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PGA Tour

Ein Star-Aufgebot investiert in die Golf-Vision von Tiger Woods und Rory McIlroy

03. Nov. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Prominente Investoren für das neue Golf-Spektakel von Tiger Woods und Rory McIlroy. (Foto: Getty)

Prominente Investoren für das neue Golf-Spektakel von Tiger Woods und Rory McIlroy. (Foto: Getty)

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So geht’s auch. Man nehme …, nein: Man habe zwei große Namen, setze auf einen Zukunftstrend, installiere ein operatives Team, das leise arbeitet statt laut herum zu tönen. Et voilà, gut zwei Monate nach der Präsentation einer Geschäftsidee samt Konzept, Firmierung und Organisationsstruktur ist auch der Investoren-Pool veröffentlichungsreif. Die Teilnehmerliste liest sich wie ein Who’s Who aus Sport, Showbiz und Wirtschaftswelt. Siehe da, um den ersten Satz aufzugreifen: Es geht auch ohne den faustischen Pakt mit einer sinistren Monarchie, ohne den Seelenverkauf an die Profilierungssucht eines Regimes.

„Die Besten der Besten für unsere Idee gewinnen“

Will heißen: Tiger Woods und Rory McIlroy lassen dem „Outing“ ihrer Firma TMRW Sports, gesprochen Tomorrow Sports, nun weitere Taten folgen. Während der 15-fache Majorsieger an seinem Gangbild arbeitet und der Nordire sich zurück an die Spitze der Weltrangliste gekämpft hat, werkelten Mitgründer und TMRW-Vorstand Mike McCarley und seine Crew an der Struktur und vor allem am finanziellen Fundament der neuen Unternehmung. „Es war von Beginn an unser Plan, die Besten der Besten für unsere Idee zu gewinnen und mit ihnen zusammen zu arbeiten“, betont der einstige Medienmanager und Präsident der NBC Sports Group, der unter anderem im Vorstand der Arnold & Winnie Palmer Stiftung und der National Golf Foundation sitzt.

Hamilton, Bale, Williams, Curry, Timberlake …

Als da sind: der siebenfache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und mit ihm Vollgas-Artisten wie Lando Norris, Carlos Sainz und Mark Webber; der golfverrückte Fußballer Gareth Bale und die US-Weltmeisterin Alex Morgan; Tennis-Diva Serena Williams und Racket-Recke Andy Murray; Eishockey-Heros Sidney Crosby, die Basketballer Stephen Curry und Andre Iguodala; die American-Football-Asse Josh Allen, Larry Fitzgerald und Tony Romo; nicht zuletzt Pop-„Titan“ Justin Timberlake. Um nur die Prominentesten im Reigen der Promi-Investoren zu nennen.


Dazu gesellen sich Wirtschaftsmagnaten wie Arthur Blank, Eigner des NFL-Teams Atlanta Falcons und der PGA-Tour-Superstore-Kette und John Henry, Inhaber der Fenway Sports Group. Oder Jimmy Dunne, Präsident des Seminole Golf Club, und McCarley-Mentor Dick Ebersol, dessen Vorgänger als Chef von NBC Sports.

Das ist in Summe mal ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Da können sich die TMRW-Zugpferde dann anlässlich von Halloween durchaus entspannt zum Horst machen. „Tiger, Rory und ich schätzen die Unterstützung dieses unvergleichlichen Teams von Investoren, Beratern und Botschaftern und ihren Glauben an unsere Vision, durch die Nutzung von Technologie fortschrittliche Ansätze für den Sport schaffen zu können“, sagt McCarley.

2024 Start des Stadionspektakels

Im Januar 2024 soll’s dann losgehen mit der Tomorrow Golf League (TGL) im Team-Format, mit der Gamification des Spiels als Stadionspektakel. Salopp gesprochen werden die Montags-Events – veranstaltet in Kooperation mit der PGA Tour und zur besten US-Sendezeit im TV zu sehen – eine Mischung aus Simulator-Golf und realen Elementen wie Putten. Die passenden Grüns baut Woods mit PopStroke ja eh schon. Es werden Eintages-Veranstaltungen mit Kolosseum-Charakter, Zielschießen, Licht und Show-Effekten. Mit Rummel, Tailgating und Tribünenstimmung wie bei der Phoenix Open am Party-Loch. Und mittendrin das Triple-A-Personal der Tour als Matadore.

Golf goes Südkurve

Woods und McIlroy haben mit ihrer gemeinsamen Event- und Medien-Firma die Zeichen der Zeit erkannt. Die Spaßgesellschaft ist in der Breite nicht (mehr) durch ermüdende Zählspiel-Formate über vier Tage abzuholen, sofern denen nicht der Nimbus der Besonderheit eines Majors oder andere Bedeutsamkeit anhaftet. Mit der TGL heben der „Shadow Commissioner“ und der erste Paladin der PGA Tour das Spiel auf den Level modernen Entertainments. Wie seinerzeit, als Callaway das Stadion der San Diego Padres zur Baseball-off-Season in die „Links At PetCo Park“ verwandelte: Golf goes Südkurve. Das passt zum Zeitgeist.

