf einer Fläche von 4.500 qm leben ca. 220.000 Einwohner.
Vom südlich gelegenen Rom gelangt man mit dem Pkw in gut zwei Stunden, von Pisa im Norden in ca. 90 Minuten in diese Region. Oder man nimmt den Zug von Siena, der ca. eine Stunde benötigt. Nur fünf Kilometer von dem Ort ‚Gavorrano‘ entfernt, liegt auf einem großen, parkähnlichem Grundstück das vier Sterne ‚Il Pelagone Hotel & Golf Resort‘.
Ein Resort im Umbruch
Nach der Insolvenz der österreichischen Cordial-Gruppe wurde das ganzjährig geöffnete Resort im vorigen Jahr von der FCR Immobilien AG aus München übernommen. Danach hat deren Management bereits zahlreiche Renovierungen bei den Gebäuden und Einrichtungen sowie auf dem Golfplatz durchgeführt. Diese werden in den nächsten Jahren kontinuierlich fortgesetzt, ohne dass dabei der Hotel- oder Golfbetrieb gestört werden soll.
Terrassenförmig an einen Hang gebaut, verfügt das Resort über 123 Appartements, die auf zwei Hügeln beidseitig der kleinen Hotel-Rezeption platziert sind. Die Deluxe-Klasse ‚Borgo‘ besteht aus 48 Einheiten, die gleichmäßig auf sechs Häuser verteilt sind. Auf der anderen Seite des Areals befinden sich die Häuser der Kategorie ‚Villagio‘.
Mein 50qm großes 2-Raum-Appartement der besseren Kategorie verfügt über ein bequemes Doppelbett, einen Wohnraum mit Schlafsofa und einer offenen, kleinen Küche sowie einen Esstisch mit Stühlen. Eine Klimaanlage ist ebenso vorhanden wie ein Flachbild-SAT-TV. Das Bad mit Dusche und WC ist großzügig bemessen. Alles ist sehr sauber und gepflegt.
Die ‚Villagio‘-Unterkünfte sind reihenhausmäßig angeordnet und größtenteils von Wald umgeben. Von ihnen schaut man entweder auf die ersten fünf Löcher des Golfplatzes oder auf die Hügel der Weinberge herab. Modernisierungen etlicher Zimmer sind bereits durchgeführt und weiter im Fluss. Tennisplätze und Mountain-Bike Räder erfreuen Sportler, das Wellness-Angebot in dem kleinen Spa bietet Möglichkeiten der Entspannung. Der Service ist in der gesamten Anlage freundlich und aufmerksam.
Leckere Antipasti, Pasta und Pizza
Die Anlage verfügt über zwei Restaurants. Hinter der Hotel-Rezeption befindet sich die Pizzeria mit der Poolbar, die geschmackvolle, typisch italienische Gerichte und Weine anbieten. Die Antipasti sind ebenso lecker wie die frischen Pastagerichte und Pizzen.
Von der Bar-Terrasse blickt man auf den großzügigen Hauptpool, in dem man herrlich seine Bahnen ziehen kann. Kids können in dem zweiten, separaten Pool planschen.
Auf einem der beiden Hügel thront das Haupt-Restaurant ‚Le Cerretelle’ mit schöner Terrasse. Frühstück und Abendessen sind quantitativ und qualitativ ohne Beanstandung und schmackhaft.
Entspanntes Golfen in typischer Umgebung
Bereits bei der Anfahrt zum Hotel bekommt man einen ersten Eindruck von dem schön angelegten Par 71 Platz. Unterhalb der Zufahrtsstraße blickt man auf die tiefer liegenden ersten Bahnen mit den dahinter am Hang befindlichen ‚Villagio‘-Appartements.
Designed wurde er von dem Briten Keith Preston und feierte 2019 sein 20-jähriges Bestehen. 2003 wurde er als einer der zehn besten neuen Plätzen Italien’s ausgezeichnet. Etliche Pro Ams haben hier bereits stattgefunden.
Der ganzjährig bespielbare Platz hat von den gelben Abschlägen eine Länge von 5.542 m, von rot 4.804 m. Er verfügt über einige bemerkenswerte Löcher. Bei dem Pflegezustand überzeugt mich besonders die Qualität der Grüns.
Die meist breiten Fairways verlaufen zunächst flach, danach ansteigend durch die leicht hügelige, offene Landschaft. Immer wieder bin ich von den Säulenzypressen begeistert. Allein an fünf der ersten sechs Löcher kommt Wasser ins Spiel, das ich an der fünften und sechsten Bahn frontal überspielen muss. Weiteres folgt auf der Back Nine. Die sich in der Sonne an den Seeufern putzenden Nutrias ziehen meine Blicke an.
Über eine Kuppe geht es zum zehnten Abschlag. Es ist das schwierigste Loch. Der Tee Shot über die tiefe Schlucht erfordert volle Konzentration. Danach wird es hügeliger und teilweise auch schmaler. Die 11, ein kurzes Par 3, ist optisch reizvoll. Hier reicht ein halber Schwung mit dem Sand Wedge, um das weit unterhalb liegende Grün anzuspielen.
Die 15, ein Par 5 mit einer Länge von 452m, endet mit ihrem Grün vor der Schlucht, die es an der Zehn zu überwinden galt.
Dann geht es zurück über die Kuppe zur 16, dem dritten Par 3 auf der zweiten Neun.
Die letzten drei Löcher spiele ich von erhöhten Abschlagen in die offenen, breiten Fairways. Die 18 bietet bei schönem Wetter Sicht auf das in der Ferne liegende Meer mit der Insel Elba. Bei meinem Schlag ins Grün gilt es noch einmal frontales Wasser zu überwinden.
Die Runde spielt sich entspannt. Bis auf die heißen Sommermonate kann man den Platz bequem zu Fuß bewältigen. Entscheidet man sich für eines der brandneuen Elektrocarts, wird man von deren Beleuchtung und den strahlenden Bremslichtern überrascht.
Sauberer Strand und glasklares Tyrrhenisches Meer
Nach gut 20 Minuten erreicht man in 18 km Distanz den privaten, umzäunten Beachclub des Resorts. Auf der Strecke dorthin finden Selbstverpfleger Einkaufsmöglichkeiten. Er liegt teilweise erhöht in einem Wald, in dem sich auch ein Restaurant und ein kleines Open-Air Café befinden. Darunter tut sich der saubere und gepflegte Sandstrand auf.
Umkleidekabinen stehen ebenso zur Verfügung wie saubere Toiletten und Duschen. Liegen und Sonnenschirme verteilen sich auf drei Reihen am Strand und oberhalb unter den schattenspendenden Bäumen des Waldes. Handtücher nimmt man aus dem Resort mit.
Das Wasser ist glasklar und bietet eine herrliche Erfrischung. Ebenso wie die frischen Früchte des Strandverkäufers, der mit einer schrillen Tröte auf sich und seine Strandraupe aufmerksam macht.
Salute!
Bei einer Toskana-Reise darf natürlich ein guter Wein nicht fehlen. Der Chianti Classico zählt mit zu den den bekanntesten Sorten der Region. Er besteht zu mindestens 75% aus der Rebsorte Sangiovese.
Am besten lernt man die großartigen Weine der Toskana bei einem Besuch einer der zahlreichen Weinanbaubetriebe kennen. Einige werden von Familien geführt, so wie auch die kleine ‚Azienda Agricola Valentini‘, die auf dem Gebiet der historischen Stadt Massa Marittima liegt. Die sympatischen Familienmitglieder bieten nicht nur eine fachkundige, individuelle Führung durch ihren Betrieb sondern stellen auch bei der anschließenden Verkostung ihre großartigen, mehrfach ausgezeichneten Weine vor. Auf ihrem sechs Hektar großen Grundstück bauen sie hauptsächlich die Trauben Sangiovese, Vermentino und Malvasia Nero an, ergänzt um kleinere Mengen Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignon.
Die Begeisterung, mit der die Familie ihrer Passion nachgeht, spürt man in jedem der mit großem Stolz kredenzten Tropfen ihrer insgesamt sieben produzierten Weine.
Leckerer Käse, herzhafter Schinken, deftige Salami, eingelegte Tomaten und reife Oliven runden die großartige Verkostung ab. Hier erlebe ich italienische Herzlichkeit und Lebensfreude pur.
Auf und ab inmitten großartiger Bäume
Ca. 20 km vom ‚Il Pelagone Resort‘ entfernt liegt der GOLF CLUB PUNTA ALA,
der bereits 1964 gegründet wurde. Der 18 Loch, Par 72 Platz, wurde von Giulo Cavalsani gestaltet und ist ein völliger Gegensatz zu dem Toscana Golf. Von den gelben Abschlägen sind 6.036 m, von den roten 5.311 m zu überwinden. Seine Bahnen führen durch dichten Wald und sind von beeindruckenden, hohen Bäumen sowie der tyischen Macchia der Maremma umgeben.
Ich starte auf der Zehn, da am Morgen ein Rudel Wildschweine auf den ersten Bahnen seine Spuren hinterlassen hat. Meine erste Bahn hat es gleich in sich. Das enge Fairway des 462 m langen Par 5 ist nicht sehr breit und will von dem erhöhten Abschlag erst einmal getroffen werden.
Auch das nächste Loch, ein 180 m langes Par 3 mit einem von vier Bunkern bewachten Grün, fordert einen präzisen Abschlag. So geht es weiter. Die 12, ein 420 m langes Par 4, ist das zweitschwerste Loch des Platzes. Es verläuft als Dogleg bergab.
Auf der Front Nine bieten die Eins und Sieben einen schönen Blick auf das Meer. Die Acht, ein Par 4, geht 382 m ständig bergauf und ist das schwierigste Loch.
Die engen Bahnen schlängeln sich durch das teilweise extrem hügelige Gelände. Der Platz ist anspruchsvoll und sportlich herausfordernd. Nicht umsonst ist sein Slope für die Herren 140, für die Damen 137. Der CR-Wert liegt bei 73,8.
Wasserhindernisse gibt es auf dem Platz nicht. Doch auch ohne diese ist die Runde eine echte Challenge.
Von der Terrasse des an den Hang gebauten Clubhauses genieße ich den Panoramablick über das Putting Green, den Abschlag der dahinter liegenden Eins bis auf das naheliegende Meer mit der Insel Elba. Der frische Fisch und der leckere Weißwein machen mein Golferlebnis nach der Runde perfekt.
Wohnen in Strandnähe
Wer ein geplfegtes Hotel mit all seinen Annehmlichkeiten gegenüber einer Appartement-Anlage präferiert und nicht abseits wohnen möchte, findet in dem vier Sterne ‚Punta Ala Golf Hotel‘ in dem gleichnamigen, mondänen Ort ein passendes Angebot.
Die 130 renovierten Suiten, der großzügige Pool im weitläufigen Garten, das umfangreiche Angebot des 800 qm großen Spas, die ausgezeichnete Gastronomie, der private Beachclub und die Nähe zum Golfclub bieten beste Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub.
Mir gefallen auf dieser Reise besonders das ‚Dolce Vita‘, die einzigartige Landschaft, das saubere Meer sowie die beiden Golfplätze, die sich prima ergänzen. Sie bieten wie die Resorts ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis. Wer weiß, wie lange noch?
Reisetipps für den Süden der Toskana auf einen Blick