Woods und McIlroy retten Monahan den Job

Die Star-Power, die sich nun hinter TMRW Sports versammelt hat, zeigt, dass das Konzept ankommt, dass es richtig und prospektiv ist. Nicht zuletzt sorgen derartige Investoren für zusätzlichen Glamour, für noch mehr Attraktivität. Denn die eine oder der andere wird es sich garantiert nicht nehmen lassen, selbst im Rahmenprogramm der TGL zum Schläger zu greifen. Wer braucht da noch Snoop Dogg auf einer LIV-Bühne …

Irgendwie hält sich freilich der Eindruck, dass Woods und McIlroy dem PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan derzeit beim Armdrücken mit LIV Golf den A… Job retten. Sie haben ihre tourtreuen Kollegen auf die Zukunft des Establishments eingeschworen, servierten dem „Commish“ die Idee von den Elevated Events mit mindestens 20 Millionen Dollar Preisgeld und garantiert geballtem Hochkaräter-Aufgebot als Gegenleistung, sorgen mit der TGL zudem für die dringend notwendigen Innovationen.

Die Glanz-Kur der Tour hat ihre Schattenseiten

Der mächtig in der Kritik stehende Monahan darf derweil die darob entstandenen Wogen glätten. Die Glanz-Kur mit so viel neuem Geld hat nämlich auch ihre Schattenseiten. Logisch. Vor allem für die Turniere und Veranstalter samt ihrer Sponsoren, die nicht zu den Elevated Events gehören, und zurecht eine Zweiklassengesellschaft im Spielplan befürchten, wenn die Top-Leute der Tour sich auf die Top-Veranstaltungen fokussieren – bei denen sie überdies zum Start verpflichtet sind, um beim Player Impact Program (PIP) mitmachen zu dürfen.

Also unterteilte Ponte Vedra Beach die Elevated Events in einen unveränderlichen Neuner-Kern sowie in ein rotierendes Quartett, für das sich jedes Jahr andere Turnier bewerben können, und bestimmte außerdem, dass die Elite-Spieler auch mindestens Drei-Nicht-Elevated-Events spielen müssen.

Die „Rahm-Regel“

Was wiederum John Rahm auf den Plan rief, der zu bedenken gab, dass vier Majors plus 13 Elevated Events in den USA plus drei weitere Pflichtturniere ebendort zuviel (Reise-)Belastung mit sich bringen könnten, wenn die Europäer unter den PGA-Tour-Stars sich gleichermaßen die Mitgliedschaft auf der DP World Tour bewahren wollen.


„Das ist eine Menge organisatorischer und logistischer Aufwand, nicht zu reden von der physischen und psychischen Belastung, wenn Leute wie Rory McIlroy oder ich 20 Turniere für die PGA Tour sowie noch drei, vier weitere auf der DP World Tour bestreiten müssen und ein paar ganz nach eigener Wahl spielen wollen. Und alle zwei Jahre kommt auch noch der Ryder Cup hinzu.“

Jon Rahm


Deswegen kreierte Monahan jetzt die „Rahm-Regel“: Ein Elevated Event kann „aus persönlichen oder beruflichen Gründen“ ausgelassen werden, ohne dass dadurch die Teilhabe am Player Impact Program (PIP) gefährdet ist, dessen Ranking wiederum den Reigen der Elite-Spieler definiert. Zusätzlich wird freigestellt, eins der vorgeschriebenen Nicht-Elevated-Events bereits in diesem Herbst zu absolvieren.

„Einige Sponsoren sind wirklich wütend“

Klingt alles ganz schön kompliziert. Vieles ist auch längst noch nicht vollends geklärt. Und hinter den Kulissen gärt jede Menge Kritik. Beispielsweise hätten viele Veranstalter lieber neun statt nur vier rotierende Turniere. „Damit jedes Turnier im Spielplan mindestens alle drei, vier Jahre ebenfalls ein Elevated Event sein kann“, zitiert „Golf Digest“ einen Insider: „Da gibt es Leute, die echt sauer sind über den Weg, den die PGA Tour eingeschlagen hat. Jedem ist klar, dass es um die Bekämpfung von LIV Golf geht. Aber damit verprellen sie bewährte Partner. Einige Sponsoren sind wirklich sehr wütend.“

Neuer Reiz für die „Fall Season“?

Ab 2023 wird der Herbst zum Qualifikationsfenster für die ab 2024 wieder im Kalenderjahr-Modus laufende Spielzeit der PGA Tour. Es gibt immerhin Stimmen, die der bislang oft irrelevanten und mit allenfalls zufälligen Star-Sichtungen vor sich hinplätschernden „Fall-Season“ frischen Wind und neuen Reiz attestieren, wenn die Golf-Hinterbänkler dort künftig um einen Platz an den üppig gefüllten Tour-Trögen wetteifern.

 

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Rory McIlroy übrigens glaubt eh, dass der amerikanische Herbst dem American Football gehört und Golf in dieser Zeit eher stört. Dabei hat er selbst den „goldenen Oktober“ gut genutzt und sich mit der Titelverteidigung beim CJ Cup in der Weltrangliste wieder auf den Platz an der Sonne gehievt.

Irish Open künftig im September

Künftig können er, Rahm und Co. nach der Tour Championship im August direkt gen Europa reisen und dort das Geschehen auf der DP World Tour bereichern. Im Hauptquartier in Virginia Water freuen sich Keith Pelley und seine Truppe schon, die für kommendes Jahr 39 Turniere in 26 Ländern, eine Gesamtdotierung von 144,2 Millionen Dollar und erstmals sogar Garantiegelder ausschreiben, was als „Earnings Assurance Programme“ (Einkommens-Absicherung) tituliert ist und je nach Mindestturnier-Teilnahmen ausgezahlt wird. Die Strukturreform der PGA Tour gibt der kleinen europäischen Schwester nämlich im Wortsinn neuen Spielraum. Das Austragungsdatum der Irish Open 2023 wurde jedenfalls schon mal auf Anfang September (7. bis 10.) verlegt.

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